Gedichte-Eiland

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Chavali 04.10.2011 01:04

Niemandsland
 
Wer kennt die Straße,
die zwischen Grenzen liegt,
man nicht erkennt,
ob man noch hier ist oder dort,
wo ein Gedanke
zwischen Mauern fliegt;
ist es ein kühler
oder milder Ort?

Wer nennt die Wege,
die man gehen muss,
wo man nur ahnen kann,
was man nicht weiß.
Ein Wegekreuz -
bedeutet es Verdruss?
Geht man verkehrt,
geht man im Kreis.

Im Niemandsland
gehörn die Steine dir,
die du am grauen
Wegesrand geräumt.
Sie bauen mit dir
eine weite Straße,
von der du vorher
lange schon geträumt.




Variation von larin (mit herzlichem Dank)

wollte ich hier hereinkopieren, aber mein PC weigert sich :-(







ginTon 04.10.2011 16:35

hi chavilein

mag ich sehr dein Werk. in meinen Augen steigert es sich von Strophe zu Strophe. die zweite und dritte Strophe gefallen mir doch sehr..

Zitat:

Wer nennt die Wege,
die man gehen muss,
wo man nur ahnen kann,
was man nicht weiß.
Ein Wegekreuz -
bedeutet es Verdruss?
Geht man verkehrt,
geht man im Kreis.

Im Niemandsland
gehörn die Steine dir,
die du am grauen
Wegesrand geräumt.
Sie bauen mit dir
eine weite Straße,
von der du vorher
lange schon geträumt.
habe gerade versucht Synonyme für Niemandsland zu finden und bin auf keine gestoßen. ich denke mal es ist eine Art Traumland, so wie es auch die dritte Strophe so beschreibt, gefällt mir der Text... :)

LG gin

Chavali 04.10.2011 19:15

...danke, ginnie,

für deinen wohlwollenden Beitrag :)
Es war ein Versuch, mal wieder was zu schreiben. Ich bin nicht so sehr zufrieden damit.
Meinst du wirklich, dass der Text gelungen ist?

Niemandsland;)
Zitat:

Zitat von wiki
Im übertragenen Sinn wird damit auch ein besonders unwirtliches Gebiet bezeichnet.


Zweifelnde Grüße,
chavi

a.c.larin 04.10.2011 19:50

hallo chavali,

ich finde die grundidee gar nicht schlecht - darf ich mir das mal rhythmisch zurechtrücken , so wie ich das innerlich höre?
du kannst dir ja dann überlegen, was davon du brauchen willst.

Wer kennt die Straße,
die da zwischen Grenzen liegt,
auf der man nicht erkennt:
Ist's hier? Ists dort?
Wo ein Gedanke sich
zwischen den Mauern wiegt;
Ist es ein kühler
oder milder Ort?

Wer nennt die Wege,
die man tapfer gehen muss,
wo man nur ahnen kann,
was man nicht weiß?
Ein Wegkreuz hier, mag sein -
bedeutet es Verdruss?
Geht man verkehrt herum,
geht man im Kreis?

Im Niemandsland gehörn
die Steine alle dir,
es ist der Wegesrand
damit umsäumt.

Du räumst sie auf
und baust dir eine Straße dann,
von der du lang vorher
schon hast geträumt.


Ich höre das, wie gesagt mit dem musikalischen Ohr - und so könnte ich das nun tatsächlich auch singen. Fehlt nur noch ein zündender Refrain......:)


Ein feines Lied!

Lg, larin

ginTon 05.10.2011 13:11

hi chavilein

Zitat:

...danke, ginnie,

für deinen wohlwollenden Beitrag :)
Es war ein Versuch, mal wieder was zu schreiben. Ich bin nicht so sehr zufrieden damit.
Meinst du wirklich, dass der Text gelungen ist?
Bitte gerne geschehen :) Zu deiner Frage, ja dass finde ich durchaus, ich würde dich nicht schonen, wenn es nicht so wäre ;) Des Weiteren gefällt er mir jetzt inhaltlich noch um einiges besser, da der Text durch die Begriffserklärung "Niemandsland" für mich einen ganz anderen Grundgedanken erhält.

Auffallend sind zwar die vielfachen Wiederholungen von "man" jedoch kann dies genausogut Stilmittel sein und das würde ich dann in dem Sinne nicht bemängeln. In dem Sinne ist es auch ein klassisch orientiertes Werk und durch das "Wer kennt" wird man automatisch an Goethes "kennst du das Land" erinnert. In dem Sinne ist es ein traditionelles Gedicht und als solches gut geschrieben.

