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Chavali 05.06.2009 09:04

Eine Nacht nur
 

Schweigend hält das Mondlicht blasse Wacht,
wir stehn am Fenster, schauen in die Nacht,
wissen schmerzlich, dass uns die Zeit verlacht
und kennen doch der Liebe starke Macht.

Stumm nimmst du in deine Hände
mein Gesicht, das tiefe Spuren schreibt.
Abschied naht, das ungewisse Ende
dieser einen Nacht nur, die uns bleibt.

Am Morgen bleicht das Licht das Tuch,
in das wir wirre Träume eingewebt.
Und über uns schwebt deutlich fremder Fluch,
der drohend sich zum Rächer erhebt.


ginTon 09.06.2009 17:03

liebe chavali,

manno, das ist ein schweres gedicht und ich habe es wirklich sehr oft gelesen, um mich nun dazu zu äußern...:)

in meinen Augen klingt etwas sehr bedrohliches in den Zeilen mit und dafür gibt es zwei Möglichkeiten, 1. entweder die Stimmung war so gewollt, die Rubrik ebenso und es schwingt ein sehr starkes Gefühl von schützender Traurigkeit mit, vllt auch eine Art Angst oder 2. soll ein sehr starker Zusammenhalt dargestellt werden, der jedoch durch etwas massives bedroht wird..

der letzten Strophe folgend gehe ich davon aus, dass es sich hier um einen Traum handelt, der in den ersten Strophen dargestellt wird, vllt ist es eine Art warnender Traum o.ä. da er sehr deutlich in s bewusstsein tritt..die Rede ist von einem Fluch, von einem fremden Fluch (letzte Zeilen.)

die ersten beiden Strophen sind sehr düster geschrieben "schmerzvoll, Z3" usw.,, direkt Aussagen was dort beschrieben steht könnte ich jedoch nicht, hört sich aber nach einem Verlassenheitsgefühl an...

alles in allem hinterlässt dieses Werk sehr viele Rätsel, was sicherlich nicht schlecht ist, weil dies durch die Stimmung noch hochgesetzt wird..also die Atmosphäre passt, mehr dem Melancholischen folgend...die Zerrissenheit spiegelt sich im Metrum, nun gut mir gefällts...

liebe grüße basse

Lena 09.06.2009 17:28

[QUOTE=Chavali;17684]

Zitat:

Abschied naht, das ungewisse Ende
dieser einen Nacht nur, die uns bleibt.
Liebe Katzi

Meiner Meinung nach wird hier eine schmerzliche Entscheidung getroffen
und zwar in der einen Nacht.
Die letzte Nacht der beiden. (Er hat sich für die andere Entschieden..aus logischen..Gründen)


Zitat:

Am Morgen bleicht das Licht das Tuch,
in das wir wirre Träume eingewebt.
..sind wirre Träume Wünsche? Gemeinsame Zukunft?


Zitat:

Über uns schwebt deutlich fremder Fluch,
der zum Rächer drohend sich erhebt.


Das weiß ich noch garnicht zu deuten.

Du baust eine wunderbare Spannung auf. Ich liege sicher meilenweit daneben, aber dein Text hat mich gefangen genommen.

Liebe Grüße schickt dir

Lena :)

Chavali 29.06.2009 09:20

Lieber basse,

du bist tief in den Text eingetaucht, doch nimm den Text einfach mal so, wie er dasteht.
Ganz wörtlich, ohne Umschreibung ist S1.
Auch S2 soll wörtlich gelesen und verstanden werden.
Lediglich S3 habe ich ein wenig metaphorisch geschrieben:
Zitat:

Am Morgen bleicht das Licht das Tuch,
in das wir wirre Träume eingewebt.
Über uns schwebt deutlich fremder Fluch,
der zum Rächer drohend sich erhebt.
Natürlich sind hier die Träume oder die Gespräche der Nacht gemeint,
die im Rausch der Liebesnacht geschehen sind.
Am Morgen sieht alles anders auch - zumindest das Rauschhafte ist zunächst
verschwunden, weil (Z3+4) die Realität (fremder Fluch = andere Frau (oder Mann) anders aussieht.
Zitat:

alles in allem hinterlässt dieses Werk sehr viele Rätsel,
So gesehen, ist es gar nicht mehr rätselhaft, nicht wahr?
Zitat:

die Zerrissenheit spiegelt sich im Metrum
Tatsächlich? Schaun wir mal:

Schweigend hält das Mondlicht blasse Wacht.
Wir stehn am Fenster, schauen in die Nacht
wissen schmerzvoll, wie uns die Zeit verlacht.
Wissen um der Liebe unheilbare Macht.

XxXxXxXxX
XxXxXxxXxX
XxXxxXxXxX
XxXxXxXxXxX

Stumm nimmst du in deine Hände
mein Gesicht, das tiefe Spuren schreibt.
Abschied naht, das ungewisse Ende
dieser einen Nacht nur, die uns bleibt.

XxXxXxXx
XxXxXxXxX
XxXxXxXxXx
XxXxXxXxX

Am Morgen bleicht das Licht das Tuch,
in das wir wirre Träume eingewebt.
Über uns schwebt deutlich fremder Fluch,
der zum Rächer drohend sich erhebt.

xXxXxXxX
xXxXxXxXxX
XxXxXxXxX
XxXxXxXxX

Hm, tatsächlich :o Hast du eine Idee zum Glätten?

