Gedichte-Eiland

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Dana 11.09.2014 21:59

Fensterblick zum See
 
Fensterblick zum See

Wie viele Bilder wirst du mir
im Laufe meiner Stunden malen?
Ich schaue oft, sehr oft nach dir
und unterschätze sie in Zahlen.


Mal liegst du spiegelhingegossen
auf breiter Fläche unberührt,
kaum, dass ich staunend dich genossen,
entsteht ein neues und verführt,

dich nicht mehr unbewacht zu lassen.
Ein Schwan zieht lautlos seine Bahn,
damit die Augen nicht verpassen,
dass stiller noch ein Fischerkahn

im Schatten ruht, um nicht zu stören.
Ein Rabe löst sich aus dem Baum
und Blätterrauschen ist zu hören.
Vom Windeshauch, man spürt ihn kaum,

erzittern kleinste Silberschuppen,
verwischen Ufers Doppelwald.
Am Himmel funkeln schon in Gruppen
die ersten Sterne, und Gestalt

bekommt des Vollmonds goldne Kugel,
als ob die Wolke ihn gebar.
Drum malt er in der Stille Jubel
aus Sternenstaub, so wunderbar

inmitten Wassers Kräuselketten
zum Elfentanze einen Steg.
Macht Wald und Kahn zu Silhouetten,
ein schwarzer Schwahn quert seinen Weg.

Im Dämmerschlaf, noch feierlich,
bewegen trunken in der Schwärze
Gedanken schon zum Morgen sich
im Flackerlicht der Abendkerze.


Im Dunst der dichten Nebelschwaden
hört meine Welt am Fenster auf;
und doch fühl ich mich eingeladen
und stelle mich dem Bilderlauf.

Noch schnell den Kaffee in den Becher,
denn draußen schält sich blass behaucht
ein Sonnenstrahl hinaus, der frecher
mit jedem nächsten wird; er braucht

den Siegeszug der ganzen Sonne,
der von den Vögeln aufgeregt
erwartet wird zur Morgenwonne,
bis ihre Glut das Lärmen fegt

in eine unbewegte Stille.
Die Wasserfläche glitzert, blendet;
zu einem Strich wird die Pupille
und sieht die Wolke, die es endet.

Denn unbesiegbar im Gefolge
erlischt des Morgens Glut und Glanz.
Ein Jeder, wo er sein mag, sorge
und füge sich dem Donnertanz.

Im Spiegelglatt und Wellenschlagen
reichst du mir immer nur ein Schild,
das mir in Bildern fortgetragen
vom Fenster lächelt süß und mild.

Und dennoch bleiben ungezählt
der Tage Ruhm in Jahreszeiten,
wo jede Kleinigkeit sich wählt
in Bilder der Unendlichkeiten.

Erich Kykal 12.09.2014 08:29

Hi, Dana!

Das ist wunderschön! Sehr gelungen - und so ausführlich bedichtet! Du musste dieses Fleckchen Erde sehr lieben!

Ein paar Kleinigkeiten:


Wie viele Bilder wirst du mir
im Laufe meiner Stunden malen?
Ich schaue oft, sehr oft nach dir
und unterschätze sie in Zahlen.


Mal liegst du spiegelhingegossen
auf breiter Fläche unberührt,
kaum, dass ich staunend dich genossen,
entsteht ein neues und verführt Komma hier.

dich nicht mehr unbewacht zu lassen.
Ein Schwan zieht lautlos seine Bahn,
damit die Augen nicht verpassen,
dass stiller noch ein Fischerkahn

im Schatten ruht, um nicht zu stören.
Ein Rabe löst sich aus dem Baum Komma.
und Blätterrauschen ist zu hören.
Vom Windeshauch, man spürt ihn kaum,

erzittern kleinste Silberschuppen,
verwischen Ufers Doppelwald.
Am Himmel funkeln schon in Gruppen
die ersten Sterne und Gestalt Komma nach "Sterne".

bekommt des Vollmonds goldne Kugel,
als ob die Wolke ihn gebar.
Drum malt er in der Stille Jubel
aus Sternenstaub, so wunderbar

inmitten Wassers Kräuselketten
zum Elfentanze einen Steg.
Macht Wald und Kahn zu Silhoutten, Tippfehler "Silhouetten"
ein schwarzer Schwahn quert seinen Weg.

Im Dämmerschlaf, noch feierlich,
bewegen trunken in der Schwärze
Gedanken schon zum Morgen sich
im Flackerlicht der Abendkerze.


Im Dunst der dichten Nebelschwaden
hört meine Welt am Fenster auf;
und doch fühl ich mich eingeladen
und stelle mich dem Bilderlauf.

