Gedichte-Eiland

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Falderwald 16.03.2011 21:15

Eine Ballade des Lebens
 
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Eine Ballade des Lebens


Ich bin am frühen Morgen losgezogen,
frisch auf in die Natur, denn ihre Pracht
entfaltete den sanften Silberbogen
aus tausend und auch einer Nebelnacht.

Ein Märchentraum, aus Poesie gesponnen,
erfüllte mir durch einen Hauch Magie
die Seele und das Herz mit höchsten Wonnen
und führte mich ins Reich der Fantasie.

Dort war ich König und von allen Sinnen
verschmolz mein Sein in jenem Hintergrund,
wo machtvoll wieder alle Kräfte rinnen
zum festen Willen für den Lebensbund.

Mir war, als grüßten mich die Altbekannten
in bunten Kleidern zwischen frischem Grün
im Funkellicht der scheuen Diamanten,
die nur im Netzwerk wilder Kräuter blühn.

Und der Kulissen alter Bühnenmeister
erwachte zur gewohnten Eleganz
und bat zum Höhepunkt die Schwadengeister
auf spiegelfeuchtem Ort zum letzten Tanz.

Fernab begann die Sphäre zu erröten,
von warmen Sternenfeuern angestrahlt,
da hatte schon ein Chor von hundert Flöten
das Schauspiel musikalisch untermalt.

Im Violinenstreichelspiel der Lüfte
vibrierten Töne über mein Gesicht,
und aus Aromen wurden süße Düfte,
so wie aus allen Sorgen Zuversicht.

Zu schnell war dieser Zauber mir entschwunden,
doch meine Seele war jetzt aufgeklärt,
ich hatte meinen Ursprung nun gefunden
und war auf kurze Zeit zurückgekehrt.


Falderwald
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Stimme der Zeit 16.03.2011 21:47

Hallo, Falderwald,

für so etwas bin ich als Kommentator denkbar ungeeignet. Deshalb kann ich nicht sehr viel dazu sagen, außer - na ja - wow?

Die sprachliche Eleganz, die jemanden befähigt, so virtuos mit Metaphern umzugehen ohne das Gedicht zu "überfrachten" bewundere ich jedes Mal, wenn ich sie finde. Das liegt allerdings bei mir wohl noch in der Ferne.

Falderwald, dieses Gedicht ist wunderschön! :)

Und ich habe etwas gefunden, leider gibt es hier keine Tonübertragung. Und singen sollte ich sowieso nicht, das würde sämtliche Katzen auf die Dächer jagen! ;)

Aber ich habe die "Melodie" gefunden. Es klingt wunderbar, auch wenn man wie ich besser nur summt ...

Ungefähr so:

Tatamtatitatamtatitatita,
tatamtatitatitatitatam,
Tatamtatitatamtatitatita,
tatamtatitatitatitatam.

Was wahrscheinlich gar nichts sagt. Leider kann ich das nicht besser zeigen. Das ist das Schöne an Balladen: Es sind Lieder. Was natürlich ein ganz anderes Metrum ergibt.

Rein metrisch klingt das "auch" in Strophe 1, Vers 4 nicht gut. Aber im Lied erzeugt es genau den richtigen "Ton", um im Rhythmus der Melodie zu bleiben.

Ich habe es genossen. Das Lesen und das Summen! :)

Lieben Gruß (mit einer ordentlichen Portion Bewunderung)

Stimme der Zeit

P.S.: Nein. Ich schmiere nie Honig um den Bart. Wenn mir etwas wirklich gefällt, dann gefällt es mir wirklich. :)

Falderwald 22.03.2011 19:51

Hallo Stimme der Zeit,

das hast du ganz wunderbar "getaktet", denn mir ist sofort eine Melodie dazu eingefallen. Wahrscheinlich nicht die gleiche, aber ich konnte es singen, sogar in verschiedenen Variationen.
Fast hätte ich meine Gitarre vom Regal geholt, aber leider nur fast.
Vielleicht am Wochenende...:rolleyes:

Ich freue mich sehr über diesen Kommentar, denn dies ist mein erstes wirkliches Naturgedicht.
Es sollte mal etwas anderes sein, als der übliche Frühlingsgesang, der alle Jahre wieder gemeinsam mit dem Lenz erklingt.
In jeder Strophe habe ich versucht, ein odere mehrere Bilder einzuweben, um diese zu einem Gesamtwerk abzurunden.

