Gedichte-Eiland

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Archimedes 30.06.2009 10:35

Nur Sand
 
Bereit für den Guss,
noch Lichtkranz umflort,
jetzt scharf wie ein Schuss
von Blitzen durchbohrt,

zieht, schwarzgrau getönt,
die Wand auf dich zu.
Du bist ’s nicht gewöhnt,
dir lässt ’s keine Ruh.

Feinkörniger Sand
rinnt durch die Hand,
Zeit nur vergeht,
Hoffnung verweht.

Tief duckt sich das Land.

Bereit für ein Lächeln,
von Locken umflort,
( mit Strähnchen verfächeln
ihr Blick dich durchbohrt),

kommt blasszart getönt
die Frau auf dich zu.
Du bist ’s nicht gewöhnt,
dir lässt ’s keine Ruh.

Feinkörniger Sand
rinnt durch die Hand,
Zeit nur vergeht,
Hoffnung verweht,

als sie dich fand.

Bereit für ein Leben,
vom Glück ganz umflort,
willst alles ihr geben.
Doch tödlich durchbohrt,

mit Gleichmut getönt,
ihr Fremdgehn dich tief.
Du bist ’s nicht gewöhnt,
wies Schicksal dich rief.

Feinkörniger Sand
rinnt durch die Hand,
Zeit nur vergeht,
Hoffnung verweht.

Zerrissen das Band.

Medusa 30.06.2009 14:08

Lieber Archimedes,

ganz schön schwierig, was Du hier präsentierst!

Ich versuche mich erst einmal am Inhalt, besser noch, an den Gedanken, die ich beim Lesen hatte:

Ich sehe zunächst einen Menschen, der eigentlich auf Grund seines Alters oder anderer Probleme abgeschlossen hat (bereit für den Guss, schwarzgraue Wand), sich jedoch noch einmal aufrappelt (dir lässt's keine Ruhe), um sich nicht ganz zu verlieren. Er öffnet sich mit großen Erwartungen (Lichtkranz umflort) mit Vorbehalten (du bist's nicht gewöhnt) und erleidet Schiffbruch (doch tödlich durchbohrt).


:o:o:o
(Textinterpretationen sind nicht wirklich mein Ding).

Als sehr interessant empfinde ich die Wiederholungen, weil sie hier die Spannung steigern und bis zum Ende halten. Der Refrain ist sehr passend, besonders die wechselnden letzten Zeilen geben mir Aufschluss über die Trauer bzw. die Hoffnungslosigkeit Deines Menschen.

Ich hatte beim Lesen ein paar Verständnisprobleme:

Bereit für ein Lächeln,
von Locken umflort,
( mit Stränchen verfächeln
"die Strähnchen verfächeln" oder "mit Strähnchen verfächelt"?
ihr Blick dich durchbohrt),

mit Gleichmut getönt,
ihr Fremdgehn dich tief.
????? Hier fehlt das Verb!
Du bist ’s nicht gewöhnt,
wies Schicksal dich rief.


Ein ganz kleiner Hinweis zur Schreibtechnik: Zwischen dem Apostroph und dem letzten Buchstaben des vorhergehenden Wortes wird kein Leerzeichen gesetzt
(das fiel mir grad auf ;)).

Ich könnte mir Dein Gedicht sehr gut als Lied vorstellen, von einem guten Chor gesungen vielleicht :)?

War nicht ganz einfach für mich und ich hoffe, mich mit meiner Interpretation nicht in die Nesseln gesetzt zu haben.

Ich grüße Dich herzlich,
Medusa.

21 bis 24 ist korrekt!


edit: Nach dem Lesen von Cyparis' Kommentar habe ich meinen Tippfehlter "Strähnchen" korrigiert. Das solltest Du auch machen!


Leier 30.06.2009 15:46

Lieber Archimdes,

ich hab das Gedicht einfach nur auf mich wirken lassen.
Es hat mich tief resignativ gemacht, aber als ich LyrI n c i h t mit dem Dichter gleichsetze, hob sich meine Stimmung wieder.
Es ist ein trauriges Gedicht, weil das Fazit so bitter ist:

Zerrissen ist das Band.

Da ich "Stränchen" von Strähne ableiten, würde ich unbedingt Strähnchen schreiben.


Lieben Gruß
von
cyparis

Archimedes 30.06.2009 23:00

Liebe Medusa, liebe cyparis, ich hatte nicht geglaubt, dass es inhaltlich solche Probleme bereitet. "Nur Sand" bedeutet, es rinnt die Zeit, egal was passiert. Dasselbe drücken die vier Zeilen des Refrains aus.
Die erste Strophe ist eine Gewitterschilderung, die in die Unruhe des Betrachters mündet, sei es dass er Bauer ist, sei es, dass die Betrachtung des Gewitters ihn emotional tief berührt, aus welchem Grund auch immer.

Die zweite Strophe ist die klassische Geschichte: Mann sieht Frau und ist total geplättet. Natürlich heißt es Strähnchen, war ein Tippfehler. "( mit Strähnchen verfächeln ihr Blick dich durchbort)", das macht sie aktiv, sie pustet die Haare, wenn sie den Mann ansieht (genauso wirksam wie Augenaufschlag).

Die dritte Strophe ist das schmerzliche Ende der Beziehung. "Fremdgehn" ist für mich ein Verb. Vielleicht muss ich es kleinschreiben?

In allen Strophen kommen dieselben Zeilenenden vor: umflort, durchbohrt, getönt und die Zeile: Du bist 's nicht gewöhnt. Das soll die Gleichheit der emotionalen Hochstimmung symbolisieren, auch wenn es inhaltlich völlig unterschiedlich ist. Das war eine echte handwerkliche Herausforderung.

Ich danke auch, dass ihr die Mühe nicht gescheut habt, das Gedicht zu kommentieren. Schließlich ist es schwere Kost.
Gruß Archimedes ...der seine Kreise mit einem Lichtkranz umflort hat.


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