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Aichi 25.10.2009 01:04

Himmelssterben
 


Himmelssterben


Vom Schwarz besudelt
erhängt sich die Liebe des Mondes
im endlosen Tal

Unter den Augen der Sonne
bricht das Wolkenmeer entzwei,
sickernd, über das Himmelsufer

Ein früher Tod,
der Wind ging mit einem Flüstern,
Blüten senken ihre Häupter

Durch das Nichts,
ein letztes Gebet … [schwerelos]



Blaugold 25.10.2009 02:09

hallo Aichi

ich hab soeben etliche deiner Gedichte gelesen, wiederholt finde ich darin den (irgendwie sterbenden) Himmel, die Nacht, Tod, oder den Mond. Somit ist auch dieses hier zumindest sehr melancholisch, wenn nicht gar depressiv anmutend; auch durch die Wortwahl, von schwarz besudelt über erhängt, zu gesenkten Blütenköpfen bis zum Nichts und einem letzten Gebet sind eher negative Symbole des Sterbens zu finden.
Das ist vielleicht ein Schlüssel zur Interpretation.
Bei jedem freien Text, als Prosa oder Lyrik, liegt die Verwendung von Metapher nahe, soll er nicht als pure Information dargelegt werden. Das ist Teil der Poesie. Sehr kryptisch, verschlüsselt, ist schwierig zu lesen und zu verstehen, auch wenn mir die verwendeten Sinnbilder in deinem Gedicht schon was sagen, siehe oben.
Es fehlt für mich eine klare Sprache, die mit Hilfe von Metaphern untermauert wird, ein unverblümter Ausdruck sozusagen, der als Allgemeinverständliches eine Plattform für eingebaute Sinnbilder diese erst eindeutig enträtseln lässt. Nur "in Rätseln" zu schreiben, also Metapher an Metapher reihen mutet mir zumindest oft eine Interpretation wie aus einer Collage heraus zu. Da kann alles herausgedeutet werden und ist für mich nahe am Kaffeesatzlesen... ;)
Freie Lyrik ist schwieriger als geregelte, die mit Reimen, Metrik, Rhythmus usw.
Damit soll aber um Gottes Willen nicht ausgedrückt sein, dass jedes Gedicht in freier Form unbedingt in allen Ausführungen große Kunst ist.
Jeder Schreiber kann, sofern er ein formal sehr gutes Gedicht schreiben möchte, z.B. ein Sonett, genau erläutern, warum der Satzbau, die Silbenzahl, die Reime oder Inhalt etc. von ihm so gewählt sind.
Du hast dich entschieden, Freie zu schreiben, ok. Versuche mich auch manchmal darin. Ich kann und möchte diesem, deinen Gedicht hier auch keine grobe unlyrische Wirkung unterstellen, möglicherweise weißt du genau, was du tust. Ich allerdings weiß als Leser in solchen Fällen nicht sehr oft, was ich damit anfangen soll, leider.
Liest, genießt, interpretierst und vertiefst du dich gern in freie Gedichte anderer Schreiber? :cool:
Was meinst du dazu?


Sei herzlich willkommen im Forum. :)

Blaugold

ginTon 25.10.2009 19:26

hallo aichi,

dieses Gedicht finde ich persönlich super, im Vergehen oder im dunklen düsteren etwas fast schönes poetisches herauszulesen, hat viele Poesie oder Werke der letzten Jahrzehnte beeinflusst, die somit im ja fast dunkel melancholischen ihren Einfluss suchten,, gut im Grunde gab es dies auch schon bei den Romantikern,, zB Ruinenromantik usw deswegen wurde ja für einige der beginn der modernen Werke ode freien Poesie schon fast in der Romantik gesucht, da dort im Grunde schon die düstere Schönheit besungen wurde...

gefallen tut mir die Art von Koinon in der vierten Zeile und das in Klammern gesetzte schwerelos..was denke ich aussagen soll,, dass mitunter obwohl die Liebe mit Schwärze besudelt wurde, mitunter eine Erlösung= letztes Gebet zum schwerelosen herrschen kann..mitunter darüber Zweifel herrschen o.ä...weil es ja auch heißen kann "der weg ist das ziel" nun ja wenn es dann eben jener Weg war der beschrieben wurde in den vorherigen Strophen,, ja dann ist ja dieser Eingang ins nichts fraglich...gefällt mir

liebe grüße basse

forelle 25.10.2009 23:09

Hallo Aichi,

ich kann nicht anders und betrachte das Gedicht mehr mit einer
teils tiefmelancholischen, teils mit einer humorig übertriebenen Dramaturgie.
Es erscheint alles noch düsterer, als es vielleicht ist.

mg forelle

.


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