Gedichte-Eiland

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-   -   Ein Flockenleben (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=4694)

Erich Kykal 14.12.2009 10:37

Ein Flockenleben
 
Lautlos, wie die andern fallen,
gib dich aller Strömung hin.
Wenn die Winde um dich wallen,
folge ihrer Tanzgebärde,
bis ein großer Neubeginn
in dir reift: Der Ruf nach Erde!

Sink aus deinen weißen Träumen,
um dem Leben gleich zu tun:
Um in seinen stillen Räumen,
seinen Wäldern, Wiesen, Gärten,
jenes Weilchen auszuruhn,
das die Zeiten dir gewährten.

Wenn du ihr Vergehen lerntest,
gib dich auf und schmelze hin,
schenk, woraus du dich entferntest
durch dein Sickern und Entsinken,
deinen großen Neubeginn
für ein erstes Blütenblinken!

ruhelos 14.12.2009 11:09

hallo eky,

ein bezauberndes Schneegedicht im sauberen Reimschema hast du uns hier geschenkt. Bildreich beschreibst du den Schnee vom Fallen bis zum Schmelzen. Nur eine Frage: Müsste es nicht in der letzten Str. einen großen Neubeginn heißen, statt deinen großen Neubeginn? So wie ich den Text sehe, weicht der Shnee und ersten Frühlingsboten. Gern gelesen.

Viele Grüße
ruhelos

Abraxas 14.12.2009 12:33

Hallo eKy,

auch ich find dein Gedicht schön und gut gelungen. Einen Widerspruch, wie ruhelos, entdecke ich nicht.

schenk, woraus du dich entferntest (Wasser -> Eis -> Wasser) = schenk Wasser = deinen Neubeginn. Passt. :)

LG,
Abraxas

Erich Kykal 14.12.2009 14:52

Hi, ruhelos!

Abraxas hat es ja schon gesagt. Grammatikalisch kein Widerspruch.
Außerdem wird auf die vorletzte Zeile der 1. Str. hingewiesen, den großen "Neubeginn" der Flocke als gefallener Schnee.

Euch beiden Dank für euer Lob!

LG, eKy

Leier 14.12.2009 15:09

Lieber Erich Kykal,


die Erde hungert nach dem wahren Frost.
Wurzeln können nicht gedeihen,
weil nichts mehr blüht und nichts mehr sproßt,
ohne wahren Winters Schneien.

Die Decke, die mir kalt erscheint,
ward der Natur nicht Leichentuch.
Heuer hat das Feld umsonst geweint:
Aus Wärme ward statt Freude Fluch.


Ja, was soll ich sonst auf Dein Gedicht antworten?

Des Lobes - wie immer - voll:

cyparis

Erich Kykal 12.01.2010 10:36

Hi, leier!

Schön, dass ich dich inspirieren konnte! Die letzten beiden Zeile deines Achtzeilers erscheint mir allerdings irgendwie widersinnig - oder bekomme ich den zugrundeliegenden Sinn nicht mit? Wie ist das gemeint in Bezug zu den vorhergehenden Zeilen?

LG, eKy

Medusa 12.01.2010 17:03

Lieber Erich,

wie schon am anderen Orte mitgeteilt, bin ich auf der Suche nach Neuem. Wenns um Romantik geht, dann stehst du hier im Forum bei mir an erster Stelle :). Aber auch dieses Gedicht vermag mich nicht zu überzeugen. Ich zeige Dir, warum:


Lautlos, wie die andern fallen, Hier meinst Du ein Schneeflöckchen?
gib dich aller Strömung hin. Welcher "Strömung"?
Wenn die Winde um dich wallen,
"wallen"? O.k., Rilke-Verschnitt.
folge ihrer Tanzgebärde,
bis ein großer Neubeginn
in dir reift: Der Ruf nach Erde!
Wer ruft um Himmelwillen nach der Erde und einem Neubeginn, das Schneeflöckchen?

Sink aus deinen weißen Träumen,
um dem Leben gleich zu tun:
Um in seinen stillen Räumen,
seinen Wäldern, Wiesen, Gärten,
jenes Weilchen auszuruhn,
das die Zeiten dir gewährten.
Nee, das ist total daneben, wenn auch schön klingend, jedoch beim besten Willen nicht einleuchtend.

Wenn du ihr Vergehen lerntest,
Welches oder wessen Vergehen?
gib dich auf und schmelze hin,
schenk, woraus du dich entferntest
durch dein Sickern und Entsinken,
Schmalz bis zum Abwinken.
deinen großen Neubeginn
für ein erstes Blütenblinken!
Das gefällt mir sehr gut :).

Ich muss wohl noch ein wenig bei Dir herum graben :o.
Liebe Grüße,
Medusa.

Erich Kykal 13.01.2010 11:44

Hi, Medusa!

Gerne will ich auf deine Fragen eingehen:

Da die Flocken schon im Titel Erwähnung finden, habe ich in S1Z1 darauf verzichtet, sie zu wiederholen. EINE Flocke wird sozusagen direkt angesprochen, unterwiesen.

Gemeint ist die Strömung des Windes - im auf Menschen übertragenen Sinne, also auf der Metaebene - allgemein die Strömungen des Lebens.

Im Wesen der Flocke (des Menschen) "reift" sozusagen der Drang nach einem neuen Lebensabschnitt. Wie bei der Flocke entscheidet aber letztendlich die Zufälligkeit des Seins, wo er/sie zu liegen kommt. Bei der Flocke wirkt dieses Sinken nach neuen "Ufern" durch Wind und Schwerkraft, beim Menschen durch Wünsche und dadurch bedingte Handlungen oder die Fallstricke des Schicksals.

S2 solltest du vielleicht öfter lesen, bevor du so eilfertig urteilst. Der Satz ist korrekt durchkonstruiert und ganz und gar sinnvoll! Da verstehe ich dein Argument(?) so gar nicht.
Ruhe als Mensch im Leben/als Flocke im Schnee, solang dir Zeit gegeben ist.

Wenn du ihr Vergehen lerntest - gemeint ist das Vergehen der Zeiten, die in S2 Erwähnung finden. Da gebe ich dir recht - da muss man erst drauf kommen, wohin sich das rückbezieht. Ist aber machbar, wenn du mich fragst.

WAS ist an den Termini "Sickern und Entsinken" eigentlich schmalzig? Das kann ich nun aber gar nicht nachvollziehen! Da haben wir wohl andere Erfahrungswerte oder -hintergründe. Eigentlich ist persönlicher Gesch,ack aber kein reeller Kritikpunkt. Du könntest das klarer formulieren: ICH PERSÖNLICH finde dies oder das schmalzig - das ist aber mein ganz ung gar subjektiver Eindruck.

Wie gesagt - man ist nicht immer gleich gut. Das sind aber die Argumente anderer auch nicht.:D;):rolleyes:

No problem. LG, eKy


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