Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 03.03.2018 10:12

Unfrei
 
Wir kamen kaum zusammen unter Zwängen,
ermündigt nicht nach bleiernen Gesetzen
von jenen, welche längst nicht mehr begehren:
Zu jung, zu unbesonnen unser Drängen!
Nur allzu leicht geschähe ein Verletzen -
zu Kind die Seele für ein Sicherwehren.

Nur selten - welch berauschendes Ertrinken -
erlaubte uns die Zeit ein Tieferfassen,
damit das Leben an sich selber lerne!
Wir ließen los, getragen vom Versinken,
und auch darin wie seltsam losgelassen,
erlöst im Augenblick am Saum der Sterne!

Die Zeit verging und ich bin alt geworden
und schreibe nun Gesetze für die Jungen.
Ein Treppenwitz der menschlichen Geschichte!
Ich trage meiner Weisheit taube Orden,
zu lange schon der süßen Last entrungen,
und mache leichthin junges Glück zunichte.

Laie 03.03.2018 14:03

Hi eKy,

so kann das wohl sein, dass man sich irgendwie zu dem entwickelt, das man früher gegen einen selbst gerichtet sah. Oder bezieht sich der letzte Vers auf junges Glück, das dem LI zuteilwerden würde? Fremdes, junges Glück zunichte zu machen, wäre ja schon etwas fies.

Den Titel interpretiere ich so, dass du den Menschen die meiste Zeit als gefangen ansiehst. Zunächst durch äußere Zwänge: Eltern, Schule, auch durch das junge Alter. Später dann durch innere Zwänge, die man sich im Laufe des Lebens selbst auflädt oder aufgeladen bekommen hat und nicht mehr los wird.

Das Gedicht regt auf jeden Fall wieder zum Nachdenken an. Auch daher: Sehr gern gelesen!

Gruß,
Laie

Erich Kykal 03.03.2018 15:59

Hi Laie!

Es überrascht mich nicht, dass du den Text sofort richtig verstanden hast, und besser hätte man es nicht formulieren können: Erst Zwänge von außen, dann von innen. Erst bekommt man die kulturell anerkannte Moral von außen aufgezwungen, und später, wenn man sie durch jehrzehntelange Gewohnheit oder dressierte Einsicht verinnerlicht hat, wird man zum Teil des Systems und zwingt das "als richtig und notwendig Erkannte" nunmehr jenen auf, denen man sich nach so viel verflossener Lebenszeit nicht mehr nahe oder gar verbunden fühlt.

Der Klassiker: "Mein Vater hat mich mit der Peitsche gezüchtigt, um einen ehrbaren Mann aus mir zu machen, und wie dankbar bin ich ihm heute dafür!"

:Aua:Aua:Aua:Aua:Aua:Aua:Aua:Aua:Aua:Aua:Aua:Aua:

Vielen Dank für deine klaren Gedanken! :)

LG, eKy

Dana 03.03.2018 18:38

Lieber eKy,
hier fließt alles zusammen: Philosophie, Nachdenklichkeit, Bitterkeit, Wahrheit und Lüge. Alles Flüsse, die im Meer des Lebens münden.
Ich bin tief beeindruckt und fast erschüttert. Laies Kommentar hat es nur noch bestätigt.
Und JA - ich werde nie müde, Deine Gedichte zu preisen.
Lieber eKy, hier einmal ohne die verdienten Smileys:
Ich habe Dir immer Gefühle einreden wollen, die Du beständig verneint/bestritten hast.
Hier erkenne ich: Du bist das Meer. Du sortierst und spiegelst die Deltas in Gedichtform wieder. (Es fällt mir schwer ohne Smiley auszukommen.
Widersprich mir hier nicht - dafür kannst Du nicht. :Kuss

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 03.03.2018 23:03

Hi Dana!

Nein, das Meer bin ich nicht, auch wenn ich manchmal glaube, ich könnte in etwa soviel wiegen! ;):D

Vielen Dank für das große Lob - du rettest mir den Abend! :):Blume::):Blume::):Blume::) (Ich darf ja mit Smileys um mich werfen! ;))

LG, eKy


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