Haiku-Versuch Nr.2
 

Haiku-Versuch Nr.2


Wildgänseschwärme
ziehen am Himmel dahin.
Schneeglöckchen blühen.


statt:
Wildgänseschwärme
ziehen schreiend am Himmel.
Schneeglöckchen blühen.


Der Mond steht ruhig,
nur die Kerze erzittert
bevor sie erlischt.


Das Pferd frisst den frischen Halm.
Die Distel daneben blüht.


P.S.: Durch die Kommentare habe ich erkannt, dass ich bei meinem Ersten Versuch das Pferd vom Schwanz aufgezäumt habe. Ich stelle nun die äußere Form an die zweite Stelle und versuche erst einmal die innere Form der Metapher hinzubekommen. D.h. erst einmal geradeaus zu reiten, die Dressur kommt später.

Die find ich alle drei auf den ersten (auch noch den zweiten) Blick sehr gelungen, Thomas.

Vor allem, weil sie - was ich an haiku sehr schätze - den Leser mit einem Impuls zurücklassen. Mein Favorit sind Nummern 2 und 3.

Bei Nr. 1 stört mich ein klein wenig das Partizip Präsens aktiv... das mag ich prinzipiell nicht bei haiku (vielleicht deshalb, weil es oft so wirkt, als hätte noch jemand - Silbenzählend - versucht, zusätzliche Info ins haiku zu stopfen...ich gebe zu: ein sehr subjektives Empfinden ;)

Sehr, sehr gerne gelesen. Macht mir definitiv Guster, auch wieder einmal mit dieser Form zu üben.

Recht liebe Grüße,

fee

Liebe fee,

Danke für die Anregung und Kritik. Das Schreien kam eigentlich ganz am Anfang, denn ich höre es so gerne und freue mich im Frühling und im Herbst immer darauf. Dann renne ich raus um sie zu sehen. Aber du hast Recht, es klingt nicht so toll. Ich habe jetzt darauf verzichtet, d.h. noch einfacher ausgedrückt, wodurch der Unterschied zum verweilenden Blümchen sogar noch etwas klarer in Erscheinung tritt. Hoffentlich findest auch du es besser, das PPA ist jedenfalls weg.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du wieder loslegtest. Deine Pinselstrich-bemerkung hat mir viel geholfen.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Wo sind deine alten Haikus?