Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 14.03.2012 13:13

Märchenstunde
 
Alte Märchen, lang entschwunden
einer Kindheit, die verging,
haben sich dort eingefunden,
wo, in Abend eingebunden,
mein Erinnern Bilder fing:

Zart umfühltes Fassen, flüchtig,
nach Phantomen einer Zeit,
da noch alles rein war, richtig,
und zu allem so bereit...

Schattenrisse aus dem Fühlen
eines Knaben, der entschlief,
als erwachsendes Erkühlen
an die wunderlosen Mühlen
seine schlanke Seele rief.

Müde schaut aus spätem Zwielicht
mich sein fernes Lächeln an:
Warum fandest du ein Ziel nicht,
das ich wert war, alter Mann...

fee 14.03.2012 14:02

lieber erich,


wir verlieren immer auch ein stückchen von uns selbst im erwachsen-werden. dein gedicht schreibt schmerzlich davon.

das junge ICH, das "innere kind", das hier das alte ICH, den alten mann nach dem verbleib seiner wünsche und ziele, nach deren erfüllung befragt - manchmal wird es in solchen momenten "wach" und konfrontiert uns mit der vernachlässigung, die wir ihm haben angedeihen lassen.

das schöne - vieles davon kann man noch nachholen und retten. zwar anders, als es damals erträumt war, aber doch zumindest in teilstücken. wenn man genau hinhört.

kleiner vorschlag:
Zitat:

haben sich dort eingefunden,
wo, in Abend eingebunden,
mein Erinnern Bilder fing:
"in Abend eingebunden" klingt etwas hopperdatschig, wie meine oma das auf ihre unverwechselbare art genannt hätte. warum nicht "dem Abend eingebunden"? das ginge auch und wäre etwas gelenker und geschmeidiger in meinen ohren.

das wars aber auch schon mit gemäkel.

gern gelesen!! aber sowas von!

liebe grüße


fee

Erich Kykal 14.03.2012 19:15

Hi, Fee!

Danke für deinen freundlichen Kommi!

Was dir an "in Abend eingebunden" allerdings "patschert" erscheint, ist mir unverständlich. Ich hör es gerne. Es mag keine sprachliche Glanzperle sein, aber bemüht klingt es MIR keineswegs. Da haben wir wohl ein unterschiedliches Sprachempfinden.

LG, eKy

fee 14.03.2012 19:59

Zitat:

Zitat von Erich Kykal (Beitrag 60903)
Da haben wir wohl ein unterschiedliches Sprachempfinden.


sieht so aus, lieber erich.

und ist ja auch nicht weiter schlimm. bei "in Abend" klingt für mich der satz unvollständig. "Abend" ist eben kein material - hier aber wohl als solches gemeint. falsch ist es also sicher nicht - eher ungewöhnlich. für mein empfinden zu gewollt vom naheliegenden abweichend. da frag ich mich, warum. hätte man dieses umhüllt-sein vom gefühl oder der stimmung des abends nicht auch gradliniger formulieren können?

naja - eben nicht, ohne das gedicht doch an der stelle ziemlich anders zu formulieren. insofern steht es schon gut so, wie es steht. lass dich nicht beirren.


lieber gruß

fee

Erich Kykal 14.03.2012 20:02

Keine Sorge, liebe Fee (Da denk ich gleich an Pinocchio...) - wenn ich etwas reichlich wenig bin, dann "beirrbar"!:rolleyes:;):cool::D

LG, eKy

Dana 15.03.2012 22:44

Lieber eKy,

wenn ich ein Gedicht lese, dann auch Kommentare und Antworten - oder ich lasse Kommentare und Antworten aus und gestehe es.
Hier liebe ich die Märchenstunde und die Art der verträglichen Kommunikation, ohne die Kommunitaktion mit Verträglichkeit zu bedingen. Die Kunst besteht nicht ausschließlich von der Kunst selbst - sie bedarf der kunstvollen Kommunikation und muss dabei den Humor nicht auslassen. ;)

Dein Gedicht hält das Märchenhafte in einer zauberhaften Erinnerung, die es wert wäre, gelebt zu werden. Warum nur: (und wozu?)

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
Schattenrisse aus dem Fühlen
eines Knaben, der entschlief,
als erwachsendes Erkühlen
an die wunderlosen Mühlen
seine schlanke Seele rief.

beinhaltet Erwachsenwerden diese Bedingung?

fee sagte:
das schöne - vieles davon kann man noch nachholen und retten. zwar anders, als es damals erträumt war, aber doch zumindest in teilstücken. wenn man genau hinhört.

Das hat mir im Gedicht und in der Kommunikation gefallen:
Wir können es uns bewahren, wenn nicht an Märchen aber doch zumindest in Teilstücken - Poesie - zu leben.:)

Liebe Grüße
Dama

Erich Kykal 16.03.2012 18:01

Hi, "Dama" - zumindest hast du deinen Kommi so "unterschrieben"...;):D!

Nein, das "erwachsende Erkühlen" ist keine Grundvoraussetzung zm Erwachsenwerden, aber es passiert meistens, schleichend, hinterrücks. Die "wunderlosen Mühlen" des Alltags, des Berufstrotts, die Abnutzung an Welt und Menschen, die nicht so wollen wie man selbst...all das stößt uns zu und macht uns zu etwas, das eben kein begeisterungsfähiges Kind mehr ist, eher so ein zynischer, sarkastischer, süffisanter alter Sack wie ich...;):rolleyes:

LG, eKy


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