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Blaugold 09.04.2010 18:35

Das sinnlichste Sterben
 
Wir warten, getrieben, mit pochenden Herzen und warmen Gebärden
auf rhythmisch sich näherndes Singen.
Wie Schwärme von Schwänen in wolkigen Fährten
die rufend den Sommerwind bringen,
nachdem sie dem Winter entgingen.

Es ist so ein Schauen in silberne Augen, wie Fata Morganen,
in der deine Nähe mir vorspiegeln kann,
wie nahe am Tor wir den Exodus ahnen.
Er hält uns im flüsternden Bann
und drängt mich und schiebt uns sanft an

wie Schwäne vor glutroter Sonne, die gleichwohl im Einklang sich wiegen,
mit bebenden, brennenden Schwingen!
Wir stürzen zum Himmel, wir fliegen!
Es darf mich zu dir hin durchdringen:
Das sinnlichste Sterben im zweisamen Singen!

Falderwald 11.04.2010 23:09

Hallo Blaugold,

das ist ein sehr schöner Text, der mit zarten und sinnlichen Bildern direkt zum Träumen einlädt.

Der gewählte Daktylus (Amphibrachys) lässt mich als Leser durch deine Zeilen gleiten, dieses Metrum mag ich gerne.

Man sagt ja auch, die Erfüllung des Liebesaktes sei wie ein kleiner Tod.

Die innige Zweisamkeit und die erotische Energie wird in deinen Zeilen gut eingefangen.

Zur Metrik möchte ich mich auch noch einmal kurz äußern.

Mit Black Raziel stimme ich überein, was Z1/S1 anbelangt.

Da würde ich auch ein "und" einsetzen:

Wir warten, getrieben, mit pochenden Herzen und warmen Gebärden

xXxxXxxXxxXxxXxxXx

Das wäre dann metrisch korrekt und syntaktisch auch als Ende der Aufzählung, die mit so vielen Kommas sowieso etwas abgehackt wirkt.

Z2/S2 jedoch ist metrisch völlig korrekt:

in der deine Nähe mir vorspiegeln kann,

xXxxXxxXxxX

Allerdings ist in Z1/S2 die gleiche Metrikunebenheit, wie in S1, weshalb ich ein "wie" hier einfügen würde:

Es ist so ein Schauen in silberne Augen, wie Fata Morganen,

xXxxXxxXxxXxxXxxXx


Ein wirklich schönes, sinnliches Gedicht.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Blaugold 17.04.2010 22:46

Hallo Black Raziel und Faldi

Ich denke ihr habt bezüglich der Metrik recht. Als ich es mir vorlas, habe ich wohl ohne es zu merken, jeweils das Komma in den 2. Zeilen von S1 und S2 als unbetonte Silbe mitgedacht, so dass es zumindest gedanklich im Metrum bleibt.
Das habe ich jetzt geändert.

Ich habe den Titel gewählt, weil die Erfüllung des Liebesaktes, der Höhepunkt der Lust tatsächlich auch als kleiner Tod bezeichnet wird, so wie es Faldi schon
erklärt hat. Vielleicht aus dem Grund, weil in Ekstase die sogenannte willentliche Kontrolle über den gesamten physischen und psychischen Mensch abbricht.
Und wenn wir schon mal wieder beim Thema sind - Hirnforscher halten es für möglich, dass in der Phase des wirklichen Sterbens im Gehirn ähnliches abläuft wie beim Orgasmus: Eine subjektiv empfundene ekstatische Entladung und dann Kurzschluss, finito! Schöner Tod. Leider kann man niemand fragen, ob das Ende tatsächlich so ist. Doch die Erfahrungsberichte von Nahtodwahrnehmungen deuten vielleicht darauf hin. ;)

Ich danke euch für Lob und hilfreiche metrische Hinweise zur Verbesserung. :)

Blaugold


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