Gedichte-Eiland

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Chavali 15.05.2009 22:48

Der Tiger
 



Lass mich in deine Augen sehen, Tiger,
ich lese Wildheit und auch Schmerz.
Du zogst durch Steppen und Savannen,
und niemals blickst du himmelwärts.

Ich will in deinen Spuren lesen, Tiger,
sie gehn im Kreis, sind ohne Kraft.
Verkettet bist du deinem Leben,
verurteilt zur Gefangenschaft.

Ich würde gern dein Fell berühren, Tiger!
Ich lass dich frei, du sollst nun gehn.
Du musst durch wilden Dschungel ziehen,
nur frei kannst du für dich bestehn.




a.c.larin 17.05.2009 05:39

liebe chavali,
der blick deines tigers erinnert mich sofort an den unruhig hin -und hergehenden panther bei rilke.....
ja, sie sind wirklich zu bedauern, diese großkatzen , wenn ihnen nicht angemessener lebensraum zugestanden wird...

irgendwie schwingt in deinen zeilen eine ganz stille trauer mit.
im leben eines jeden menschen ist wohl auch manchmal tief drinnen so ein tiger , der seinen dschungel vermisst.....


gern gelesen
larin ( heute getigert)

Dana 17.05.2009 21:51

Liebe (hier) Großkatzenfreundin,;)
die jeweiligen Anfangszeilen lesen sich wie eine Beschwörung, wie eine Zwiesprache zwischen Mensch und Tier.
Ich habe einmal einen Bären gesehen, der keine fünf Meter gehen konnte im viel zu kleinen Käfig. Er drehte sich nur zum Boden schauend. Die Menschen vor dem Käfig nahm er gar nicht wahr, als ob er damit seine Verachtung zum Ausdruck bringen wollte.
An der Aussage zur Käfighaltung gibt es nichts zu mäkeln. Ich darf dennoch meine gedanklichen "Verbesserungen":confused: einbringen:


Zitat:

Zitat von Chavali (Beitrag 14436)



Lass mich in deine Augen sehen, Tiger,
ich lese Wildheit und auch Schmerz.
Du gingst durch Steppen und Savannen,
doch niemals blickst du himmelwärts.

Ich will in deinen Spuren lesen, Tiger,
sie gehn im Kreis, sie gehn nicht weit.
Verkettet bist du deinem Leben,
verurteilt zur Gefangenheit.

Ich will in deinen Spuren lesen, Tiger,
sie gehn im Kreis, sind ohne Kraft.
Verkettet haben sie dein Leben,
verurteilt zur Gefangeschaft.


Ich würde gern dein Fell berühren, Tiger!
Ich lass dich frei, du sollst nun gehn.
Du musst durch dunklen Dschungel ziehen,
nur frei kannst du für uns bestehn.


Lass mich dein Fell berühren, Tiger!
Ich spreng den Riegel, du darfst gehn.
Du sollst durch dichten Dschungel ziehen,
in Freiheit kannst du nur bestehn.


Liebe Grüße
Dana





Medusa 18.05.2009 10:12

Liebe Chavali,

ein sehr schönes, aufrüttelndes Gedicht, dass durch Danas Vorschläge an Kraft gewinnen könnte.

Egal, wo sie angekettet sind, ob im Zirkus oder im Zoo, der Anblick dieser herrlichen Katzen auf geputzten Fliesenböden, zwischen kahlen Wänden und hinter Gittern zerreißt mir das Herz!

Viele liebe Grüße,
Medusa.

Feirefiz 18.05.2009 10:58

Liebe Chavali!

Auch ich musste sofort an Rilkes "Panther" denken.
Natürlich sollte man kein einziges Nicht-Haustier, und eigentlich ja nicht mal die!, in Gefangenschaft halten, aber an den Großkatzen wird das immer am deutlichsten.
Ich finde es schon sehr bizarr, dass sich heutzutage ausgerechnet Zoos als Orte des aktiven Tierschutzes gerieren, mit dem Argument, dass die Tiere in freier Wildbahn aussterben!
Um dem einen oder anderen Leser dieses sehr schönen und doch so traurig stimmenden Gedichtes am Ende ein gewisses "Recht so" zu ermöglichen, möchte ich noch einen link anführen (es ist mal ausnahmsweise nicht youtube oder google, sorry):

http://www.toxicjunction.com/get.asp?i=V2506
(bitte auf dieser Seite NICHT weiter stöbern!!!)

Liebe Grüße
Freifiz

Seeräuber-Jenny 18.05.2009 10:59

Ahoi Chavali,

Zitat:

Egal, wo sie angekettet sind, ob im Zirkus oder im Zoo, der Anblick dieser herrlichen Katzen auf geputzten Fliesenböden, zwischen kahlen Wänden und hinter Gittern zerreißt mir das Herz!
Aye, da möchte ich Medusa von Herzen beipflichten. Ich gehe jedenfalls in keinen Zirkus oder Zoo mehr und versuche alle Eltern in meinem Bekanntenkreis zu überzeugen, mit ihren Kindern da auch nicht hinzugehen.

Kein Applaus für Tierquälerei!

Es ist eine bloße Schutzbehauptung zu sagen, dass die Zoos Artenschutz betreiben. Überwiegend werden Arten durch Zucht vermehrt, die gar nicht bedroht sind, einfach weil die Jungtiere so niedlich sind und viele Besucher anziehen. Die gezüchteten Tiere werden auch nicht ausgewildert, was echter Artenschutz wäre, sondern landen häufig im Zirkus oder beim Schlachter, sobald sie nicht mehr das Kindchen-Schema bedienen.