Wenn dieses Ziel erreicht ist, kann ich den Versuch wohl als gelungen betrachten.

Für die letzte Zeile in Strophe 1 hätte ich noch ein "oder" an der angemerkten Stelle anzubieten, doch diese Zeilen sind einfach für sich dahin geflossen, so daß ich da eigentlich ungern ändern würde. Es sollte auch nah an "Tausendundeiner Nacht" anknüpfen, eben märchenhaft.
Und wenn man es singen kann...;)


Vielen Dank für deine positive Rückmeldung...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

ginTon 23.03.2011 20:29

hallo faldi,

habe mir doch jetzt glatt schon einmal die kommentare durchgelesen, was ein
nachkommnetieren immer bissi einfacher macht,, ballade ist ja eigentlich ein
Tanzlied oder ein gereimtes Gedicht, meist eine Erzählung..die ja hier wieder-
gegeben wird...hier scheint Natur und Phantasie sich zu verweben, du sagst
auch selbst "tausendundeiner Nacht" insofern gefällt es mir sehr gut..:)

gerne gelesen LG gin

Falderwald 26.03.2011 19:45

Hi gin,

ja, aber ist die Phantasie nicht auch ein Teil der Natur?
Ich glaube gar, daß die Natur die größte Phantasie überhaupt haben muss, bei den ganzen Lebensformen, die sie bisher hervorgebracht hat.
Alleine schon, daß sie Wesen mit einem abstrakten Denkvermögen erschaffen hat, zeugt von der Grenzenlosigkeit ihrer Vorstellungen, von dem, was überhaupt möglich ist.
Was liegt da näher, als in dieses wahrhaftige Märchenreich einmal einzutauchen und es von der anderen Seite aus zu betrachten?
Wir können zwar vieles erklären, physikalische, chemische und auch biologische Vorgänge, doch die eigentliche Kraft, die alles in Gang hält und das Leben genannt wird, bleibt wohl auf ewig ein Mysterium.
Wir können diesen Märchentraum erleben, wenn wir das wollen, aber wer weiß, wie lange noch...?

Ich bin einfach mal in der Betrachtung versunken und habe mich einen kurzen Moment dem menschlichen Dasein entzogen.
Auf jeden Fall kam es mir so vor...;)


Vielen Dank für deine Rückmeldung und deine Gedanken...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

horstgrosse2 28.03.2011 08:05

@Falderwald


Beifall Faldi, du kannst es noch. Ich leiste mir den Spam ohne Anregungen auf „Verbesserung“. Ich musste jetzt schreiben sonst vergesse ich es wieder. Schöne Zeilen, prima Gefühl und Phantasie.

Justin 28.03.2011 12:48

Hallo Faldi,

es gibt so gut wie kein Gedicht von Dir, das einem nicht gefällt. Mit dieser Ballade hast Du deine Meisterschaft einmal mehr demonstriert.

Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Vom Rhythmus her schon - da hätte ich keine Bedenken. Die ausgefeilte Wortfindung verlangt aber ein tiefes Eindringen in lyrische Sphären.

Gern gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Justin

Falderwald 29.03.2011 21:23

Moin horstgrosse,

ich danke dir für die wohlwollenden Worte zu diesem Text.
Gefühl, Fantasie, schöne Zeilen, was kann sich ein Autor mehr wünschen? :)


Hi Justin,

du machst mich ja richtig verlegen...:o

Ich liebe den 5-hebigen Jambus für romantische Gedichte. Auch im Sonett, richtig angewendet, kann er sehr effektiv sein.
Zur Wortfindung kann ich nur sagen, daß ich mich in den letzten Monaten mit hochgeistiger Lektüre befasst und immer wieder Goethe gelesen habe, wobei ich den Faust I richtiggehend auseinander nahm und studierte.
Ich glaube, daß dies gute Übungen sind, um den Wortschatz zu erweitern, auf jeden Fall kann es nicht schaden...:)


Ich danke euch für eure Rückmeldungen und habe mich sehr darüber gefreut...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Justin 22.04.2011 11:29

Hallo Faldi,

ich melde mich noch mal zurück mit einem interessanten Vergleich. Im letzten Kommentar schreibst Du über deine anregende Beschäftigung mit Goethes "Faust". Das scheint auf den ersten Blick eine schwer verdauliche Kost zu sein, die von den meisten gemieden wird. Aber ich verstehe es auch irgendwie. Denn Du wirst beim Dichten davon inspiriert und kleidest gewisse Wortschöpfungen in ein zeitgemäßes Gewand. Nicht nur Goethe hättest Du anführen können, sondern auch andere Klassiker. In diesem Sinne könnte man sagen: "Verachtet mir die Meister nicht".

