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Blaugold 07.03.2009 12:33

Verrottet
 
Kannst du sie noch immer und geduldig überhören,
all die Prophezeiungen, die Warnungen im Wind?
Möchtest du bisweilen nicht Verstand und Sinn abschwören,
weil die Zeichen an der Wand noch nicht verrottet sind?

Bist du einer, der die Dinge dann erst nur versteht,
wenn genügend populäre Widerkäuer kotzen,
was schon lang auf jede offenbare Kuhhaut geht?
Und gehörst du auch zu denen, die der Klarheit trotzen,

die zuerst verständnislos, weil unverdaut, verhindern,
dass an jedem Tag, der täglich - doch - der jüngste ist,
eine Einsicht einbricht? Denn es bleibt dann bei den Kindern
die es büßen. Wir sind diese Kinder. Hoffst du, dass du es nicht bist?

Leier 07.03.2009 15:10

Lieber Blaugold,

so ist das mit dem Menetekel. Dessen Nichtbeachtung heutzutage nicht mehr so gestraft wird wie einst.
Leider scheint heute eine "nach-mir-die-Sintflut" -Mentalität vorherrschend zu sein, von sog. Nachhaltigkeit kaum eine Spur.
Das hast Du gut in Szene gesetzt, obwohl mir nicht alle Verse so ganz zusagen.
In der ersten Zeile würde ich das "es" durch "sie" ersetzen.
Auch "Einsicht einbricht" scheint mir metrisch nicht sehr geglückt zu sein.

Trotzdem Lob für die drei Strophen!

Lieben Gruß
von
cyparis

Blaugold 09.03.2009 22:14

Hallo cyparis

Dein Kommentar ist natürlich auch passend zum Inhalt.
Dein Hinweis zur ersten Zeile hab ich gern dahingehend geändert.
Die vorletzte Zeile halt ich hingegen für metrisch ok. Alle Zeilen beginnen betont.

Die auch durch deinen Kommentar angesprochene Nach mir die Sintflut Mentalität ist nur nebensächlich in meinem Text.
Meine Intention betrifft das Unmittelbare, Gegenwart, das, was schon ist.
Gegenwart ist die einzige "Zeitspanne" in der tatsächlich was stattfindet!
Auch der sogenannte "Jüngste Tag" ist immer, sofern er nicht durch die List der Egos (Vorstellung) irgendwohin, aber auf jeden Fall aus der Gegenwart heraus verschoben wird, das Heute. Sämtliche Auswirkungen in der Realität finden immer und nur gegenwärtig statt. Auch eine eventuelle Sühne (Wiedergutmachung). Das allergrößte Problem ist somit die Illusion, dass es "in einem Morgen" erfolgen soll. Denn das "befreit" den Mensch von den gegenwärtigen Verpflichtungen! Auch eine Einsicht bricht nur "im Augenblick" in den Geist. Warten, bis dies passiert, heißt, Problem noch nicht zu sehen.

Ein Hexameter dazu:

Keinesfalls der von gestern, denn heute wär er ja jünger.
Die davor sind sowieso im jetzigen Heute
alte Klamotten und längst vorbei. Der Morgige kann nicht
Jüngster heute schon sein. Der jüngste ist Gegenwart. Täglich.



Ich danke dir für deinen Kommentar und den hilfreichen Hinweis.


Blaugold


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