Danke dir!



Liebe Lena,
Zitat:

Ich liege sicher meilenweit daneben
Ganz und gar nicht,
du hast den Text sehr schön interpretiert, nah an meiner Intention, bis auf S3.
Magst du bei basti nachlesen, da hab ich es schon erläutert.
Zitat:

Du baust eine wunderbare Spannung auf. [...] dein Text hat mich gefangen genommen.
Das freut mich, hab herzlichen Dank!


Liebe Grüße,
Chavali

Medusa 29.06.2009 10:20

Guten Morgen Chavali,

mir gefällt Dein Hinweis, Dein Gedicht so zu lesen, wie es da steht, sehr gut. Ich mag sowieso tiefgreifende Interpretationen nicht, vielleicht kann ich das auch gar nicht ;).

Schon beim ersten Lesen vor ein paar Tagen mochte ich Deine Bilder. Die hast Du mit schönen Worten eingefangen.

Ja, die Metrik stimmt nicht ganz. Vielleicht widmest (:D) Du Dich zunächst den Auftakten; es liest sich leichter, wenn sie durchgängig entweder betont oder unbetont sind. Deine X-erei ist hier sehr hilfreich :).

Die Verslänge ist auch nicht ganz stimmig. Aber durch Deine Sprachmelodie wird das aufgefangen und klingt trotzdem schön.

Vielleicht noch eines: Nach dem Lesen der ersten Strophe (-acht) dachte ich, nun ginge es in den folgenden Strophen mit gleichen Reimen weiter. Ich war ein wenig enttäuscht, denn Strophe 2 und 3 schreibst Du im sauberen Kreuzreim.

Was auch immer, es ist ein sehr schönes und stimmungsvolles Gedicht mit eindringlichen Bildern, sanfter Sprache und kleinen Schönheitsfehlern. Wohl dem, der sowas hinkriegt!

Herzliche Grüße,
Medusa.

horstgrosse2 30.06.2009 09:44

@Chavali

Moin Chavali, ich bleibe oft an deinen Gedichten stehen und verbinde mich mit dem Inhalt.
Wie auch hier und in diesem Gedicht da gibt’s eine Stelle die tut weh!
Zitat:
Am Morgen bleicht das Licht das Tuch,
in das wir wirre Träume eingewebt.

Wirre Träume?, wirre?
Nein, das ist unglücklich. Wirre Träume.
Mir wäre das abgedroschene:“ bunte Träume“ seelisch 3mal lieber wie, wirre Träume.

Return:
Noch paar Anregungen:

Stumm nimmst du in deine Hände = 8 Silben
Stumm und sanft ergreifen deine Hände (10 Silben)

Am Morgen bleicht das Licht das Tuch, (zweimal“ das“) und 8 Silben

in das wir leise Träume eingewebt.10

Frühs am Morgen frisst das Licht ein Tuch(9 Silben)
XxXxXxXxX

fort (auf), indem die Träume eingewebt, (9 Silben)
X,xXxXxXxX


Wissen um der Liebe unheilbare Macht.
XxXxXxXxXxX
Wissen um der Liebe starken Macht.
Kennen doch der Liebe starke Macht.
XxXxXxXxX


So bis später:

Chavali 01.07.2009 18:16

Liebe Medusa,
Zitat:

Vielleicht widmest Du Dich zunächst den Auftakten; es liest sich leichter,
wenn sie durchgängig entweder betont oder unbetont sind.
An einigen Zeilen habe ich die Auftakte verändert.
Ich kann mit steriler Gleichförmigkeit nix anfangen, das wirkt immer ziemlich leierig.
Natürlich darf es auch nicht durcheinandergehen und deshalb die Änderungen an den Auftakten.
Ich mag das, wenn sich betonte und unbetonte Auftakte abwechseln; allerdings muss es dann nach
einem bestimmten Schema gehen.
Das habe ich versucht zu korrigieren.
Ich mag auch, wenn das Reimschema wechselt, es muss aber ebenfalls eine gewisse Reihenfolge erkennbar sein.
Zitat:

Aber durch Deine Sprachmelodie wird das aufgefangen und klingt trotzdem schön.
Das freut mich und ich danke dir für deine Analyse und das genaue Lesen.


Lieber Horst,
Zitat:

Wirre Träume?, wirre?
Nein, das ist unglücklich. Wirre Träume.
Mir wäre das abgedroschene:“ bunte Träume“ seelisch 3mal lieber wie, wirre Träume.
Deinen Einwand kann ich gut verstehen; nur ist es hier ja so, dass nicht die bunten (schönen) Träume vorherrschen,
sondern ein Damokles-Schwert sozusagen.
Deswegen wirre Träume und das muss nun auch so bleiben.
Zitat:

Kennen doch der Liebe starke Macht.
Diese Zeile finde ich sehr gut, ultimativ möchte ich fast sagen und ich werde sie genauso übernehmen.
Vielen Dank, hat mich sehr gefreut!


Liebe Grüße an euch,
Chavali



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