Auch vom Klang her konnte ich keine Fehler entdecken, aber da scheiden sich ja bekanntlich die Geister...

liebe Grüße gin

fee 05.10.2011 14:07

ein sehr tief gefühlter text über innere zweifel, die jeden einmal heimsuchen und die fragen "habe ich bisher alles richtig gemacht? werde ich trotz neuen wissens wieder falsche wege beschreiten, ohne es rechtzeitig zu erkennen?" gepaart mit der erkenntnis, dass kein jemals gewählter und gegangener weg wirklich umsonst war. man nimmt stets etwas mit. und man entwickelt vor allem ein gespür für die steine, die sich unter den eigenen füßen richtig anfühlen.

so jedenfalls lese ich deinen text, liebe chavali.

daher hat es mir auch S3 besonders angetan. vor allem die perspektiv-verschiebung darin, WER eigentlich die straße "bildet". stein oder wanderer. der vermeintlich freie wille, auf den der mensch sich so viel einbildet, wird hier ganz leise und doch gewaltig ins wanken gebracht als konzept des daseins.

sehr feinsinnig und genau betrachtet!

Zitat:

Zitat von Chavali (Beitrag 54663)
Im Niemandsland
gehörn die Steine dir,
die du am grauen
Wegesrand geräumt.
Sie bauen mit dir
eine weite Straße,
von der du vorher
lange schon geträumt.



mir ist lediglich die frage entstanden beim lesen von S3, ob die steine nun aN den grauen wegesrand geräumt wurden oder aM grauen wegesrand, wo sie schon waren, (weg)geräumt wurden. beide lesarten machten sinn.

"gehörn die steine dir,
die du an grauen wegesrand geräumt" ebenso wie

"gehörn die steine dir,
die du an/am grauem wegesrand geräumt (im sinne von aufgesammelt bzw. beiseitegeschafft)". auch, wenn sich der sinn der zweiten version erst über ein paar ecken nachdenkens eröffnet.

so ganz also bin ich mir da nicht sicher, wie ich das als leser im sinne des autors lesen soll. aber das ist auch das einzige, was mich wirklich "aufgehalten" hat für einen moment beim genießen der philosophischen betrachtung.


sehr gern gelesen!

lieber gruß,

fee

Chavali 05.10.2011 18:47

Hallo liebe larin,
Zitat:

Ich höre das, wie gesagt mit dem musikalischen Ohr - und so könnte ich das nun tatsächlich auch singen.
Fehlt nur noch ein zündender Refrain......:)
Ein feines Lied!
deine musischen Künste gefallen mir :)
Mal sehen, was ich von deinen guten Vorschlägen gebrauchen kann.
Danke dir!


hi ginnie,
Zitat:

Zu deiner Frage, ja dass finde ich durchaus, ich würde dich nicht schonen, wenn es nicht so wäre ;)
Des Weiteren gefällt er mir jetzt inhaltlich noch um einiges besser, da der Text durch die Begriffserklärung "Niemandsland"
für mich einen ganz anderen Grundgedanken erhält.

Auffallend sind zwar die vielfachen Wiederholungen von "man" jedoch kann dies genausogut Stilmittel sein
und das würde ich dann in dem Sinne nicht bemängeln.
In dem Sinne ist es auch ein klassisch orientiertes Werk und durch das "Wer kennt" wird man automatisch an
Goethes "kennst du das Land" erinnert.
In dem Sinne ist es ein traditionelles Gedicht und als solches gut geschrieben.
[...]
nun, da bin ich doch einigermaßen beruhigt, wenn der Text doch ganz gut ankommt.
Danke dir für deine Rückmeldung.


Liebe fee,

für deinen feinen Kommentar danke ich dir herzlich!
Du hast meine Intention absolut sicher erkannt.
Zitat:

mir ist lediglich die frage entstanden beim lesen von S3, ob die steine nun aN den grauen wegesrand geräumt wurden oder aM grauen wegesrand,
wo sie schon waren, (weg)geräumt wurden. beide lesarten machten sinn.
Und weil beide Lesarten Sinn machen, kann sich jeder Leser seine eigene bilden ;)



Nochmals lieben Dank euch!

Herzlichst,
Chavali

Dana 05.10.2011 19:58

Liebe Chavali,

ich kann dieses Werk sogar nachfühlen, weil mir solche Gedankengänge sehr vertraut sind.

Du nennst es:

Zitat:

Zitat von Chavali
Es war ein Versuch, mal wieder was zu schreiben. Ich bin nicht so sehr zufrieden damit.
Meinst du wirklich, dass der Text gelungen ist?

Ja! Ich sehe darin in Schrift umgesetzte tiefe und sinnende Gedankengänge. Ein Besinnen und Erkennen zugleich.

Ich betrachte das Leben als "Sammelalbum", das viele Seiten hat, die mit Bildern gefüllt werden. Blättert man vor und zurück, weiß man, dass alle, so wie sie darin haften, dazu gehören und alle etwas bewirkt haben.
Und weil man beim Betrachten von "Lebensbildern" nicht beständig in einen "Freudentaumel" gerät, schaut man nach innen und hinterfragt. Dabei kommen einem Gedanken, wie wohl die nächsten Bilder sein werden oder ob man auf diese mehr Einfluss nehmen kann.

