Aix en Provence
 

Im flimmergrünen Licht der murmelnden Platanen
steigt wie berauscht der laue Sommerabend auf
in ihre Blätter, die wie aufgescheuchte Fahnen
die warme Brise grüßen, die sie sanft durchfuhr;
steigt leise atmend aus der Stadtalleen Verlauf
zu Dächern wie an Zeiger einer Weltenuhr.

Von dort erkennt er in der frühen Sterne Blinken
des eignen Sterbens blau gedunkelten Beginn
und lässt sich wieder unter die Platanen sinken,
wo ihn ein Lichtertanz von unten neu verdichtet,
ihm losen Halt verleiht und einen letzten Sinn,
bis ihn der Schlag der großen Weltenuhr vernichtet.

Lieber Erich,

Oh, wie schon, ich finde das Gedicht sehr stimmungsvoll und ich liebe auch diese Gegend auf das Innigste.

Liebe Grüße,
Klatschmohn

Hi, Klatschmohn!

Ich muss gestehen, ich war nie dort! Ich sah die Stadt und ihre Platanenalleen in einer Doku über die Reisestationen von Rilke und kam in Stimmung, etwas dazu zu schreiben. Ich stellte mir dort den Abend vor, erst mit Licht von oben (sinkende Sonne), dann mit Licht von unten (Strassenlaternen, Autos, Cafes...), immer durch die zentralen Baumkronen hindurch betrachtet, und versuchte diese vorgestellte Stimmung einzufangen.

LG, eKy

hallo erich,
welch sommerlich bunter farbtupf für meine grau-in grau novemberstimmung!
jetzt weiß ich also, was mich noch wärmt (außer einem glas heißer tee): deine gedichte!
täusch ich mich - oder riechts da nach lavendel....?
hmm.....

das wäre eine reise wert!
danke fürs appetit machen!
larin

Hi, larin!

Ist ein Stückchen aus einem bereits erschienenen Band. Ich sah eine Doku im TV über Rilke's Reisen - da blieb das Bild dieser Stadt hängen, mit den vielen Platanen und Alleen...

LG, eKy

Lieber Erich,

und nicht nur seine Reisestation sondern auch seine Sprachfertigkeit ist in Deine Verse geflossen und hat sich mit Deiner vereinigt.

Welch wundervolles Bilderweben und wie gelungen Du die Kreisbewegung, die man auch teilweise in seinen Dinggedichten findet, in Deinen Text eingebaut hast.

Supernova gefällt mir zwar besser, ich mag Gedichte die erschlagen - aber dieses Bild, das Du hier gezaubert hast vermag mich auch zu beglücken!

Du schreibst die Lyrik, die ich seit langem in etlichen Foren verzweifelt gesucht habe, ja, vor allem Du schaffst mir hier ein Zu-Hause-Gefühl!

Danke und Chapeau!

Der Feingeist

Re
 

Hallo eKy,

bewundernswert, wie man (du) einem scheinbar simplen, alltäglichen Ereignis einen so hochwertigen lyrischen Beigeschmack verleihen kann(st).

Du bist uns weniger erfahrenen Dichtern ein gutes Vorbild. Danke dafür! :)

Liebe Grüße,
Abraxas

Hi, feingeist und abraxas!

Schluck! Was kann ich noch sagen....

Danke für soviel (verdienten?) Zuspruch, für eure Begeisterung und euer Lob!

Oft - in Stunden des Selbstzweifels - frage ich mich, ob ich etwas Gutes, Bleibendes schaffen kann, wo jemand wie Rilke mich doch so himmelhoch überragt! Eure Meinung hilft mir dabei, an mich zu glauben, im Bewußtsein "weiterzuringen", dass ich nicht bloss stumpfer Epigone bin.

Leider wird es immer jene Verbitterten geben, die damit argumentieren, diese Foren wären nur dazu da, dass sich ein paar Seelenkrüppel gegenseitig "die Eier schaukeln", wie es einer von diesen mal ausgedrückt hat. Ich sage: Stimmt nicht! Aber ein bißchen "die Eier geschaukelt" kriegt doch jeder gern mal ab und zu...:D

Habt Dank für eure ermutigenden Zeilen!:)

LG, eKy

Lieber eKy,

Deine Verse wecken Erinnerungen und längst vergessene Bilder. Sehr schön dicht und poetisch hast Du die Alleen beschrieben, ich sehe sie vor mir und teile den Lobgesang meiner Vorkommentatoren.

Eines stimmt allerdings nicht: Platanen "murmeln" aufgrund ihrer lederigen Blätter nicht, sie knistern oder rascheln im Wind. Ich weiß das, denn ich wohne ganz dicht an einer mit vier Reihen Platanen bestandenen Allee.

Gerne gelesen.
Liebe Grüße,
Medusa.

Naja, vielleicht sind sie heiser vom ewigen Wind...:D:D:D

LG, eKy