Gedichte-Eiland

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Chavali 02.06.2015 17:01

Der Spiegel
 


...ein kleiner Koffer voll Erinnerungen?
Er liegt verstaubt auf einem alten Schrank.
Wahrscheinlich sind die Messen schon gesungen.

Dass ich nicht weiß, was drin ist, macht mich krank!
Geheimnisvolle Schrift ist auf dem Deckel,
ich nehm ihn mit zu meiner Gartenbank.

Erwartet mich ein dunkles Menetekel?
Ich öffne voller Spannung alle Riegel:
und vor mir liegt halb blind im weißen Säckel:

Ein Brief von meiner Mutter und ein Spiegel.






ginTon 02.06.2015 18:35

Hi chavilein,

na das freut mich, endlich wieder ein Gedicht von chavi. Und dann noch
eine wunderbare Terzine, sehr schön...:)

Jetzt musste ich glatt nochmal schnell schauen wo es gepostet wurde,
ja stimmt, nachdenkliche Zeilen transportiert es. Es hört sich fast wie ein
nicht ausgesagter Zwiespalt an oder es transportiert Gefühle, deren Aus-
sage in die Richtung gehen, jemanden nicht richtig gekannt zu haben.

Menetekel musste ich dann erst mal nachschlagen, Unheil, in Verbindung
mit den anderen Zeilen entstehen durchaus zwiespältige Zeilen.

Der ganze Text endet mit einem Spiegel, der vermutlich aussagt: Schau
in den Spiegel und du weißt wer du bist ... oder, schau in den Spiegel und
du siehst mich. Wie auch immer, es bleibt offen und der Leser kann sich
inhaltlich seine eigene Geschichte weben, gefällt mir...

Formal finde ich den Text auch gelungen. Die unreinen Reime der letzten
Zeilen sowie die eine Waise (Menetekel) unterstreichen den Inhalt. Es liest
sich vor allen Dingen sehr gut, meine Meinung, Mir gefällts...

liebe Grüße gin

Falderwald 02.06.2015 19:05

Hi Chavi,

das finde ich sehr gelungen, ein schöner Einstand ist das. :)

Geschickt kommt die Einleitung mit drei Punkten daher, sie ziehen den Leser sogleich ins Geschehen und wecken seine Neugier.
Da wird ein kleiner Koffer gefunden und es drängen sich sofort Fragen und Vermutungen auf, was es damit auf sich hat.
Sehr schön auch die Metapher mit den "letzten Messen", die das Alter des Koffers ahnen lassen, dessen Besitzer wohl schon längst das Zeitliche gesegnet haben.
Auch die Aufregung des Protagonisten verstärkt die Neugier, jetzt will man auch wissen, was drin ist.

Ich finde das kurz und knackig und auf den Punkt gebracht.

Die Auflösung mit dem Erhalt des Briefes und eines Spiegels von der Mutter ist ein sehr schönes Bild. Dort leben noch einmal die Gedanken einer verstorbenen Person auf und ihr Spiegel, in dem sie sich einst betrachtete, was der Protagonist nun auch tun kann.

Das einzige, was ich mich frage, warum es ein "blaues" Menetekel sein soll?
Menetekel bedeutet doch geheimnisvolles Anzeichen eines drohenden Unheils oder Warnung.
Wäre da nicht vielleicht "dunkles, tristes, trübes oder sogar stilles" Menetekel angebrachter?

Sonst gibt es nichts zu meckern, auch die "unreinen" Reime funktionieren meiner Meinung nach gut. :)


Gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



Erich Kykal 02.06.2015 19:26

Hi, Chavi!

Mir verbleibt nur, mich den Vorkommentatoren vollinhaltlich anzuschließen: Ein sehr gelungener Text!

Erst wusste ich mit den "schon gelesenen Messen" nichts anzufangen, dachte eher daran, dass die Mutter des LyrIch kürzlich verstorben sei und es nun diesen Koffer, der jener Mutter gehörte, öffnet ...

Aber Faldis Sicht überzeugt mich. Zum "blauen Menetekel": Vielleicht ist der Koffer blau - und dies wurde zuvor nicht erwähnt und eingeführt, was zu derlei Verwirrung führen kann. Man könnte dieses Detail zB noch in den Titel einflechten:

"Der Spiegel im blauen Koffer" - oder so ... ;)

Sehr gern gelesen - und sonst nix zu meckern!:)

LG, eKy

Chavali 03.06.2015 18:55

Hi ginnie,

ja, Menetekel ist wohl nicht besonders passend gelungen - obwohl, es hätte ja durchaus etwas Unangenehmes
im Koffer sein können...:)

Du hast eine schöne Interpretation zu meinem Text geliefert, so hatte ich mir das vorgestellt.
Zitat:

na das freut mich, endlich wieder ein Gedicht von chavi. Und dann noch
eine wunderbare Terzine, sehr schön...
Jaaa! Danke dir! ;)


Hi Faldi,
Zitat:

das finde ich sehr gelungen, ein schöner Einstand ist das.
auch dein Kommi freut mich sehr, vor allem, da ich in den letzten Wochen, ja fast Monaten schon,
unter Kreativlosigkeit leide :eek:

Du hast auch sehr schön und passend erkannt, was es mit dem Koffer und dem Spiegel auf sich hat.
Das hat mir sehr gefallen!