Nun die andere Seite, die gestern in einem Zeitungsartikel offenbar wurde. Im Rahmen des Projektes "Zeitung in der Schule" hat sich unser Gymnasium bundesweit mit einer von ihr gestalteten Seite an die Spitze emporgearbeitet. Es werden Wettbewerbe ins Leben gerufen, umrahmt von entsprechenden Events. Ob das aber wirklich so förderlich ist, bleibe dahin gestellt. Es heißt dort u. a.: "Der deutschlandweit bei Poetry-Slams erfolgreiche Dominik Bartels will einer Klasse moderne Dichtkunst fern von Goethe und Schiller nahebringen". Das ist also eine klare Abkehr zu dem, was Du für hilfreich befindest. Den Schülern wird somit suggeriert, sich ganz anders zu orientieren. "Poetry-Slam" ist eine amerikanische Erfindung, und was von dort kommt, muß nicht immer nur bejubelt werden.

Ob Du von diesen Poetry-Slams so begeistert bist, halte ich für fraglich. Zumindest würdest Du nicht alles durchgehen lassen. Beim Lesen des Artikels habe ich sofort an Deinen Eintrag gedacht und der Vergleich hat sich geradezu aufgedrängt.

Liebe Grüße

Justin

Falderwald 23.04.2011 18:57

Guten Abend Justin,

natürlich hätte ich noch andere Klassiker anführen können, doch warum sollte ich mich mit weniger zufrieden geben, als dem Besten?
Und das war nun mal Goethe...;)

Diese Poetry-Slams bereiten mir kein Kopfzerbrechen, weil sie einen anderen Zweck erfüllen und ein anderes Publikum anprechen.
Sie sind eine Modeerscheinung, wie übrigens die Musik auch.

Man kann sich durchaus für die eine oder andere Variante entscheiden, man kann auch beides praktizieren, keine Frage, ich bin jedoch ein Hardliner der gebundenen Metrik, weil sie in meinen Ohren am besten klingt und ich ganz einfach so am liebsten schreibe.
Und ich bin mir sicher, daß die klasische Lyrik alle Moden überstehen wird, genau wie die klassische Musik das bisher getan hat.

Es steht jedem frei, sich dem Neuen anzuschließen oder das Alte zu pflegen.
Es mag sein, nein, es ist wohl so, daß ich diesbezüglich erzkonservativ bin, zumindest was meine Texte angeht.
Nicht daß ich eine zeitgemäße Sprache ablehne, aber ich versuche dieser immer eine gebundene Form zu geben, wenn ich einen lyrischen Text verfasse.

Was den von dir angesprochenen Schülern suggeriert wird, bleibt letztlich egal, die Hauptsache ist doch, das jemand überhaupt dafür gewonnen wird.
Und derjenige, der sich wirklich für Lyrik interessiert, wird über kurz oder lang nicht an den klassischen Formen vorbei kommen.

Und wer weiß, vielleicht bleibt der ein oder andere ja auch hängen.
Das kann man nie wissen...:)


Liebe Grüße

Falderwald

Justin 24.04.2011 01:23

Hallo Faldi,

Du kannst dich gut und gern "nur" an den Dichterfürst als Vorbild halten. Mit den Klassikern habe ich von einer Möglichkeit gesprochen, die hätte infrage kommen können. Was Deine Texte betrifft, gehst Du von einer erzkonservativen Haltung aus, öffnest Dich darüber hinaus aber auch der Avantgarde, kehrst dann aber am liebsten wieder zu den klassischen Ursrprüngen zurück.

Die Neigung, Texte so gut es geht, auf die Metrik hin auszureizen, hast Du zuletzt auch in unserer regen Diskussion bekannt. Im Gegensatz dazu sehen das fringilla/yoapharel (schwerer zu merken :)) und ich weniger streng. Im Kompromiss erweist sich das trotzdem nicht als Bürde. Denn es geht uns hier um schöne Texte, die das eine wie andere nicht ausschließen und deshalb gegenseitige Zugeständnisse viel leichter machen. Ich möchte es mit einem Beispiel aus der Musik verdeutlichen: Es gibt Panflötisten, die beherrschen die Notensprache "gerade mal so", sind aber dennoch sehr musikalisch und geben Konzerte mit Profis. Von diesen Profis wäre es nun sehr vermessen, die Nase zu rümpfen, denn sie würden dann deren Musikalität verkennen, aus der sich ja immerhin noch eine viel bessere Notenkenntnis entwickeln könnte. So ähnlich verhält es sich, wenn wir über unser Thema reden.

