Gedichte-Eiland

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Helene Harding 12.04.2009 00:08

Dreh dich nicht um
 

Ja, lauf mein süßes Mädchen, lauf.
So schnell geb ich die Jagd nicht auf.

Ich höre deinen schweren Schritt.
Nimmst mich auf letztem Wege mit.

Dein Atem stößt sich aus der Brust.
Du dich mir nur ergeben musst.

Ich lieb dich so, du geiles Stück.
Bin schon so lang nach dir verrückt.

Was rennst du so? Wir haben Zeit.
Nun mache dich für mich bereit.

Ich rufe dich. Dreh dich nicht um.
Ach Kleines, nimm es mir nicht krumm.

Ich werde immer bei dir sein.
Und schlage auf dein Köpfchen ein.

copyright@budina

Dana 13.04.2009 20:18

Liebe budina,
ich lege vorher ein Geständnis ab:
Solche Themen lassen bei mir den Atem stocken und lange Zeit glaubte ich, sie gehörten nicht zur Lyrik. Dann las ich einige gute Gedichte und wurde eines Besseren belehrt.
Es gehört nicht nur Mut dazu, das Grausame zu verdichten. Das Grausame und doch Reale fordert Können, frei von Effekthascherei und "billigem Lamento".

Dir ist es gelungen. Nicht reißerisch und doch eindringlich.
Mit nachdenklichen Grüßen,
Dana

Helene Harding 13.04.2009 21:14

Liebe Dana, ganz ehrlich, ich war zögerlich hinsichtlich der Einstellung. Wir Leben in einer bizarren Welt und der Wahnsinn, der so täglich unter uns weilt, wird von uns zu Recht vehement verdrängt. Das Werk wurde ferner inspiriert von einem Film, der seit Jahrzehnten in meinem Kopf herumspukt und formierte sich auf dem Nachhauseweg nach einer Feier. Ich muss dir gestehen: Als ich auf Enter gedrückt hatte, musste ich sofort an die frische Luft.
Danke für deine nachdenkliche Ehrlichkeit.

alles liebe, budina

Leier 14.04.2009 14:06

Liebe budina,


eigentlich wollte ich hierzu wirklich keinen Kommentar schreiben.
Da ich aber versucht bin, Dich von LyrI zu trennen:

Zuerst fiel mir ein Kinderlied ein: Dreh Dich nicht um, denn der Fuchs geht herum
(auf dem Lande wegen der Hühner angstbesetzt) -

dann fragte ich mich, ob LyrI tiefe Ängste vor dem jetzigen oder präsumtiven Partner in sich trägt.
Dann träfe alles außer dem entsetzlichen "geil" zu.
Die letzte Zeile ist dermaßen grausig, daß ich sie eliminieren würde. Es sei denn, Du beziehst Dich auf eine cause celebre.´

Nachdenkliche Grüße
von
cyparis

Helene Harding 14.04.2009 17:55

Liebe cyparis, danke dir herzlich für deinen Komm. Das besagte Kinderlied kenne ich nicht, sondern dies hier: Dreht euch nicht um, der Plumpsack geht um....oder so ähnlich. Deine Frage, ob das LyI womöglich tief verwurzelte Ängste in sich trägt, wäre zu hinterfragen. Auf die letzte, alles entscheidende Zeile, möchte ich keinesfalls verzichten, denn genau in ihr verbirgt sich eine wichtige Botschaft. Ich habe vor vielen Jahren das Buch und später dazu den Film "Misery" (Sie) von Stepahn King gelesen/gesehen. Jeder, der Film bzw. Buch kennt, weiß, auf welche unglaublich brutale Szene ich hier anspreche. Diese Szene wurde auch nicht herausgeschnitten. Liebe cyparis, wohl nichts für zarte Gemüter.

alles liebe, budina

Leier 14.04.2009 18:51

Aha!

Liebe budina,

"misery" mit dem damals noch relativ jungen James Caan hab ich mir dieser Tage angesehen (noch einmal). Im Vergleich zum Buch war der Film harmlos, trotzdem sehr gut gemacht.
Zwischen Füße "abhacken" und Knöchel "brechen" ist ein großer Unterschied.
Da Stephen King lange Jahre zu meinen leckeren Lieblingen gehörte, mag ich auch die meisten Verfilmungen.
Aber d o r t bin ich mir immer bewußt, daß sozusagen an meiner Stelle die Kamera läuft, der Regisseur Anweisungen gibt und alle Zeitlang "Schnitt!!" gerufen wird.

In Deinem Gedicht ist es für mich nicht so, da tritt nämlich eine andre Brutalität zutage, falls LyrI nicht nur makaber sein will.
Du weißt hoffentlich, was ich meine!

Lieben harmlosen Gruß
von
cyparis

Helene Harding 14.04.2009 20:27

Re-Aha! Jetzt gehts aber geradewegs in Richtung Grundsatzdiskussion - typisch cypisch. Moment mal, der Regisseur ruft zwar Schnitt, doch der Cutter macht die Feinarbeit. Wir könnten da noch stundenlang, ach was, tagelang, ach was sag ich, jahrelang darüber debattieren, ob das Eine brutaler ist, als das Andere. Nicht nur als Pazifistin halte ich Distanz zu diesem Text, sondern auch ein wenig vergleichbar mit der Distanz eines Schauspielers zu seiner womöglichen Rolle als Täter. Insofern harmlose Grüße retour.

alles liebe, budina

Leier 14.04.2009 20:34

Eeeben!

Das ist der große Unterschied zwischen virtueller und realer Gewalt.
Worüber dann diskutieren?
Der Cutter schneidet Filme, Haarmann säbelte Buben in Stücke.
Aber ich hab so das dumpfe Gefühl, daß wir uns von Deinem Gedicht entfernen. Schade!
Darüber schlagen wir uns nicht die Köpf(ch)e(n) ein, gelt?

Lieben Gruß
von
cyparis

Helene Harding 15.04.2009 17:22

Liebe cyparis, dein streitbarer Geist wird immer gern gelesen unter meinen manchmal gern auch provokanten Zeilen. Insofern, die Köpfe bleiben dran - hüben wie drüben - zwinker.

liebe grüße retour von budina

veredit 15.04.2009 20:31

Hallo budina,

was für ein Text :cool: - die Angst pur!

Sehr gekonnt mit dem Stilmittel der Täterperspektive, zieht es mir beim Lesen wirklich die Kehle zusammen und dennoch ist es kein reißerischer Text, sondern subtil ein Gefühl beschreibend, dass sicherlich der/die eine oder andere auch schon hatte und sei es nur, wenn man in nicht recht ausgeleuchteter und evtl. auch noch unbekannter Straßengegend nächtens Schritte hinter sich vernimmt ....

und dann kommen die Gedanken, Pulsbeschleunigung, Panikwellen... wobei ich Raubmord ebenso gruselig finden würde...

für mich ist es ein Gedicht über die Angst an sich, eindringlich und wirklich gut gemacht...

und aus diesem Grund auch gerne gelesen


liebe Grüße
veredit


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