Dass das Menetekel blau sein soll, kommt mir heute auch seltsam vor :D
Ich werde es ändern, du und auch Erich
habt ja schöne Alternativen vorgeschlagen.

Auch dir lieben Dank!


Servus, Erich,
Zitat:

Mir verbleibt nur, mich den Vorkommentatoren vollinhaltlich anzuschließen: Ein sehr gelungener Text!
auch dein Feedback freut mich sehr! Danke!


Liebe Grüße euch Dreien,
Chavi






Dana 08.06.2015 18:05

Liebe Chavali,

bei diesem Werk kann ich mich nicht 'raushalten. (Du weißt, was ich meine.;))

Beeindruckend gut und wunderbar verdichtet. Der Leser verliert keinen Gedanken daran, zu erfahren was der Brief beinhaltet. Die Antwort spiegelt sich für ihn im eigenen Verhältnis zur Mutter.
Ein sehr intensives Gedicht. Es berührt und rührt an - es genügt sich selbst im Nachhall und bedarf keiner Klärung.
Bin sehr angetan und voll des Lobes.

Liebe Grüße
Dana

juli 10.06.2015 15:22

Liebe Chavali :)
 
Es ist schön wieder etwas von dir zu lesen;)

Und es ist auch immer spannend zurück in die Vergangenheit zu schauen. Ein Koffer von der Mutter, den man schon längst vergessen hatte, oder von dem man nichts wußte birgt Geheimnisse. Als ich dein Gedicht das erste Mal gelesen habe wollte ich unbedingt wissen WAS im Koffer ist, und du schreibst: Der Spiegel. Ist es auch vielleicht ein Stück Vergangenheit von einem selbst?
Sicher!
Dein Gedicht regt zum Nachdenken an und macht neugierig.:)

Sehr gerne gelesen und nach Koffer suchend:Blume::Blume::Blume:
sy

Claudi 11.06.2015 00:10

Hi Chavi,

die Aufgabe hast Du m.E. gut gelöst. Ich habe nur noch zwei Kleinigkeiten anzumerken. Die erste ist vermutlich Geschmackssache. Das "blaue Menetekel" passte für mich in Anlehnung an "blaues Wunder" noch besser als das dunkle, das jetzt fast doppelt gemoppelt ist. Allerdings finde ich, dass das wunderbar geheimnisvolle Wort durch ein Adjektiv nur unnötig geschwächt wird. Ich würde das vermeiden, z.B. etwa:

Wer weiß, erwartet mich ein Menetekel?


Die zweite Sache ist der Bezug von "halb blind", der zwar für den Spiegel, aber nicht für den Brief stimmig ist. Dafür habe ich noch keine Lösung im Kopf, aber ich überlege nochmal. Auf jeden Fall habe ich Deine Terzinen gerne gelesen.


Liebe Grüße
Claudi

wüstenvogel 19.06.2015 20:15

Der Spiegel
 
Hallo Chavali,

sehr gerne habe ich mit dir im Koffer gekramt.

Jetzt wüsste ich natürlich zu gern, was im diesem Brief stand ....

Liebe Grüße

wüstenvogel

Chavali 19.10.2015 21:03

Liebe Dana,
Zitat:

Beeindruckend gut und wunderbar verdichtet. Der Leser verliert keinen Gedanken daran, zu erfahren was der Brief beinhaltet. Die Antwort spiegelt sich für ihn im eigenen Verhältnis zur Mutter.
Ein sehr intensives Gedicht. Es berührt und rührt an - es genügt sich selbst im Nachhall und bedarf keiner Klärung.
Bin sehr angetan und voll des Lobes.
Was für ein schönes Lob und wunderbares Verständnis :)
Ich danke dir!

Liebe sy,
Zitat:

Und es ist auch immer spannend zurück in die Vergangenheit zu schauen. Ein Koffer von der Mutter, den man schon längst vergessen hatte, oder von dem man nichts wußte birgt Geheimnisse. Als ich dein Gedicht das erste Mal gelesen habe wollte ich unbedingt wissen WAS im Koffer ist, und du schreibst: Der Spiegel. Ist es auch vielleicht ein Stück Vergangenheit von einem selbst?
Sicher!
auch du machst mich sehr froh mit deinem Feedback. Ganz lieben Dank :Blume:

Hi Claudi,
Zitat:

Ich habe nur noch zwei Kleinigkeiten anzumerken. Die erste ist vermutlich Geschmackssache. Das "blaue Menetekel" passte für mich in Anlehnung an "blaues Wunder" noch besser als das dunkle, das jetzt fast doppelt gemoppelt ist. Allerdings finde ich, dass das wunderbar geheimnisvolle Wort durch ein Adjektiv nur unnötig geschwächt wird. Ich würde das vermeiden, z.B. etwa:

Wer weiß, erwartet mich ein Menetekel?
eine durchaus nachdenkenswerte Idee. Ich werde mal schauen...
Zitat:

Die zweite Sache ist der Bezug von "halb blind", der zwar für den Spiegel, aber nicht für den Brief stimmig ist.
auch hier stimme ich dir zu - einfach deshalb, weil ich kein Gegenargument habe ;)
Danke dir!

Hi neugiervogel :D
Zitat:

sehr gerne habe ich mit dir im Koffer gekramt.

Jetzt wüsste ich natürlich zu gern, was im diesem Brief stand ....
nix is. Das bleibt mein Geheimnis :)
Herzlichen Dank!


Euch allen liebe Grüße!
Chavali






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