Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 27.02.2013 20:00

Rainer Maria Rilke
 
Du Berg des Wortes, übergroße Ruh -
wie fühlt man sich an deinem Fuß als Zwerg,
spann doch kein andrer aus dem groben Werg
des Deutschen solchen Seidenglanz wie du.

Ein stiller, unaufdringlicher Beachter
des Kleinen, Zärtlichen und des Gefühls
warst du inmitten täglichen Gewühls
der Welt des Schönen heimlicher Betrachter.

Wie zogen deine Zeilen mich ins Tiefe,
als wären allen Sinnen sie Magnet
um deine Mitte, und darunter schliefe

das große Auge einer weisen Seele,
die aller Blicke Prüfungen besteht,
und der ich immerzu mich anbefehle.

Thomas 28.02.2013 09:08

Hallo Erich,

das ist sehr schön! Eine liebevolle Homage an einen väterlichen Freund. Es macht große Freude so etwas zu lesen. Du als "Extrem-Materialist" wirst es zwar nicht glauben, aber ich kann mir vorstellen, dass er schmunzelt und dein Gedicht ebenfalls sehr gut findet, wenn auch nur vermittelt durch meine Seele.

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 28.02.2013 12:04

Hi, Thomas!

Um Rilke's willen möchte ich an die Existenz von Seelen und Nachleben glauben...vor allem einem schönen Geist wie dem seinen würde ich es von Herzen vergönnen!:)

Danke für deinen freundlichen Zuspruch - grade hier ist er kostbar, ist Rilke doch mein absolutes lyrisches Idol...ich möchte mich seiner großen Kunst gerade in solch einer Eloge als würdig erweisen!

LG, eKy

Invazim 28.02.2013 16:55

Hey Erich,

wirklich wunderschön! Mehr brauch man dazu nicht sagen, das reicht in seiner Einfachheit vollkommen aus.

Dana 28.02.2013 16:58

Lieber eKy,
oh ist das schön. Nicht nur das - es ist seiner würdig, weil es von dir kommt.:)
Ein Worteberg im Sonett - "spann Seidenglanz" - "Zeilen, Tiefe, Magnet der Sinne" und "anbefehle".
Ich bin noch aus einem sehr persönlichen Grund berührt. Deine "Anbetung" hat mich schon vor Monaten inspiriert. Auf meinem Nachtisch liegen inzwischen zwei "Rilkes", eines davon mit großem Vorwort über ihn und sein Schaffen - darin das Stundenbuch.
Beim Stundenbuch hat er mich immer wieder fast zu Tränen gerührt und ich fülle jede Mußezeit damit, ihm zu danken, ihn zu loben.
Bisher erschien mir alles als viel zu wenig - und nun kamst auch noch du.;)
(Ich werde es trotzdem bald tun.:cool:)

Rilke hat es verdient. Er würde dich strahlend und verlegen anlächeln.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 28.02.2013 19:47

Hi, Invazim!

Syntax - SynTaxi-Fahrer ... witzig!:D

Danke für den Zuspruch - das Beschriebene ist ja auch gleich die Antwort auf Nietzsche's Frage: Rilke's Lyrik ist wahrlich ein Ozean, in dem zu ertrinken sich allzeit lohnt!:)

Hi, Dana!

Dein Lob freut mich sehr, will ich mich doch gerade hier meinem großen - und natürlich ewig uneinholbaren - Vorbild als einigermaßen würdig erweisen!
Was wäre eine Eloge an sein Sprachgenie in derben, melodielosen Worten und pathetischen Phrasen!? - Lächerlich!!!

Dir alles Gute zu deinem Versuch! Tipp: Unbedingt das lyrische Gesamtwerk kaufen: Inselverlag - bevor der pleite geht!!!


LG, eKy

Onkie IIV 05.03.2013 10:35

Hey Erich,

wohlformuliert, mein herr! danke für die schönen Worte.

hier würde ich evtl. noch ein komma spendieren:
"warst du inmitten täglichen Gewühls,
der Welt des Schönen heimlicher Betrachter."

freundliche grüße an dich

Erich Kykal 05.03.2013 12:19

Hi, Onkie!

Ich muss dich enttäuschen - dort gehört auf keinen Fall ein Komma hin. Lies den Satz im Ganzen, dann wird es ersichtlich.

LG, eKy

Onkie IIV 05.03.2013 19:16

Hey Erich,
;) danke für den Hinweis.
Ich zeige dir, was ich meine:

Ein stiller, unaufdringlicher Beachter
des Kleinen, Zärtlichen und des Gefühls
warst du inmitten täglichen Gewühls,
der Welt des Schönen heimlicher Betrachter.

So hat es Aufzählcharakter.

Ein stiller, unaufdringlicher Beachter
des Kleinen, Zärtlichen und des Gefühls,
warst du inmitten täglichen Gewühls
der Welt des Schönen heimlicher Betrachter.

So sind die beiden ersten Verse alleinstehend und bilden keinen ganzen Satz. Der zweite Teil (Vers drei und vier) sind in der Grammatik einer Frage formuliert. Sehr ungeschickt wie ich finde.

Ein stiller, unaufdringlicher Beachter
des Kleinen, Zärtlichen und des Gefühls
warst du inmitten täglichen Gewühls
der Welt, des Schönen heimlicher Betrachter.

Wie Version 1.

Alles ist nicht perfekt, aber ich fand spontan Version 1 am besten.
Deshalb der Hinweis.

Weil ich mir jetzt ohnehin Gedanken dazu gemacht habe:

Ein stiller, unaufdringlicher Beachter
des Kleinen, Zärtlichen und des Gefühls
warst du und während täglichen Gewühls
der Welt des Schönen heimlicher Betrachter.


Ich lasse mich aber auch gerne belehren und mir sagen, dass ich den Satz nochmal lesen soll. ;)

Freundlichen Gruß
vom kleinen onkie

Invazim 05.03.2013 21:05

Hi eKy,

Habe ganz übersehen, dass du mir auf meinen Kommentar geantwortet hast. :o

danke! Immer schön, wenn auch mal nebensächliche Witze Anerkennung finden. :D
Gerne, er ist nur verdient.
Ich hatte mich, bis ich hierrauf gestoßen bin, kaum mit Rilke beschäftigt. Aber als ich das und deine Signatur las, las ich ein paar Sachen von ihm und bezüglich des Nietzsche-Zitats: Nach dem Eindruck, den ich bisher von Rilke habe, scheint es in der Tat ein solcher Ozean zu sein. :)

LG, Invazim


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