Gedichte-Eiland

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Chavali 06.01.2010 21:46

Januar
 


Des Jahres erster Mond, der Januar,
entsteigt der kalten Neujahrsnacht,
ganz heimlich hat er Frost gebracht.

Ich atme tief in mich den klaren Hauch
der weiten schneebedeckten Felder,
der tiefverschneiten dichten Wälder.

Es bricht sich funkelnd im Laternenlicht
des Eiskristalls bizarre Pracht,
des Winters weißes Angesicht.

Mein Atem schwebt in kalter Luft wie Rauch;
aus Fenstern fällt ein Dämmerschein.
Ich steh und schau und fühl mich sehr allein.



Medusa 07.01.2010 19:14

Liebe Chavali,

kann ich mich jetzt wieder jeden Monat auf ein Gedicht freuen? Es ist eine sehr schöne Idee, vor Allem, weil sich alle 30 Tage ein Thema bietet. In diesem Jahr wollte ich es auch versuchen :rolleyes:.

Jetzt stimmt Dein Gedicht perfekt mit dem Wetter überein; in den vergangenen Jahren war es wohl eher Wunschdenken :).

Du hast den Januar sehr schön und bildreich dargestellt, das gefällt mir.

Herzliche Grüße,
Medusa.

ginTon 07.01.2010 21:06

liebe chavi,,

dieses Gedicht gefällt mir sehr, ich denke ich habe es von anfang an sehr gemocht...
du hast immer ein dir so eigene Sprachmelodie, die einen zu
wiegen droht,, sehr tief aber irgendwie auch sanft,,

mir ist nur eines aufgefallen und dies war die inhaltliche Wiederholung in S2
"tiefverschneit und schneebedeckt", gut es hört sich so gar nicht mal
so schlecht an,, doch mir fiel dann irgendwie "tiefverwaist" ein, was im
ganzen Kontext eigentlich auch net schlecht wäre?

das Gedicht ist wunderbar schön geschrieben..:) liebe grüße gin

a.c.larin 08.01.2010 07:49

oh chavali,
wenn ich aus dem fenster gucke, dann siehts jezt draußen genauso aus , wie dus beschrieben hast.
brr, fröstel! :eek:( ich will sofort meinen heizschuh und meine schmusedecke!)

da kann ich nur sagen:
sie schrieb etwas vom januar, bis der tatsächlich auch so war...

wirklich gelungen!
larin

Quicksilver 08.01.2010 09:01

Hallo Chavali,

dies ist eins der wenigen Jahreszeiten-Gedichte, das mir gefällt.

Wie (fast) immer gibts ein paar kleine Anmerkungen ;)

Zitat:

Des Jahres erster Mond, der Januar,
entsteigt der kalten Neujahrsnacht,
ganz heimlich hat er Frost gebracht. <<<Sehr schöne Personifizierung des Mondes, der nicht nur entsteigt, sondern auch handelt, indem er Frost bringt. Wobei ich mit "entsteigt der kalten Neujahrsnacht" ein sinnhaftes Problem habe. Kann etwas einer Nacht entsteigen? Poetisch gesehen vielleicht :)

Ich atme tief in mich den klaren Hauch <<< Meine Meinung zu Inversionen kennst du zu genüge ;)
der weiten schneebedeckten Felder,
der tiefverschneiten dichten Wälder. <<<Zwei Dopplungen. 1. eine sinnbezogene, wie ginton bereits anmerkte, 2. tief/tiefverschneit

Es bricht sich funkelnd im Laternenlicht
des Eiskristalls bizarre Pracht, <<< Dies ist fast ein Zungenbrecher ;) Es passt m.E. nicht zum sonstigen sanften Klang des Gedichts.
des Winters weißes Angesicht. <<< weißen Angesichts?

Mein Atem schwebt in kalter Luft wie Rauch;
aus Fenstern fällt ein Dämmerschein. <<< Ein Schein fällt? Wie wäre es mit "dringt" oder "lugt"?
Ich steh und schau und fühl mich sehr allein.
Du transportierst zum Einen die ergreifende Atmosphäre und zum Anderen die Melancholie, weil das lyr. Ich den Anblick nicht (mit)teilen kann.

