Gedichte-Eiland

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Mephisto 02.12.2010 20:56

Raumzeitweltsonett
 


Die Frage nach dem Anfang dieser Welt
und ihrer Grenzen im gedachten Raum
entgegen der Unendlichkeit als Traum
hat sich so mancher Philosoph gestellt.

Doch unter diesem weiten Himmelszelt
zerplatzt die Antwort wie ein Seifenschaum
gedanklicher Modalitäten, kaum
dass mal ein Licht den Horizont erhellt.

Vor einem Anfang stünde Ewigkeit
und hätte eine Endlichkeit verneint,
denn nichts bewegte eine leere Zeit.

Die Relativität des Seins erscheint
jedoch in ewiger Verbundenheit,
so bleibt die Welt in Raum und Zeit vereint.


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Dana 04.12.2010 19:35

Sei gegrüßt, Mephisto!

Die Welt ist groß, die Welt ist schön - und wir in (auf) ihr gefangen.

Ich habe die stehenden Verse genau angeschaut. Sprachlich tadellos vollbracht, inhaltlich stellen sie uns eine philosphische Betrachtung dar, die (noch) durch nichts zu widerlegen ist.
Wir sind in Zeit und Raum gefangen, gedanklich und körperlich.
Wenn wir gefangen sind, dürften wir doch eigentlich gar nicht erkennen, dass uns die Zeit und der Raum einschränken?
Nein, anders! "Gefangene" wissen um ihre "Unfreiheit", was bedeutet, dass weitere Dimensionen existieren. Wir erkennen sie erst, wenn wir aus der "Gefangenschaft" (Tod?) entlassen werden. (Oder doch nicht?)
Wir wissen viel, aber immer zu wenig.:(

Ich tauche gern in deine Betrachtungen ein, sie sind durchdacht und spannend.

Nur zur Sicherheit: Du kaufst doch keine Seelen auf? :cool:

Liebe Grüße
Dana

Mephisto 06.12.2010 20:56

Hallo Dana !
 


Gefangen zwischen Zeit und Raum
ist alles was dem Sein entspringt,
weil Zeit und Raum den Weltentraum
der Möglichkeiten erst bedingt.

Die Freiheit strahlt im hellen Licht
des Wissens, wie die Zeit vergeht,
doch relativ bleibt diese Sicht,
weil Alles in Beziehung steht.

Das Dasein liefert den Beweis,
denn jedes kleine Einzelstück
kehrt einmal in den Raumzeitkreis
des Unerklärlichen zurück.


PS:
Was soll der Geist mit fremden Seelen?
Die können selbst sich besser quälen.



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Sedinus 11.12.2010 20:59

Sei gegrüßt Mephisto!
Nach längerer Abwesenheit von diesem Forum stoße
ich nun auf dieses Sonett und muß mich einfach mal
wieder zu Wort melden.
Es ist doch erstaunlich, wie die Lyrik immer wieder
faszinieren kann, vor allem, wenn das Sujet so her-
vorragend und stilsicher zum Ausdruck gebracht wird,
wie du es hier demonstrierst.
Nicht nur die Form besticht, auch die Umsetzung zeigt,
daß du dein Handwerk verstehst.
Die Frage, die du hier aufwirfst, hat die Menschheit schon
immer beschäftigt und wird letztlich wohl auch nie
beantwortet werden können.
Daß die Relationen in ewiger Abhängigkeit voneinander
bestehen und sich somit gegenseitig bedingen, erscheint
in der Tat logisch, so ist auch das Fazit daraus, daß
nämlich solange diese Verbundenheit besteht, auch diese
Welt, mit der du sicherlich nicht die Mutter Erde meinst,
sondern die Mannigfaltigkeit umschreibst, in Raum und
Zeit vereint bleibt, durchaus nachvollziehbar.
Und ebenso logisch ist der Schluß, daß aus einer leeren
Zeit heraus, die ich mit dem Nichts gleichsetze, auch nichts
entstehen kann.
Wenn ja, wenn da nicht der Gedanke an eine höher-
stehende Macht wäre. Diese Möglichkeit sollte man
ebenfalls in Betracht ziehen, denn was ist schon wirklich
gewiss? Es gibt noch so viele Dinge zwischen Himmel und
Erden, die wir nicht erfassen können, und ob die mensch-
liche Logik letztlich der Weisheit letzter Schluß dafür ist,
bleibt auch ungewiss.
Nichtsdestotrotz ist dir hier ein äußerst tiefsinniges,
philosophisches Werk gelungen, für das ich dir meine
Hochachtung ausspreche.
Herzliche Grüße Sedinus

