Gedichte-Eiland

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fee 14.04.2009 20:43

lang nicht mehr
 
hast lang nicht mehr dich so gehasst,
lang nicht gefühlt, was du verpasst,
verprasst, achtlos getreten,
lang nicht mehr demütig gebeten

um halt und um getragen-werden,
hast dich verschanzt hinter gebärden
voll hochmut, voller ironie.
erlagst dem trug jener magie,

die selbstverblendend, leise schleichend,
niemals sich selbst das wasser reichend
im herzen säte neid und leere.
dort, wo der sitz der seele wäre,

die, ließe man sie einfach wachsen,
sich winden würd um jene achsen,
um welche universen kreisen,
in denen wir alleine reisen.

im zentrum stets verhasstes ICH,
niemals der sonne warmes licht,
das hoffnung und auch wärme spendet,
neubeginn webt, schicksale wendet

zum wachsen, sprießen und gedeihen,
geübt im nähren und verzeihen.



.fee '09

Falderwald 15.04.2009 22:53

Liebe fee,

du meine Güte, hier verirren wir uns ja in die tiefsten Tiefen einer ziemlich wirren Seele hinein.
Oder ist es doch der Ottonormalverbraucher, der hier beschrieben wird?
Der, der sich im Alltag abgewöhnt hat, zu leben, zu erfahren und zu lieben?
Es ist die Angst, die vielen Menschen zu schaffen macht, die Angst vor dem Neuen und die Zweifel am eigenen Selbstvertrauen, das Neue gestalten und meistern zu können.
Für viele muss erst der Zwang kommen, damit sie sich wieder "erholen" und zu den eigentlichen Stärken zurückfinden, die ihnen innewohnen.

So interpretiere ich auch deinen Titel doppeldeutig.
Einmal klingt er recht ironisch und zum anderen sehr traurig.

Lang nicht mehr...

Lang nicht mehr gelebt...

Ja, fürwahr, sehr traurig das Ganze, weil viele Menschen ihre Chance einfach nicht erkennen und damit auch nicht nutzen können.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

fee 17.04.2009 08:48

danke, falderwald,


für deine intensive auseinandersetzung mit diesem doch schweren brocken. nicht grad leichte kost, in die orientierungslosigkeit einer von versagensangst und selbsthass gebeutelten seele abzutauchen.

viele kennen es - in stark gemilderter form allerdings - ja auch von sich. dieses mit-sich-hadern aus zu geringem selbstwertgefühl und überzogenen perfektionsansprüchen heraus. das gefühl, nie zu genügen. irgendwann spricht man sich dann so die existenzberechtigung gleich selbst ab, um anderen zuvorzukommen...

ich hab es stark überzeichnet - und auch wieder nicht. für das individuum fühlt es sich bis zum aufprall tatsächlich lebenssinnbedrohend an....

ich habe sozusagen den absoluten tiefpunkt festgehalten, an dem der mensch in einer solchen stimmung erst aufschlagen muss, damit er grund (seine basis, seine eigenen stärken, die ja da sind, nur vergessen) unter den füßen fühlt, um sich wieder ein stück weit nach oben abzustoßen. eine art schmerzhaftes "aufwachen" und erkennen dessen, was man ganz allein von diesem augenblick an "anders" und so viel "leichter" machen könnte. nur bisher - aus einem meist nicht-selbst-erkennbaren grund - nicht wollte.

der moment des aufpralls und der damit verbundene schmerz, der dann an irgendeinem punkt doch zu groß ist, um noch als leidensgewinn empfunden zu werden, stellt diesen von dir richtig- und wichtigerweise erwähnten
Zitat:

Zwang
dar.


ich denke, sowas erwischt auch otto-normalverbraucher ein paarmal im leben. nicht jeder fällt gleich tief und nicht jeder nimmt es gleich wahr. angeblich leidet jeder mensch in seinem leben ca. 6 bis 7 mal an einer depression - bedingt durch die ganz normalen zum leben gehörenden "krisen" bei änderungen und einschnitten im leben - und die meisten erkennen sie gar nicht als solche. also gehören sie eigentlich zum seelischen reifungsprozess dazu. sind da, um an ihnen zu reifen und zu wachsen.

manche verlieren eben dabei nur mehr die orientierung als andere. dem ganzen wohnt tatsächlich auch eine gewisse ironie inne.


danke für den tollen kommentar also und lieber gruß,

fee


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