Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 23.09.2014 14:44

Einsame Nacht
 
Ich bin die Dunkelheit und höre tausend Herzen
von traulich Liebenden in meiner sachten Hut,
und was Verborgenheit an ihnen Wunder tut,
erwächst in mir zu bittersüßen Schmerzen.

Ich bin die Dunkelheit und fasse tausend Leben
in einem Atemzuge meiner schwarzen Nacht,
jedoch was weich darin und zärtlich müde macht,
vergeht mit mir, wenn sich die Schatten heben.

Ich bin die Dunkelheit und weine in die Kissen
aus kühlem Wiesengras in meinem stillen Gang:
Der strahlendhelle Tag, der meinen Tau bezwang,
erkennt mich nicht und wird mich nie vermissen.

Dana 23.09.2014 18:51

Lieber eKy,

weißt du, was hier beim Lesen geschieht?
Man hat die Wahl zwischen unendlicher Traurigkeit, ob Betroffener, oder man schmilzt dahin, ob der Lyrik. Beim Nachdenken siegt die Begeisterung für gekonnte Lyrik.
Jede Strophe ist einfach nur wunderschön (traurig), aber die letzten zwei Verse sind unübertreffbar.:Blume:

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 23.09.2014 19:18

Hi, Dana!

Eines von denen, die mir selbst wirklich rundum gefallen - wie oft hat man schon bei den eigenen Werken das Gefühl, hier wirklich etwas geleistet zu haben?
Also bei mir ist das Gefühl selten.

Dabei ist das Metrum nicht perfekt: In jeder Strophe hat die letzte Zeile nur 5 Heber in Gegensatz zu den drei anderen mit 6.
Ist aber Absicht: Ich wollte noch mehr Tempo rausnehmen in der letzten Zeile, um sie betonter, getragener sprechen zu können. So wird der fehlende Heber durch bedeutungsvolle Pausen ersetzt.:D

Besonders gefällt mir in der 3. Str., dass die Tränen der Nacht auf den Wiesenkissen der Tau sind, den der sich erhebende Tag gedankenlos wegbrennt, offenbar ohne zu bemerken, worum es sich handelt und dass dies ihn betrifft:
So ist das Drama der heimlich und hoffnungslos Liebenden: Sie können sich - aus welchen Gründen auch immer - nie begegnen, und oft genug weiß der eine gar nicht, dass und wie sehr er geliebt wird!

Vielen Dank für dein Lob - das ist die Butter bei meine Fische!:D

LG, eKy

Chavali 24.09.2014 09:51

Lieber Erich,

also deine Erklärung für die fehlenden Heber ist köstlich. Das muss ich mir merken :D;):D

Ansonsten ein tolles Teil, das ich sehr gern und mit Hingabe gelesen habe.
Ein Königskinder-Thema, das du gekonnt poetisch umgesetzt hast.

Lieben Gruß,
Chavi

Erich Kykal 25.09.2014 01:33

Hi, Chavi!

Köstlich? In welcher Hinsicht? Weil du sie gut findest oder weil du sie mir nicht abkaufst? Ich darf dir versichern, dass der Effekt bewusst so gewählt ist - und nicht, weil ich erst hinterher feststellte, dass alle letzten Zeilen zu kurz waren und ich keine Lust mehr hatte, das umzubessern und mir deshalb eine glaubhafte Legende dazu überlegte... Räusper...Ähem...:Aua

Anderswo hat jemand festgestellt, dass jede erste Zeile eine Silbe länger ist als die beiden folgenden, und die letzte Zeile wiederum eine Silbe kürzer ist als die Mittelzeilen: 13-12-12-11

Das ist mir (ich zähle immer bloß die Heber) gar nicht aufgefallen, aber es verstärkt sogar den von mir beabsichtigten Effekt eines Heranbrandens und Ablaufens der Strophen wie Wellen an einem Strand: so entsteht eine getragene, hypnotische Dynamik beim Vortrag. Find ich eben.:cool:

LG, eKy

momo 28.09.2014 16:08

Ein wunder-wunderschönes Gedicht, Erich Kykal! :Blume:
Auch, wenn die letzten Zeilen wehmütig klingen.
Gerne gelesen

LG momo

Erich Kykal 28.09.2014 16:45

Hi, Momo!

Vielen Dank für's Vorbeischauen und was Dalassen!:)

Die Wehmut ist bei mir quasi systemimmanent...;)

LG, eKy

juli 30.09.2014 14:03

Hallo eKy :)
 
Das ist so schön zum Dahinschmelzen, so wehmütig und romantisch.:Blume::Blume::Blume:

Das ist ein Schmuckstück:)

Liebe Grüße sy

Erich Kykal 30.09.2014 21:26

Hi, Sy!

Vielen Dank - ein begeistertes Lob erfreut besonders, verrät es doch, dass man jemanden wirklich zu berühren wusste!:)

LG, eKy

Chavali 30.09.2014 21:35

Hallo Erich,

Zitat:

Köstlich? In welcher Hinsicht? Weil du sie gut findest oder weil du sie mir nicht abkaufst? Ich darf dir versichern, dass der Effekt bewusst so gewählt ist - und nicht, weil ich erst hinterher feststellte, dass alle letzten Zeilen zu kurz waren und ich keine Lust mehr hatte, das umzubessern und mir deshalb eine glaubhafte Legende dazu überlegte... Räusper...Ähem...
Beides ;) Und beides mag stimmen ;);)

Ich bin überzeugt, dass du wusstest, was und wie du es schreibst.
Nein, wirklich, es ist alles in Ordnung.
Nach wie vor lese ich gerade dieses Gedicht wieder und wieder.
Es hat eine unendliche Traurigkeit inne, wie sie poetischer nicht zu beschreiben ist.

LG Chavi


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