Eindringlich geschrieben. Auch die Verhaltensstörungen, unter denen die Zootiere leiden, u. a. im Kreis laufen, hast du gut beschrieben. Dein Gedicht gefällt mir. Nur das Wort "Gefangenheit" nicht. Danas Vorschlag dazu finde ich passend.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Medusa 18.05.2009 14:02

Liebe Chavali, liebe Seeräuber-Jenny,

als kleines Mädchen liebte ich die Zoobesuche, besonders an Pfingsten zum Frühkonzert, über alles. Später, mit meinen Söhnen, hatte ich schon sehr gemischte Gefühle. Und jetzt sehe ganz klar, was dort abläuft und mir graut bei den Gedanken! Ganz bestimmt nie wieder werde ich einen Schritt durch dieses Tor machen!

Nicht nur die Katzen, ALLE Tiere fristen dort ein nur scheinbar schönes Leben; ich denke mit Schaudern an die Greifvögel! Nicht zu vergessen unser Eisbärbaby Knut, der ist doch inzwischen völlig daneben!

Sehr gut, Chavali, dass Du dieses Thema mit Deinem Gedicht aufgreifst! Es wäre zu wünschen, dächte der eine oder andere Leser darüber nach.

Herzliche Grüße an euch beide,
Medusa.

Seeräuber-Jenny 18.05.2009 14:32

Ahoi Chavali & Medusa,

aye, alle Tiere, die in Zoos und Zirkussen gefangen gehalten werden, müssen leiden.

Man denke nur an die Elefanten, die in Berlin noch immer nach vorsintflutlichen Methoden - mit Elefantenhaken - zur Räson gebracht und für Kunststückchen abgerichtet werden. Ein Wärter im Tierpark hat mal einen kleinen Elefanten grausam verprügelt. Bei nächster Gelegenheit ging die Elefantenmutter auf diesen Pfleger los und verletzte ihn schwer. Im Tierpark werden die trächtigen Elefantinnen inzwischen sogar wieder in Ketten gelegt. Es ist unfassbar.

Viele Eltern wollen ihren Kindern die Möglichkeit geben, Tiere zu beobachten. Doch sie berücksichtigen nicht, dass die Tiere sich im Zoo völlig anders verhalten als in Freiheit, nämlich gestört. Da wäre es besser, Eltern und Kinder würden zusammen einen der großartigen Dokumentarfilme angucken.

Wahrer Artenschutz würde bedeuten, alles dafür zu tun, um die Lebensräume der gefährdeten Tierarten zu erhalten, evtl. Nachzucht zu betreiben und diese Tiere dann auszuwildern, damit sie ein Leben in Freiheit führen können - wie wir Menschen es ja auch für uns beanspruchen.

Liebe Grüße
Seeräuber-Jenny

Chavali 22.05.2009 11:52

Liebe larin,
vielen Dank für deine Replik.
Jedesmal, wenn ich den Tiger lese, wird mir auch mulmig.
Ich denke dann an die vielen Tiere, die misshandelt und eingesperrt sind.
Und Katzen, Großkatzen hier, haben es mir natürlich besonders angetan...

Liebe Dana,
deine Ideen für Strophe 4 gefallen mir, zumal sie das 2x frei eliminieren.
Und stimmt, gerade Bären werden auch in viel zu kleinen Käfigen gehalten,
wenn man sie denn überhaupt einsperren muss...
Hab lieben Dank!

Lieber fizz,
ich bin ganz deiner Meinung.
Der Link ist krass - recht so, Tiger!! - aber ich musste mich schon bremsen, um deiner
Aufforderung nachzukommen...
Vielen Dank dir!


Liebe Jenny,

absolut recht hast du!
Zoos und Tierparks sind Geldschneiderei.
Hier in SB werden Giraffen im Winter in kleinen Boxen gehalten, so klein, dass sie sich kaum umdrehen können.
Hach, man könnte sich stundenlang darüber aufregen!
Auch was du von den Elefanten sagst, kann ich gut nachvollziehen!
Da gibt es diese Sendungen im TV, ich könnte ausrasten, wenn ich sehe und höre, wie man ach so liebevoll mit den Tieren umgeht.
Wenn die Kamera nicht mehr dabei ist, siehts ganz anders aus!
Hab lieben Dank für deinen Beitrag.

Liebe Medusa,
auch dir danke ich für deinen Kommentar.
Ich stimme dir zu hundert Prozent zu. Auch die Greifvögel und wirklich alle Tiere werden NICHT artgerecht gehalten.
Zitat:

Sehr gut, Chavali, dass Du dieses Thema mit Deinem Gedicht aufgreifst! Es wäre zu wünschen, dächte der eine oder andere Leser darüber nach.
Ja, das wäre es.



Seid alle recht herzlich gegrüßt!
Chavali





Erich Kykal 29.10.2009 09:39

Hi, chavali!

Wow! Einer deiner GROSSEN Momente! Ein wunderschönes Gedicht, mit keiner Silbe zuviel oder zu wenig, alles bündig, schlüssig, ohne allzuviel Pathos oder naturwissenschaftliche Distanz!

Glückwunsch zu diesem Werk! Großes Tennis, ganz gewiss!

LG, eKy


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