a.c.larin 13.12.2010 17:06

hallo mephisto,
dein tadellos gebautes sonett gibt auch mir anlass zu überlegungen.

"gefangen in raum und zeit" - wenn wir von "raum" sprechen, so meinen wir, was wir zu kennen glauben: den raum der dreidimensionalität.
es steht aber gar nicht so fest, dass es nicht auch noch weitere dimensionen gibt, die wir mit unserem sinnesapparat aber nicht wahrnehmen können.

vergleichendes gedankenexperiment: eine büchermilbe , die selber sehr flach ist, würde den raum möglicherweise nur zweidimensional wahrnehmen ( in seiner länge und breite). käme nun eine menschlicher finger aus der dritten dimension, um sie zu zerdrücken, so wäre für die büchermilbe "übernatürliches" geschehen.

manche physiker vermuten "wurmlöcher" und "superstrings" - gewissermaßen nahtstellen zwischen den dimensionen.

wohin wir also zurückkehren, wissen wir nicht.
vielleicht kehren wir auch gar nicht zurück , sondern wandern weiter - eine stufe höher, eine stufe tiefer?

wie mans auch dreht: ein rätsel bleibt es.
das hast du sehr schön mit worten eingefangen.

liebe grüße, larin

Archimedes 13.12.2010 23:39

Hallo Mephisto, ich gehe schon länger schwanger, auf dein hervorragendes Sonett zu antworten. Jetzt nach den hochinteressanten Beiträgen, möchte ich auch meinen Senf zu den Dimensionen dazu geben:

Man kann immer nur eine Dimension erkennen, wenn man sich in der nächst höheren selbst befindet. So kann man eine 1. Dimension = eine Gerade nur in der Fläche = 2. Dimension erfassen und wahrnehmen.

Die 2. Dimension, eine Fläche lässt sich nur erfassen, wenn man auf sie schauen kann, also sich außerhalb von ihr befindet, sonst sieht man nur eine Gerade.

Die 3. Dimension erfasst der Mensch nur, indem er sich in ihr bewegt. Erst durch die Orstveränderung verschieben sich in der Wahrnehmung des Auges die Flächen zueinander. Im Gehirn wird nun durch Bildvergleich mit dem vorherigen Bild die Veränderung in der Bewegung erkannt und als Raum begriffen.

Die 4. Dimension ist somit die Zeit, denn erst durch den Zeitunterschied zweier Wahrnehmungen wird der Raum erkannt.
Da wir uns aber in der Zeit im Raum befinden und diese erkennen können, müssten wir uns eigentlich in der 5. Dimension befinden.

Die 5. Dimension ist somit die kognitive Fähigkeit Raum-Zeit-Verhältnisse zu erfassen und zu behalten. Wenn wir z.B. ein Foto von einem Baum sehen, erfassen wir den Körper Baum, obwohl nur eine Fläche dargestellt ist, die 3. Dimension(Raum) und die 4. Dimension (Zeit)also fehlt.

Logischerweise muss nun die 6. Dimension diese Kognition bei jedem Menschen selbst "sehen" können. Dabei sind nicht die manchmal ablesbaren Stimmungen eines Menschen gemeint, sondern das fehlerfreie Erfassen der Wahrnehmung und Verarbeitung eines beliebigen Menschen.

Diese Fähigkeit des Sehens wird von Manchen einem höheren Wesen unterstellt, ob Teufel oder Gott. Aber wie sieht dann die 7. Dimension aus?

Gruß Archimedes ...der mit den logischen Kreisdimensionen


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