Sagt mir wirklich zu.

Lieben Gruß
von
Quicksilver

ruhelos 08.01.2010 13:16

hallo chavali,

da ist es ja wieder, dein Monatsgedicht. Ich schließe mich dem Lob meiner Vorredner an. Du hast den Monat, so wie er sich besonders in diesem Jahr zeigt treffend verdichtet. Schön finde ich auch, dass du ein anderes Reimmuster benutzt. Gern gelesen.

Viele Grüße
ruhelos

Chavali 09.01.2010 15:56

Liebe Medusa,
Zitat:

kann ich mich jetzt wieder jeden Monat auf ein Gedicht freuen?
eher wohl nicht, denn auch der Januar ist älter :) - aber wie ich meine, einer der gelungensten.
Und hätte mich nicht die Wetterlage dazu inspiriert, hätte ich es nicht eingestellt.
Hab vielen Dank für deine lobenden Worte.

Lieber basti,
Zitat:

mir ist nur eines aufgefallen und dies war die inhaltliche Wiederholung in S2
"tiefverschneit und schneebedeckt",
stimm, es klingt vom Sinn her ähnlich, was ich allerdings nicht schlimm finde.
Deine Idee dazu
Zitat:

"tiefverwaist"
gefällt mir allerdings auch und ich denke darüber nach, dein Wort zu kaufen ;)
Zitat:

das Gedicht ist wunderbar schön geschrieben.
Danke, das freut mich!

Liebe larin,
Zitat:

wenn ich aus dem fenster gucke, dann siehts jezt draußen genauso aus , wie dus beschrieben hast.
Stimmt, manchmal hilft es, wenn man sich wirklich etwas wünscht :)
Freut mich, dass dir der Text zusagt.

Liebe ruhelos,
Zitat:

Ich schließe mich dem Lob meiner Vorredner an.... Schön finde ich auch, dass du ein anderes Reimmuster benutzt.
Danke dir! ich freu mich sehr über deine lobenden Worte.


Lieber Quick,
Zitat:

dies ist eins der wenigen Jahreszeiten-Gedichte, das mir gefällt.
Diese Lob stell ich gleich vornan, weil ich sehr stolz darauf bin ;)
Zitat:

Wie (fast) immer gibts ein paar kleine Anmerkungen
Nur zu. Das Lernen höret nimmer auf!

Kommen wir zu S1 Z2 ---> entsteigt
Dises Wort las ich vor vielen Jahren mal in einem Spruch (ich glaube, es war ein Quartettspiel) der mich schon lange begleitet:

Ein neues Jaht ensteigt der Nacht,
der Weg hüllt Schnee und Stege ein.
Der König Eismann hat die Macht -
gedenkt der armen Vögelein.


....wobei ich bei der letzten Zeile immer voll Trauer an die frierenden Vögel dachte :o

Deshalb denke ich, man kann dieses Wort ohne Bedenken in den Spachschatz einreihen.


S2: Ja, die kenne ich - du meine auch...?;) - die Dopplung versuch ich wegzubekommen (siehe ginton)

S3: Zungenbrecher? Diese Stelle wurde mir einst als mit die schönste beschrieben....:confused: - ich denk, das lass ich trotz deines Einwandes so.

S4: aber klar kann ein Schein oder Licht fallen: Mondlicht fällt durchs Fenster....Sonnenschein fällt in dein Haar....;)
Zitat:

Sagt mir wirklich zu.
Hab Dank für deine interessanten Anmerkungen.


Liebe januarige Grüße an euch alle !
Chavali


Feingeist 10.01.2010 16:34

Liebe katzi,

nachdem es viel Haue gab:D, schaue ich mir jetzt mal ein Gedicht von Dir an, welches mir auf den ersten Blick gefällt: Deinen Januar.