Die letzte Strophe wendet es ins Positive - auch das gefällt mir besonders gut.:)

Habe gern darin und zugleich im eigenen "Album" ein wenig geblättert und meine Gedanken da gelassen.
Ich weiß es von mir, dass man für solche Zeilen in einer ganz eigenen Stimmung ist - und genau diese überträgt es auf den Leser. Sie sind vertraut.

Dafür, dass du "nur versucht hast" etwas zu schreiben, ist es mehr als gelungen.

Liebe Grüße
Dana

Chavali 06.10.2011 10:51

Liebe Dana,
Zitat:

ich kann dieses Werk sogar nachfühlen, weil mir solche Gedankengänge sehr vertraut sind.
Das ist mir Freude und Trost zugleich.
Zitat:

Dafür, dass du "nur versucht hast" etwas zu schreiben, ist es mehr als gelungen.
Vielen Dank!
Ich bin jetzt auch ein wenig optimistischer, dass ich vielleicht bald wieder zu alter Stärke zurückfinde.

Dein Kommentar hat mich sehr berührt, so, als wären wir Seelenschwestern...


Freudig überraschte Grüße,
Chavali

Stimme der Zeit 08.10.2011 11:42

Hallo, liebe Chavi:),

ich reihe mich artig nach den vorhergehenden Kommentaren ein, was an meiner “Zwangspause” liegt. ;)

Andererseits finde ich es sehr interessant, wenn sich mehrere Meinungen „vor mir“ befinden, dann kann ich vergleichen, wo Übereinstimmungen sind oder ich vielleicht ganz anderer Meinung bin.

Zitat:

Zitat von Chavali
Es war ein Versuch, mal wieder was zu schreiben. Ich bin nicht so sehr zufrieden damit.
Meinst du wirklich, dass der Text gelungen ist?
Zunächst einmal: Ja, durchaus, ich schließe mich darin meinen „Vorgängern“ an. Nach deiner doch recht langen „Pause“ halte ich ein Gefühl der „Unsicherheit“ für völlig normal. Das ginge mir sicher ganz genau so.

Was mir gleich auffiel (und „chavilike“ ist ;)) sind die Reime – in Strophe 1 „liegt-fliegt“, in Strophe 2 „muss-Verdruss“ und in Strophe 3 „dir-dir“. Mir ist im Laufe der Zeit aufgefallen, dass du gerne mit den „Möglichkeiten spielst“, d. h. hier und da eine Besonderheit in deine Gedichte „einbaust“. Gefällt mir gut. :)

Die erste Strophe stellt eine nachdenkliche Frage, die in der zweiten fortgeführt wird und in einer Erkenntnis „mündet“. Zu wissen, was falsch ist, schenkt Sicherheit, was sich in der dritten Strophe in etwas äußert, das ich „erkennendes (Selbst)verstehen" nennen möchte. Dieses Verstehen gibt Kraft und Hoffnung. Jedenfalls wirkt es so auf mich. Der „rote Faden“ zieht sich schön durch dein Werk und verbindet die drei Strophen miteinander. Frage / Frage-Erkenntnis / Erkenntnis-Verstehen = Mut und Hoffnung, den eigenen Weg weiter „ausbauen“ zu können.

„Niemandsland“ ist eine gute Wahl, denn wir bahnen uns unsere Wege durch das „Land des Lebens“, aber das Land „gehört“ uns nun mal nicht, wir sind gewissermaßen nur „Gäste auf Zeit“.

Bei den Steinen sind beide Lesarten möglich. „Gefühlt“ tendiere ich eher zum „Beiseiteräumen von Steinen“, die dem LI im Weg lagen. "Analytisch" (wie ich vorher erwähnte) dann mehr zum „Ausbau“ eines eigenes Weges. Daher kann ich keiner der beiden Sichtweisen einen „direkten“ Vorzug vor der anderen geben – was aber auch gar nicht nötig ist, ich lasse sie einfach beide gelten. :)

Was die "mans" betrifft: Es ist eine "Gratwanderung", denke ich. Wann wirkt es als "ungewollte Wiederholung" und wann ist es ein rhetorisches Stilmittel? Ich kann da auch keine allgemeingültige "Grenze ziehen", sondern entscheide in solchen Fällen am vorliegenden Werk; d. h. per "Gefühl". Stört es mich beim Lesen, fällt es mir negativ auf oder bemerke ich es kaum (bzw. nicht)? Hier ist es so: Bemerkt zwar ja, aber ein "störendes Gefühl" stellte sich nicht ein. Ergo würde ich es hier auch als Stilmittel ansehen, das durchaus so dastehen kann und darf. :)

Interessant ist der tatsächliche „Liedcharakter“, denn trotz einiger trochäischer Versanfänge lässt es sich flüssig lesen. Na, siehst du: Chavi kann’s noch!

In diesem Sinne: Kopf hoch und ruhig optimistisch sein! :)

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße :)

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif


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