Ich wußte, daß du gegen diese Poetry-Slams nicht gerade wettern würdest, die klassische Variante aber immer Dein Ideal bleibt. Wie Du richtig sagst, läßt sich die Klassik nicht durch Modeerscheinungen verdrängen. Aber ich denke, da müssen wir schon ein bißchen relativieren. Denn neben der Klassik gibt es ja - um es im Vergleich mit der Musik zu verdeutlichen, noch Schlager und den Jazz. Auch diese konnten und können sich behaupten. Als Modeerscheinung kommen eher diese Poetry-Slams infrage. Wie in der Musik ist es dann wohl so wie bei den ehemaligen Hootennanys, die eines Tages wieder in der Versenkung verschwanden und lediglich noch in der Statistik registriert werden. Und möglicherweise wird es früher oder später auch dem Karaoke-Singen so ergehen.

Ich möchte klarstellen, daß auch ich die Poetry-Slams nicht verteufele. Meiner Meinung nach wäre es aber besser gewesen, diese Richtung nicht einseitig zu propagieren. Wenn Schüler für die Lyrik gewonnen werden, ist das lobenswert, aber keiner weiß, ob später das angedachte Umdenken wirklich stattfindet...

Liebe Grüße

Justin

Falderwald 24.04.2011 20:02

Moin Justin,

daß mit "nur" Goethe war ein Spaß, den ich mir erlaubt habe.
Ich gebe zu, ich mag den "Faust", ja, er fasziniert mich, aber auch der "West-oestliche Divan" ist ein herausragendes lyrisches Werk.

Selbstverständlich könnte ich noch viele andere Dichter hier aufführen.
Hugo von Hofmannsthal, zumindest die Gedichte seiner Jugendzeit (später schrieb er ja fast ausschließlich Dramen), möchte ich stellvertretend hier nennen.
Schiller, Heine, Hesse, Storm, Fontane, C.F.Meyer, Roth, Novalis, Droste-Hülshoff, Gernhardt und viele mehr standen und stehen selbstverständlich auch auf meinem lyrischen "Speiseplan".
Das muss ich mir neben Kant, Schopenhauer und meiner täglichen wissenschaftlichen Lektüre einfach geben, zur Auflockerung sozusagen.

Ich habe, zugegebenermaßen, etwas Probleme mit den Texten von z. B. Ringelnatz, ich lese wirklich lieber gebundene Lyrik, metrisch korrekt und dadurch mit dem Reim auf den Punkt kommend. Das ergänzt sich meines Erachtens bestens und erzielt, zumindest auf mich, die schönste und erhebendste Wirkung.
Aber wie schon an anderer Stelle erwähnt, muss jeder Dichter für sich selbst entscheiden, welche Wege er geht. Das kann einem niemand vorschreiben.
Für mich bleibt es aber ein Fakt, daß Gedichte, die keine klare metrische Struktur aufweisen, nicht zur gebunden Lyrik gehören, weil ein nachvollziehbarer Rhythmus hier einfach fehlt.
Das erinnert mich an die klassische französische Lyrik, die ausschließlich auf Reime setzte und die Metrik dabei vollkommen außen vor ließ, bis die Franzosen dann merkten, daß es auch anders geht.
Mir ist, ehrlich gesagt, in einem lyrischen Text eine einheitliche Metrik ohne Reime lieber, als umgekehrt.
Ich kann das auch nicht begründen, vielleicht bin ich zu "mathematisch-logisch" angehaucht, es ist eben so.

Ich kann fast jeder Musikrichtung etwas abgewinnen, wenn sie denn "gut" (ich weiß nicht, wie ich das anders definieren soll) gemacht ist, doch an "Free Jazz" z.B. komme ich überhaupt nicht ran.
Das ist mir zu konfus, ich sehe keine klare Linie mehr im improvisierten Zusammenspiel der Musiker, es trifft mich nicht, es berührt mich nicht einmal.
Der später daraus aufkommende "Avantgarde Jazz" hingegen spricht mich schon wieder mehr an weil dort (außer in den freien Passagen) Rhythmus und Tempo wieder regelmäßige Strukturen aufweisen, also (für mich) nachvollziehbar sind.

