Gedichte-Eiland

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Walther 28.05.2015 18:57

Sommerfieber
 
Sommerfieber


Der Tropennacht ist es geschuldet, dass die Decke
Sich an den Füßen kringelt und dort feucht verweilt.
Die Träume sind dem wilden Kampf vorausgeeilt.
Die Mücke putzt die Flügel in der Zimmerecke.

Zwei Körper liegen da, verknotet und umschlungen.
Das tiefe Atmen lässt die Lippen zitternd leben.
Es ist, als ob die Seelen tanzend drüber schweben,
Als bebten in den Rachen noch die heißen Zungen,

Die schlangengleich die Haut gekonnt gekitzelt hatten.
Am frühen Morgen wirft die Sonne zarte Schatten,
Die golden alle Blößen schmeichelnd überhauchen.

Die müde Hand streicht leicht die Wange jener Schönen.
Ihr Gurren folgt und ein Sich-liebevoll-Verwöhnen,
Bis er bereit ist, in die Tiefe einzutauchen.

Erich Kykal 30.05.2015 09:56

Hi, Walther!

Gefällt mir gut! Auch, dass du die klassischen Sonettregeln bewusst ignorierst, wie die sechshebigen Verse und das Enjambement am Übergang von Quartetten zu Terzetten.

Vom Lyrischen her begeistert mich vor allem das erste Quartett - dort entsteht eine gekonnte Mischung aus Laszivität und scheinbar nebensächlichen Details, wie sie ein erregter, adrenalingeputschter Geist wahrnimmt.

Quartett 2 und die Terzette sind mir dagegen schon etwas zu konkret mit erotischen Details, was in der eigentlich schon eindeutigen Conclusio gipfelt (auch wenn es schön lyrisch umschrieben ist) - da wäre mir eine den Stil des 1. Quartetts fortführende eher andeutende Stimmung lieber gewesen.
Aber das ist eine persönliche Geschmacksfrage. Vielleicht bin ich was Lyrik angeht zu prüde (kicher!) ...

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

Walther 02.06.2015 16:54

Servus eKy,

danke für deinen freundlichen eintrag. das gedicht ist sehr zurückhaltend, weil es nichts "explizit" beschreibt. das ist das, was "erotik" von "pornographie" unterscheidet. den bildern muß nachgefühlt werden.

es ist richtig, daß das zweite terzett die sache zuspitzt, aber das fordert ja schon die innere struktur des sonetts. es soll zu einem schluß kommen.

ich habe eigentlich die klassischen sonettregeln nicht ignoriert; sonette können heute drei-, vier-, fünf- und sechshebig sein. fünf- und sechshebig schrieb man schon im barock. der sechshebige vers verstärkt das schwüle, die schweißtreibende nacht und die ermüdung des liebespaares. alles ist wie in zeitlupe.

lieber gruß w.


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