Noch schnell den Kaffee in den Becher, Die Betonung von "Kaffee" bestimmt hier den Rhythmus. Bei uns betont man nämlich die Schlusssilbe! Hier würde die Zeile so stimmen: "Noch schnell Kaffee in meinen Becher,"
denn draußen schält sich blass behaucht
ein Sonnenstrahl hinaus und frecher Richtig: "ein S. heraus, der frecher"
mit jedem nächsten wird; er braucht

den Siegeszug der ganzen Sonne,
der von den Vögeln aufgeregt
erwartet wird zur Morgenwonne,
bis ihre Glut das Lärmen fegt

in eine unbewegte Stille.
Die Wasserfläche glitzert, blendet;
zu einem Strich wird die Pupille
und sieht die Wolke, die beendet. Alternative: "...die es endet."

Denn unbesiegbar im Gefolge
erlischt des Morgens Glor und Glanz. "Glor" wirkt unnatürlich verkürzt, erinnert lautmalerisch an Chlor. Vorschlag: "Glut"
Ein Jeder, wo er sein mag, sorge
und füge sich dem Donnertanz.

Im Spiegelglatt und Wellenschlagen
reichst du mir immer nur ein Schild,
welches in Bildern fortgetragen "welches" muss unnatürlich betont werden. Altern.: "das mir, in Bildern fortgetragen,"
vom Fenster aus bleibt süß und mild. Unschöne Inversion. Altern.: "vom Fenster lächelt, süß und mild."

Und dennoch bleiben ungezählt Hier hakt es etwas wegen der plötzlich männlichen Kadenzen in Z1 und 3. Vorschlag: "..ungezählte"
der Tage Ruhm in Jahreszeiten, "Momente in den Jahreszeiten,"
wo jede Kleinigkeit sich wählt "...wählte"
in Bilder der Unendlichkeiten. Schöner: "aus Bildern der..."


Da ist dir ein wirklich wunderbares Werk gelungen! Sofort in der Best-of-Mappe abheften!;):):Kuss

Allergernst gelesen!

LG, eKy

juli 12.09.2014 16:18

Liebe Dana :)
 
Hier möchte man keinen Moment versäumen aus dem Fenster zu gucken, denn wenn man zufällig drinnen etwas zu tun hat, versäumt man ja wunderschöne Augenblicke.:)

Hast Du die 3 Strophen als Hauptgedicht geschrieben, sozusagen als kurze Blicke auf den See?
Zwischen den Hauptblicken nimmst Du den Leser mit. Mit einer wunderbar lyrischen, ausführlichen Sichtweise beschreibst Du den See. Ich bin hin und weg.:Blume::Blume::Blume:

Sehr sehr gerne mitgeschaut:)

Liebe Grüße sy

Dana 13.09.2014 20:31

Lieber eKy,

dein Lob ist mir wie Balsam - selbst wenn du jede Strophe geändert hättest.:D

Die Kommas habe ich gesetzt und so manche Wortbildung gern übernommen.

Aber die letzte Strophe muss vorerst bleiben, denn da ist kein plötzlicher Bruch zu männlichen Kadenzen. Jede fettgedruckte Strophe ist so gewollt.:Kuss

Und der Kaffee heißt bei uns so und wird so getrunken. Ich weiß um die österreichischen Sprachklänge. Ein ehemaliger Besitzer eines Cafe's in Ratzeburg war ein Wiener. Er grüßte anders, er sprach nicht, er sang - und er konnte Tanzen wie kein anderer. Er taaaanzte.

Ich freue mich aber riesig, wenn du sagst, es hätte dir gefallen.

Liebe syranie,

herzlichen Dank für dein schönes Lob und dass ich dich mitnehmen konnte.
(Vielleicht kann ich ihn dir einmal zeigen ;))

Liebe Grüße
Dana

Lailany 15.09.2014 06:43

Ach, liebste Dana,
wie schön das doch ist!
Du nimmst den Leser bei der Hand und mit auf eine wunderbare Reise zu einem ganz zauberhaften Ort. Dein Bild ist Schönheit und Frieden pur, die Worte, mit denen Du es beschreibst, sind wahrer Seelenbalsam.
Danke, dass Du dieses Erlebnis vor Deinem Fenster mit uns teilst.

Sehr, sehr gern gelesen, gerne verweilt, um den Fensterblick uneingeschränkt zu genießen.

LG von Lai

Dana 17.09.2014 18:14

Liebe Lailany,

herzlichen Dank. :)

Das sind Momente, die beim Dichten und beim lesen der Kommentare, dem Leben ein wenig trotzen. Es ist ja nicht nur schön, leicht und friedlich.;)
Aber gerade darum haben wir die anderen Blickwinkel so nötig.
Ich freue mich sehr, dass dir mein Fensterblick gefällt. (In echt ist er noch viel schöner - es fehlen allein die Worte dafür.)

Alles Liebe für dich - und entspannte Fenserblicke ;)
Dana


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