Was die Basslinie (unterstützt vom Schlagzeug) in der Musik ist, ist die Metrik für mich in einem Gedicht.
Fehlt die regelmäßige Linie, so tue ich mich sehr schwer damit.
Ich will weder dem einen, noch dem anderen die Kunst absprechen, ich akzeptiere das und jeder soll auf seine Art glücklich werden, es gehört nur nicht zu meinen bevorzugten Stilrichtungen.

Was die Einseitigkeit angeht (von der ich mich ja auch nicht ganz freisprechen kann), so sage ich, daß dies jeder für sich selbst entscheiden muss.
Das gehört eben zur individuellen Weltanschauung, ist also vergleichbar mit dem Glauben, den ein Mensch "glaubt zu glauben", wobei ich persönlich dann Free Jazz noch allen Religionen (mit Ausnahme von Teilaspekten des Buddhismus') vorziehe.
Da würde ich mir lieber ein solches Konzert anhören, als die Hirngespinste und das dumme Geseiere in den Predigten aller Sorten von Pfaffen in irgendwelchen Tempeln und Kirchen aller möglichen Glaubensrichtungen.

Das aber ist wohl ein anderes Thema. ;)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Justin 26.04.2011 15:10

Hallo Faldi,

Du hast dir die Mühe gemacht, den Reigen der Dichter und Schriftsteller aufzulisten, die Dir besonders nahestehen. Die ganze Abhandlung habe ich mit Freude gelesen. Unter den Auserwählten stehen auch bei mir einige der genannten Autoren im Bücherregal: Hesse, Storm, Fontane, Meyer und natürlich Gedichte von Goethe. Du bist viel zu belesen, um Dich nur mit dem Dichterfürsten zufrieden zu geben, doch diese besondere Vorliebe für ihn hat natürlich auch ihre guten Seiten.

Bei mir ist es nicht anders, daß ich mich am liebsten der gebundenen Lyrik hingebe. Ich lasse vielleicht kleine Abstriche an der Metrik gelten, wenn eine zurechtgelegte innere Melodie das zuläßt und man sich ein Gedicht sangbar vorstellen kann. Im großen und ganzen sollte aber der Rhythmus schon stimmen und nicht zu sehr durcheinanderpurzeln.

Du sprichst weiterhin vom Weltbild, das Du dir zurechtgelegt hast. Da verstehe ich Dich schon, wenn lediglich eine Teilannäherung an den Buddhismus erfolgt. Denn es ist die einzige Religion, die niemals Kriege geführt hat. Eine frei gewählte Musikrichtung ist noch vernünftiger, als sich mit vollendetem Pathos einer Religion unterzuordnen. Auch mir schlägt das Geseire, das von der Religion ausgeht, sehr aufs Gemüt. Damit konnte man sich die Welt schon immer so zurechtbiegen, wie man sie haben wollte. Sogar das schlimmste Leid von Menschen wird so auf eine unerträgliche Weise zerredet, weil wir ja alle in der Liebe des Herrn stehen und im Jenseits auch die Benachteiligten für das Ungemach auf Erden belohnt werden. In diesem Sinne erfolgt dieses Gerede, das mir sauer aufstößt und mit viel Zynismus durchmischt ist.

Ich komme noch mal auf die Poetry-Slams zurück, von denen ich Dir sagte, daß ich im Grunde genommen nichts dagegen einzuwenden habe. Diese Modeerscheinung wird wahrscheinlich aber nicht so langlebig sein wie die "Estrade", zumal sich dieser Begriff in der Vorstellungswelt besser halten konnte. Es ist eine Darbietungsform vor großem Publikum, wie sie vor allem von Jewgeni Jewtuschenko geschätzt wurde. Als bekannte Persönlichkeit konnte er sich das aber auch leisten. Bei den Poetry-Slams, die als Wettbewerb ausgetragen werden, läuft es anders. Und hier sehe ich durchaus auch Nachteile. Ganz ähnlich wie bei "DsdS" könnte letzten Endes der Phänotyp, die Art und Weise, wie man sich verkaufen kann, in der Bewertung mit ausschlaggebend sein. Und es ginge irgendwie nicht mit rechten Dingen zu.

