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Erich Kykal 10.09.2015 09:48

Van Gogh in Arles 1888
 
Betont lebendig, bunt war dein Bestreben
in diesem Jahre, ganz nach vorn gerichtet
und nicht auf das, was mindert und vernichtet.
Auf jede Leinwand maltest du das Leben

zu reinem Licht, zu Farbe hin verdichtet,
um nicht der Nachwelt, nur dir selbst zu geben,
was du zu deuten wusstest und zu heben -
so hast du dir dein Japan zugedichtet.

Wie lang schon ist die Zeit seitdem geflossen,
vergingen Welten, die dein Tun erhoben
und dein Genie in weise Zeilen gossen!

Ich stehe nur, beseelt von deiner Weite,
den Bildern, die ich unverbrüchlich loben
und unersättlich schauen will, zur Seite.

juli 10.09.2015 14:37

Lieber eKy :)
 
Du hast mit deinem Gedicht bewirkt, daß ich "Van Gogh in Arles 1888" gegoogelt habe und mir seine Bilder angeschaut habe. Sie sind voller Kraft.
Du beschreibst es in deinem Gedicht besser, in deiner unnachahmlichen Art.

Ich habe eine Frage.:)

zu reinem Licht, zu Farbe hin verdichtet,
um nicht der Nachwelt, nur dir selbst zu geben,
was du zu deuten wusstest und zu heben -
so hast du dir dein Japan zugedichtet.<<< was hat es mit Japan auf sich?

Sehr gerne gelesen:Blume::Blume::Blume:


Liebe Grüße sy

Erich Kykal 10.09.2015 17:06

Hi, Sy!

Ich hätte auch schreiben können "so hast du dich dem Süden zugedichtet.", aber für Kenner der Materie ist es kein Geheimnis, dass van Gogh in seiner Pariser Zeit mit dem damaligen Japan-Hype in der Kunst in Kontakt kam. Er malte sogar drei Bilder nach den Motiven japanischer Künstler.
Er deutete die japanische Kunst ganz im Sinne der Zeit und des damaligen Wissens über Japan, und weil er dachte, der Süden Frankreichs wäre der Landschaft Japans in Topographie und Licht ähnlich, ging er dorthin, um an nämlicher Stelle Inspiration zu suchen für seine Idee von Kunst, die er der japanischen als eng verwandt glaubte.

Wenn es dich interessiert: Erschöpfend nachzulesen in der sehr schön und ausführlich geschriebenen Vita des Künstlers in:

"Van Gogh - Sämtliche Gemälde" von Ingo F. Walther und Rainer Metzger, erschienen im Verlag Taschen, Bibliotheca Universalis.

LG, eKy

Dana 12.09.2015 20:27

Lieber eKy,

nicht nur ein schönes Sonett und eine Hymne auf ein Genie. Dank Google ist dein Gedicht zugleich eine Anregung, den eigenen Horizont immer wieder zu "weiten".;)

Ich habe mir erneut viele seiner Bilder angeschaut, einen Druck für mein Wohnzimmer ausgedacht (Vase mit Kornblumen und Mohnblumen :)) und interessiert erneut seine Kurzbiografie gelesen. Den Film habe ich auch gesehen.

Was mich immer wieder fasziniert, ist, wie berufene Menschen ihrem Schaffensdrang folgten und folgen. Wie sie unabhängig vom "Erfolg/Durchbruch" in ihrer Berufung leben. (Ich kenne solche Beispiele auch im eigenen Umfeld und bewundere ihre Erhabenheit, wenn sie belächelt oder gar von "Sicherheitsdenkern" wohlwollend beraten werden.)

Künstler sind ein ganz eigenes Völkchen, oft dazu verurteilt, viel zu spät gesehen, gelesen und erkannt zu werden. Einen Vorteil genießen sie zu Lebzeiten: Sie tun, was sie tun wollen und nicht, was sie tun müssen, um sich hier und da Zuspruch zu erhaschen.

Viel mehr als ein Gedicht - habe ich sehr gern gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 13.09.2015 01:14

Hi, Dana!

So manches Sonett habe ich schon auf den guten Vincent geschrieben (siehe "Seltsame Sonette"), aber er reizt mich immer wieder. Hier geht es um seine vielleicht glücklichste Zeit als Maler, in der er vorwärts strebend, nur und ganz der eigenen Kunstidee verschrieben, seine Malerei vorantrieb.
Sie endete nach einem Dreivierteljahr mit dem Zerwürfnis mit Paul Gauguin, der erschüttert und verängstigt abreiste, nachdem er zuvor - unwillig fast - dem Ruf van Goghs gefolgt und zu ihm nach Arles gereist war, und mit Vincents teilweiser Eigenamputation eines Ohrs (erster Zusammenbruch).

Vielen Dank für deine einfühlsamen Zeilen!:Blume:

LG, eKy


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