Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 09.10.2009 11:11

Landstreicher
 
Der Alte schleppt sich hin auf schweren Füßen,
und aller Jahre Traurigsein zieht ihm zuseit,
das Haupt gesenkt, ein kurzes stilles Grüßen
dem Volk ringsum, so geht er durch sein Leid,

in das er sich verkroch, um alle blanken Blicke,
die er durchmisst, nicht länger mehr zu spüren,
und hat sie doch wie kalte Klingen im Genicke
und kann an ihren harten Stahl nicht rühren.

Sag, Alter, mir: Wievieler Augen Schnitte
hat fühllos deiner Seele Fleisch gemacht,
dass es nicht irgend länger blutet an der Bitte
um ein Stück Brot und Lager für die Nacht?

a.c.larin 09.10.2009 11:37

hallo erich,

das ist ein wirklich tiefgründiges gedicht, bei dem ich auch einmal erbsen zählen möchte.
hier gibts tatsächlich mal was zu feilen ( selten genug bei dir), also höre, was mir so dazu einfiele:


Der Alte schleppt sich hin auf schweren Füßen
und aller Jahre Traurigkeit zieht ihm zuseit, (-keit -seit reimt zeilenintern nochmal)
das Haupt gesenkt, ein kurzes Stummes Grüßen,
dem Volk ringsum, so geht er durch sein Leid

und kleidet sich damit, um forsche Bilcke, (Wortwiederholung "zieht" eliminieren, "forsche Blicke" gefällt mir hier inhaltlich besser)
die er durchmisst, nicht länger mehr zu spürn, (Verkürzung klangvoller?)
und hat sie doch wie Klingen im Genicke ( Klingen im Genick ist gefährlich genug, egal , ob sie "kalt" oder "warm" sind!)
und kann an ihren harten Stahl nicht rührn. (Verkürzung klangvoller? )

Sag, Alter, mir: Wievieler Augen Schnitte
hat fühllos deiner Seele Fleisch gemacht,
dass es nicht irgend länger blutet an der Bitte
um ein Stück Brot und Lager für die Nacht ( Perfekt in der Intention und Formulierung! Ganz großes Bravo)

liebe grüße
von der erbsenzählerin
(und die guten kommen natürlich sofort ins töpfchen! :))
larin

Erich Kykal 09.10.2009 13:57

Hi, larin!

Ich gebe dir mit dem Binnenreim recht, aber eigentlich hatte ich auch einen im Auge, als ich "Traurigsein" schrieb - nämlich zuseit.
Traurigsein liest sich - für mich zumindest - auch weicher.

Den Stabreim der blanken Blicke möchte ich behalten, und über den Einstieg in die Strophe habe ich selbst schon lange nachgedacht. Ich entschied mich letztlich für eine Phrase, die so prosaisch und schlicht ist wie der Protagonist des Gedichtes, und obendrein noch nicht zu abgegriffen oder zu hochgestochen wirkt. Die Stelle bleibt noch "work in progress"! Wie gefällt dir die aktuelle Version?

Die Verkürzung wirkt - verzeih - in meinen Ohren keineswegs klangvoller hier.
Das "kalte" ist der Metrik geschuldet. Auch hier habe ich lange gerungen, und das letzte Wort ist noch nicht gefallen.

Vielen Dank für deine Gedanken zu dieser Baustelle!

LG, eKy

a.c.larin 09.10.2009 14:33

Hallo Erich,
die Veränderung, die du vorgenommen hast,
gefällt mir eindeutig besser als die ursprüngliche Fassung, weil nun die Wortwiederholung weg ist.
Sollte nach "Leid" nicht jetzt ein Beistrich sein?

Im Übrigen ist es - wie gesagt - Ansichtssache, was man bevorzugt und was nicht!
Es reifen stündlich Ideen heran zur Frucht...!

Liebe Grüße,
Larin

Erich Kykal 12.10.2009 11:46

Hi, larin!

Peinlich, peinlich! Dass du mich, den Überkorrekten bei anderer Schreibe, nun gleich zum zweiten Mal bei einem Lapsus ertappst - Schande über mich eitlen Tropf!

Natürlich hast du mit dem Beistrich recht, und nochmals vielen Dank für dein vorheriges Anmahnen: Jetzt liest es sich tatsächlich besser!

LG, eKy

a.c.larin 12.10.2009 18:50

lieber erich,

kleine fehler sind nicht peinlich, kleine fehler machen uns menschlich!
ist also gar keine schande, nur das ganz normale leben....

Wer sich an Kleinigkeiten froh ergeht,
ist der, der wirklich über ihnen steht
....


liebe grüße,
larin

Erich Kykal 14.10.2009 12:28

Hi, larin!

Ach, ich vergesse immer wieder, die Smileys zu benutzen. Offenbar nehme ich an, mein Humor musste sich schon in meiner Formulierkunst deutlich genug abbilden! Also lies den letzten Beitrag von mir nochmal mit dazugedachtem Augenzwinkern. Dann passt's!;):D:)

LG, eKy


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