Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 05.05.2015 20:45

Ich zog die Rose ...
 
Du lebtest lang in meinen Sternenblicken,
so tief und selig glühte mein Verlangen.
Doch dieses Feuer, es ist ausgegangen,
und mit ihm alle Freude und Entzücken.

Ein Dauernderes wollte mir nicht glücken,
das Große, Ewige, es blieb verhangen,
und alle kleinen Glücke, die gelangen:
zu tief versunken, sich danach zu bücken.

Ich zog die Rose nur, um sie zu knicken,
wie tief auch immer ihre Dornen drangen.
So manche Blume wusste ich zu pflücken,

stets unversehrt und ohne zu verletzen.
Sie zählen nicht - nur tränenfeuchte Wangen
erblühn im Schmerz und wissen ihn zu schätzen.

Falderwald 09.05.2015 20:01

Servus Erich,

ein tieftrauriges Sonett, aber auch ein melancholischer Rückblick.

So ist es, wenn man den Traum nicht festhalten kann oder, aus welchen Gründen auch immer, nicht will.

Vielleicht ist es eine bittere Erkenntnis, die uns zu solchen Schlussfolgerungen kommen lässt, vielleicht ist es Enttäuschung, vielleicht aber auch nur Zufall.
Das Glück lässt sich manchmal einfach nicht einfangen und wenn doch, dann entkommt es auch wieder, das ist ein Auf und Ab, das Wellental des Lebens eben.

Vieles geht ohne Schmerz ab, manches aber nicht und wieder andere Dinge schmerzen ewig.

Auch wenn mir die Conclusio in ihrer wohl bitteren Aussage auch gefällt und ich ihr dieser vollkommen zustimmen kann, so möchte ich aber doch noch anmerken, dass ich ohne diese Wertschätzung auch ganz gut leben kann.

Eines Tages wird mich das vielleicht einholen, aber bis dahin ist es "besser ohne ihr"...;)


Das ist ein sehr schönes Sonett, das mir bis auf die Ausformulierung der letzten Zeile im zweiten Quartett in seinem Sinne sehr gut gefallen hat. :)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



Erich Kykal 09.05.2015 21:42

Hi, Faldi!

Vielen Dank für deine Gedanken, auch wenn ich nicht verstehe, was dir an der letzten Zeile des 2. Quartetts nicht gefällt.:confused:

Als "nicht bindungsfähiger" Einzelgänger habe ich aus dem eigenen Erfahrungsschatz geschöpft: Wenn es "ernst" zu werden drohte, habe ich mich stets zurückgezogen, auch wenn es weh tat. Die Vorstellung, mich sozusagen festzulegen und mein Leben von nun ganz ganz und gar mit einer anderen Person zu teilen, erschien mir immer beängstigend und einschränkend.
Da ich nie vorhatte, meine genetische Disposition - sprich mein anheimelndes Äußeres - einem anderen fühlenden Wesen bewusst anzutun (soll heißen, ich wollte keine Kinder zeugen, um ihnen die körperlichen Mängel zu ersparen, unter denen ich vor allem als junger Mensch sehr zu leiden hatte), relativierte sich der Fortpflanzungstrieb als Ansporn für das Eingehen solcher Dauerbündnisse ohnehin.:rolleyes:

LG, eKy

Dana 02.06.2015 18:36

Lieber eKy,

solche "lyrischen Traurigkeiten" ziehen mich in ihren Bann - sowohl der Inhalt als auch die (deine) Sprachkunst.

Ich habe bei mir selbst eine Zeit beobachtet, in der ich besser motiviert gedichtet habe, wenn es mir regelrecht schlecht ging, besonders wenn ich tief traurig gewesen bin.
Beim Lesen traurigster Gedichte habe ich dem jeweiligen Dichter immer unterstellt, er gäbe eigene Erlebnisse und Erfahrungen wunderschön gekonnt preis - weil ich denke, dass man nur über Dinge reden kann, die man auch kennt.

In deiner Antwort an Faldi sehe ich mich bestätigt. Du hast für dich eine Entscheidung getroffen, die du auch begründest. Das will ich nicht thematisieren. Aber das, was diese Entscheidung zur Folge hat, suchte sich ein Ventil, nämlich berührende Dichtung, die Großes und Ewiges gibt. (Eine ganz eigene und wertvolle Fortpflanzung.:Blume:)

Ein sehr schönes (lyrisch bewertet) und tief berührendes Geständnis - ein wunderschönes Sonett.:Blume:

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 02.06.2015 20:16

Hi, Dana!

Ich weiß nicht, von wem die Weisheit stammt, dass ein Dichter um so besser schreibe, je mehr er leidet - aber ganz von der Hand zu weisen ist es nicht, wie ich finde.

Aus dem eigenen Erlebten schöpfend kann ich sagen, dass gerade das Leid den Menschen reifen lässt. Ob er nun letztlich scheitert oder obsiegt - er wird dem Leben gegenüber geduldiger und demütiger sein, wenn er das Leid - und sich - überwunden hat.

Und nur aus solch stiller Weisheit heraus kann beständige Lyrik entstehen, wie ich finde. Wo sind heute all die hehren Verse, die zu Vaterlandsliebe oder Revolution aufriefen, zu Krieg oder Frieden, die Politisches kolportierten oder kritisierten? Wer liest sie noch aus reiner Freude am schönen Wort?

Die edelste Form der Dichtung ist für mich die selbstlose - die nichts gewinnen will und niemanden belehren, die nur aus sich selbst heraus IST und wirkt, ohne dies ursächlich zu wollen. Wo nichts manipulieren will oder überzeugen, dort ist die Sprache am allermächtigsten, da der innersten Wahrheit am nächsten!

Und so und nicht anders versuche ich zu dichten.

Ich gebe zu - ein sehr "schöngeistiger" Ansatz, und ich will den Wert von sozialkritischer Lyrik (derer ich mich selbst ab und an befleißige!) auch nicht in Abrede stellen - aber so empfinde ich es nun mal.

Vielen Dank für Anteilnahme und Lesegenuss!:)

LG, eKy


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