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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Boot


Thomas
02.09.2012, 19:41
Das Boot

Die Boje gibt dem alten Boot
noch Halt an morschem Tau.
Es glimmt ein schwaches Abendrot
und sachte kriecht das Grau
der langersehnten Nacht herbei –
des langen Tages Arzenei.

Das Boot liegt da, so still verträumt,
das Ruder rostbedeckt,
die Planken roh und teergesäumt,
der Rumpf verschrammt – er leckt.
Es trägt die eigne Bürde kaum
und Wasser füllt den Innenraum.

Das Boot, es träumt es triebe fort,
von einer Macht gelenkt
zum Horizont, an jenen Ort,
wo sich die Sonne senkt,
es folgte sinkend ihrem Lauf –
erstünde mit ihr wieder auf.

Chatwanda
04.09.2012, 08:53
Hach, das ist schön! Wenn das gänge!

Eine interessante Reimform, die mir sehr gut gefällt, lieber Thomas,
alldieweil der jeweils letzte Paareim die abschließende Aussage angemessen unterstreicht.

Liebe Grüße
Chat

Thomas
04.09.2012, 15:06
Hallo Chatwanda,

es freut mich, dass du an meinem Boot vorbeigekommen bist und ein wenig verweilt hast.

Es wäre wirklich schön. Mein "Unzeitgemäßes Gedicht" zeigt, dass ich dahin tendiere, aber unsicher bin. Es kann eigentlich keiner sicher sein, in die eine oder andere Richtung.

Die Reimfolge ababcc verwendet z.B. Schiller in der Ballade "Der Taucher", wobei er aber alle Zeilen Vierhebig hält, während meine zweite und vierte Zeile nur drei Füße hat. Dadurch wird der von dir angemerkte Effekt verstärkt.

Liebe Grüße
Thomas

Chavali
04.09.2012, 18:47
Hallo Thomas,

ich mag Gedichte mit maritimem Inhalt :)

Ich wollte, mir wären diese Worte eingefallen!
Wunderbar hast du das Gedicht hinbekommen.
Hier schreibt ein Meister!

Gefällt mir ausnehmend gut!
Man kann den Inhalt wörtlich sehen, aber auch auf das Leben an sich übertragen.

Lieben Gruß,
Chavali

Thomas
06.09.2012, 16:04
Hallo Chavali,

das ist nun schon das zweite Kätzchen, welches um mein Boot streift. Der 'Meister' macht mich richtig stolz, jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht übermütig werde.

Vielen Dank und liebe Grüße
Thomas