Vier Terzinen, die in ihrer Kürze doch ein recht prägnantes Bild von Deinem Januar malen - sowohl äußerlich(Umwelt) wie auch innerlich(seelisch), schön!
Zitat:

Des Jahres erster Mond, der Januar,
entsteigt der kalten Neujahrsnacht,
ganz heimlich hat er Frost gebracht.

Ich atme tief in mich den klaren Hauch
der weiten schneebedeckten Felder,
der tiefverschneiten dichten Wälder.
Bei solch schönen Terzinen lässt man Inversionen und Füllsel gern außen vor, ich zumindest! Ich mag es, wie Du den Januar als Mond beschreibst und ihn aus der Neujahrsnacht emporsteigen lässt; wie Du den Hauch der Felder und Wälder, der Natur einatmest; wirklich stimmungsvoll herübergebracht.
Zitat:

Es bricht sich funkelnd im Laternenlicht
des Eiskristalls bizarre Pracht,
des Winters weißes Angesicht.

Mein Atem schwebt in kalter Luft wie Rauch;
aus Fenstern fällt ein Dämmerschein.
Ich steh und schau und fühl mich sehr allein.
Lediglich Vers 4 kann mich hier nicht überzeugen. Das Bild ist einfach zu verbraucht, aber: geschenkt!
Schöne Concluiso, schönes Polysyndeton - das ist rund, das passt, kurz: Ich kaufe Dir die ganzen Empfindungen ab; die sprachliche Umsetzung ist nett.
Ein schönes Gedicht aus Deiner Feder.

Liebe Grüße

Feingeist

Dana 10.01.2010 17:26

Liebe Chavali,
ich bin ganz sicher schon einmal voll des Lobes gewesen zu sein.:)

Das ist ein Januar, wie ich ihn liebe - fern der Großstadt, kalt, kristallen und naturbelassen. Das "Alleinfühlen" verleiht ihm einen Hauch von Melancholie, die ob solchem Bild gern angenommen wird.

Glitzernde und flockige Grüße
Dana

Chavali 18.01.2010 09:21

Hallo Feingeist (Gast)

du hast dieses Gedicht kommentiert und könntest meine Antwort noch als Gast lesen.
Vielleicht tust du es vielleicht nicht.
Aber meine Höflichkeit gebietet es mir, mich wenigstens für deine Mühe zu bedanken, die du für Interpretation,
Kritik und Lob aufgewendet hast.
Zitat:

schaue ich mir jetzt mal ein Gedicht von Dir an, welches mir auf den ersten Blick gefällt: Deinen Januar.
Vier Terzinen, die in ihrer Kürze doch ein recht prägnantes Bild von Deinem Januar malen - sowohl äußerlich(Umwelt) wie auch innerlich(seelisch), schön!
Zitat:

Bei solch schönen Terzinen lässt man Inversionen und Füllsel gern außen vor, ich zumindest! Ich mag es, wie Du den Januar als Mond beschreibst und ihn aus der Neujahrsnacht emporsteigen lässt; wie Du den Hauch der Felder und Wälder, der Natur einatmest; wirklich stimmungsvoll herübergebracht.
Zitat:

Schöne Concluiso, schönes Polysyndeton - das ist rund, das passt,
Nun, das kann einen doch nur freuen :)
Also nochmals danke und sei dir gewiss, dass ich deinen Abgang in keiner Weise nachvollziehen kann,
denn dafür gab es vorher nicht den geringsten Anhaltspunkt.


Liebe Dana,

ehe der Januar vorüber ist - denn dann wollen wir schließlich nix mehr lesen vom Winter, gell -
schnell noch meinen herzlichen Dank für dein Lob an meinem Text.
Zitat:

Das ist ein Januar, wie ich ihn liebe - fern der Großstadt, kalt, kristallen und naturbelassen.
Das "Alleinfühlen" verleiht ihm einen Hauch von Melancholie, die ob solchem Bild gern angenommen wird.
Das freut mich, weil es mir genauso geht.


Noch winterliche Grüße!
Chavali



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