Erst neulich hat eine Schreiberin der Vermutung widersprochen, wonach sie womöglich ihre Gedichte laut vor sich hersagt, und das Bekenntnis abgelegt, daß sie, ganz im Gegenteil, ihre Gedichte meist nur verinnerlicht. Ein namentlich nicht genannter Meister wurde zitiert, der das als größte Liebe zu den Gedichten bezeichnet hat. Und wie ich zugeben muß, ist das genau auch meine Anschauung...

Liebe Grüße

Justin

Dana 06.05.2011 21:22

Lieber Faldi,

eigentlich müsste ich hier mit Stimmes Wort beginnen und aufhören: "wow":), und zwar in tiefster Anerkennung.

Aus einem "schlichten" Frühlingsspaziergang eine Ballade des Lebens zu zaubern, verzaubert den Leser gleichermaßen. Man braucht nichts mehr hinein zu interpretieren und steht auch nicht unter diesem Zwang.
Ein jeder hat seine Sichtweise für die Welt und die Natur.
Diese Ballade ist ein Magnet, der anzieht, mitzieht und erlaubt, eigene Bilder zu sehen.
Ich zeige dir meine:

Ich bin am frühen Morgen losgezogen,
frisch auf in die Natur, denn ihre Pracht
entfaltete den sanften Silberbogen
aus tausend und auch einer Nebelnacht.

Wasser, Himmel, Nebelschwaden

Ein Märchentraum, aus Poesie gesponnen,
erfüllte mir durch einen Hauch Magie
die Seele und das Herz mit höchsten Wonnen
und führte mich ins Reich der Fantasie.

Erfüllung, Vorfreude - der Naturverbundene weiß um die Steigerung.

Dort war ich König und von allen Sinnen
verschmolz mein Sein in jenem Hintergrund,
wo machtvoll wieder alle Kräfte rinnen
zum festen Willen für den Lebensbund.

Über diese Betrachtung entsteht eine tiefe Verbundenheit zur Natur, zum Leben = ein wunderschöner Lebensbund

Mir war, als grüßten mich die Altbekannten
in bunten Kleidern zwischen frischem Grün
im Funkellicht der scheuen Diamanten,
die nur im Netzwerk wilder Kräuter blühn.

Frühlingsblüher überall und Tautropfen

Und der Kulissen alter Bühnenmeister
erwachte zur gewohnten Eleganz
und bat zum Höhepunkt die Schwadengeister
auf spiegelfeuchtem Ort zum letzten Tanz.

letzte Nebelschwaden über dem See verflüchtigen sich

Fernab begann die Sphäre zu erröten,
von warmen Sternenfeuern angestrahlt,
da hatte schon ein Chor von hundert Flöten
das Schauspiel musikalisch untermalt.

beginnender Sonnenaufgang mit Hintergrundmusik. Der Vogelchor setzt an

Im Violinenstreichelspiel der Lüfte
vibrierten Töne über mein Gesicht,
und aus Aromen wurden süße Düfte,
so wie aus allen Sorgen Zuversicht.

Die Verzauberung obsiegt. Es bleibt kein Platz für trübe Gedanken.

Zu schnell war dieser Zauber mir entschwunden,
doch meine Seele war jetzt aufgeklärt,
ich hatte meinen Ursprung nun gefunden
und war auf kurze Zeit zurückgekehrt.

Es endet, wie eine Entdeckungsreise, zurück zum Ursprung, den man sich (wenn man die Sinne öffnet) immer wieder holen kann.

Den Aufbruch und das Eintauchen in die Natur kann ich nachvollziehen, allein die Worte haben mir gefehlt.:o
Du hast sie uns präsentiert und durchleben lassen.

Liebe Grüße
Dana

Falderwald 16.05.2011 19:03

Liebe Dana,

jetzt hätte ich dich fast vergessen, aber eben nur fast...;)

Ja, das ist ein Bildergedicht mit mehreren Bedeutungsebenen.

Der morgendliche Spaziergang beschreibt den Frühling mit fantasievollen Bildern und mündet zum Schluss auf der metaphysischen Ebene, ohne dabei Behauptungen oder Spekulationen auszusprechen, sondern bleibt beschreibend aus der (Welt)Sicht des Lyrischen Ichs.

Wenn ich deine Interpretationen der einzelnen Bilder lese, dann sehe ich, daß die Sicht des LI's durchaus nachvollziehbar ist, denn sie treffen die zugrunde liegenden Intentionen ziemlich genau.

Darüber freue ich mich sehr...:)


Vielen Dank für deinen zusprechenden Kommentar. .. .:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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