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a.c.larin 10.06.2012 08:01

Geheimer Garten
 
Geheimer Garten öffnet seine Pforte,
da, wo die Weide übern Bachrand flüstert,
wo Feuersglut im Ofenloch noch knistert
und wo ein Lächeln alle Widerworte
des Tages fortspült wie ein leiser Strom.
Geheimer Garten öffnet alle Türen,
sobald wir schwebend uns beisammen spüren,
in Andacht lauschend wie ein hoher Dom.

Geheimen Garten möchte ich dir zeigen:
Am Tagessaum, wo Zeit ins Dunkel mündet
und Glaube führt, da Wissen schon erblindet,
wächst er heran aus einem Schattenreigen,
der keine Lüge zulässt. Denn allein
Erkenntnis ist in ihm Gebot der Stunde!
Dann träumt die Seele und begreift: Im Grunde
wird nur bei sich sie frei und glücklich sein….

Thomas 10.06.2012 13:59

Liebe larin,

das gefällt mir sprachlich und inhaltlich sehr gut, insbesondere die zweite Strophe. In der ersten Strophe verstehe ich Zeile drei nicht, sie scheint mir irgendwie nicht ganz ins Bild zu passen (oder kapiere ich da etwas nicht?), und auch der aktiv lauschende Dom verwirrt mich etwas.

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 10.06.2012 19:04

Hi, larin!

Auch ich finde großes Lob, ein paar Peanuts natürlich auch:

S1Z1: "Geheime Gärten kennen stille Orte" Der fehlende Artikel deines Gartens im Singular stört mein Sprachgefühl, ist er vielleicht auch nicht wirklich falsch. Mein Vorschlag: Plural löst das Problem, und der Reim bleibt so auch erhalten. In S2 macht die Mehrzahl keine Probleme:
S2Z1: "Geheime Gärten möchte ich dir zeigen," - das klingt entschieden lyrischer und richtiger als die Einzahl ohne Artikel.

S1Z5: "des Tages wegspült..." So liest es sich flüssiger und reiner - weniger ist oft mehr...

S1Z8: "in Andacht lauschend wie im hohen Dom." Ein Dom kann selbst nicht lauschen, wie Thomas schon bemerkte.

Insgesamt sehr kontemplativ, fast meditativ, eine Huldigung der Magie stiller, abgeschiedener Gartenidylle. Venedig hat da einige Schmuckstücke zu bieten...

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

a.c.larin 17.06.2012 21:40

lieber thomas,

man darf hier nicht zu sehr am realen ort hängen - der "geheime garten" ist überall, wo der mensch in sich hineinzuhorchen beginnt.....

nach meinem empfinden "lauschen" manchmal auch gebäude - kirchen und kathedralen ganz besonders.


hallo erich,

Zitat:

Geheime Gärten kennen stille Orte"
das klingt jetzt so, als suchte jemand einen abtritt...:rolleyes:
der "geheime garten" als metapher für das unbebewusste muss einzahl bleiben!
(wer mehr als ein unbewusstes hätte, wäre nämlich sofort gemütskrank!
lieber nicht! ;) )

es geht mir also nicht wirklich um angewandte botanik.
was den dom anlangt: die seele ist ein weites land - da gibt es gärten und auch dome. und sie alle sprechen und lauschen!

das weiße kaninchen hätte mich sofort verstanden. ;)

bleibt jetzt noch S1 Z 5. diese verkürzung könnte man eliminieren.

kontemplation trifft die sache, meditation ebenfalls.


möge jeder wissen, wie er sich seinen geheimen garten eröffnen kann!
lg, larin

Dana 24.08.2012 21:18

Liebe Larin,

ich "glaube", ich habe für einen Moment deinen, oder besser, den geheimen Garten unter deiner lyrischen Führung kurz betreten.:)
Spiritualität, die jede "Wissensansammlung" loslassen kann, um sich bei sich frei bewegen zu können.
Sprachlich und spirituell spricht es mich sehr an und gefällt ungemein.
(Vielleicht auch darum, weil ich gerade dem weißen Kaninchen folge (S. 171),
spannend, logisch und noch lange nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Wir bleiben Fragende und stoßen hier und dort auf "gefällige" Antworten, die sich einer Wahrheit nähern, sie aber nicht erreichen.)
Gerade darum sollen und dürfen geheime Gärten bleiben - schön, oder?:)

Geheimnisvolle Grüße
Dana

a.c.larin 27.08.2012 17:24

Liebe Dana,
wie schön, dass du gerade dem weißen Kaninchen gefolgt bist und dich hierher verirrt hast! :)

Ich verfolge gerade eine weiße Gedankenwolke......sie ist herrlich wortleer und wissensbefreit.
Das macht mir einen ziemlich leichten Kopf.
Und die Seele schwebt darüber vergnügt hinweg ins Garnichtsüberallirgendwo......


Hier ist eine kleine, blaue Blume für dich!

Ganz verschwiegen,
larin

wüstenvogel 31.08.2012 20:21

Geheimer Garten
 
Liebe larin,

ich glaube, dass jeder Mensch einen "geheimen Garten" in sich birgt - oft unzugänglich, versteckt und verborgen.

Dieser Garten liegt in uns - wo sonst kann die Seele "bei sich frei und glücklich sein?"

Wer sich auf verschlungenen Pfaden aufmacht, diesen Garten zu entdecken, wird Schätze finden, die kostenlos und unbezahlbar sind.

"Nach innen führt der geheimnisvolle Weg" (Novalis)

Sehr gern gelesen und ein wenig mitgewandert!

Liebe Grüße

wüstenvogel

a.c.larin 04.09.2012 10:01

lieber wüstenvogel,

du liest das genau richtig - so wollte ich den "geheimen garten" auch verstanden wissen!

liebe grüße,
larin

Chavali 04.09.2012 18:55

Liebe larin,

ich habe gerade kürzlich einen Roman gelesen mit Namen
Der geheime Garten:)

Der Inhalt hat natürlich nichts mit deinem Gedicht zu tun - es erinnerte mich eben dem Titel nach daran.

Die zwei Achtzeiler wirken sehr intensiv nach.
Ich bin auch der Meinung, jeder Mensch hat einen geheimen Garten in sich - die Seele,
die er wohl niemals ganz dem anderen öffnet.
Und das ist auch gut so, wie sonst sollte man all die Wege, die sich kreuzen,
zusammenführen und wieder auseinandergehen dem anderen erklären können.
Er würde es nicht verstehen.


Sehr schöner nachdenklicher Text!

Lieben Gruß,
Chavali



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