PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Am Meer


Thomas
01.05.2012, 07:32
Am Meer

Will den Blick ins Meer versenden,
irgendwo im Nirgends enden,
wo die Wolken untersinken
oder steigend Wasser trinken.

Will mit Möwen schwankend schweben,
winderfüllt den Raum erleben.
Will auf Riesenwellen treiben,
und dann einfach liegen bleiben.
Will wie Muscheln zwischen Kieseln
mich mit feinem Sand umrieseln.

Will dann nur dem Herzschlag lauschen,
wie er einstimmt in das Rauschen,
ruhig sich zum Himmel wendet,
irgendwo im Nirgends endet.

a.c.larin
01.05.2012, 07:49
guten morgen thomas,

ich kann dir nur zustimmen: das will ich auch! :)

ein paar kleine anregungen lass ich dir aber noch da:
ich fände es ganz hübsch (weil poetischer) wenn das "Nirgends" ein "Nirgend" wäre.

strophe zwei ist bsonders schön und eindringlich!
was hältst du denn von der kleinen zauberei:

Will als Muschel zwischen Kieseln
mich mit feinem Sand umrieseln.


supergerne gelesen!
lg, larin

fee
01.05.2012, 09:57
ein wunderschönes meer-gedicht, lieber thomas,

das vor allem vom gekonnt eingesetzten sprachklang her beim lesen sanft umspült und einen wie einen strandkiesel in den gezeitenwellen hin- und herrollt. durch die vielen weichen "w" wogt es auch sprachlich sanft, branden deine zeilenwellen sachte ans gehör und an die meeres-sehnsuchts-seele.

das kann ganz viel, dieses schöne gedicht von dir.
ich werde es sicher noch öfter lesen - allein, damit ich dieses wellenrauschen höre und die kiesel unter den fußsohlen wieder spüre - so wie eben schon beim lesen deiner zeilen. danke!!!!


lieber gruß,

fee

Erich Kykal
01.05.2012, 10:20
Hi, Thomas!

Sprachlich wohlgerundet, träumerisch, hypnotisch. Schön gedichtet, indes, ein paar Details muss ich anmerken:

Das Gedicht trüge besser den Titel: "Was ich will", so oft, wie das Wörtchen vorkommt (Zwinker).

Am Meer

Will den Blick ins Meer versenden,
irgendwo im Nirgends enden,
wo die Wolken untersinken Hier kein Komma.
oder steigend Wasser trinken.

Will mit Möwen schwankend schweben,
winderfüllt den Raum erleben.
Will auf Riesenwellen treiben,
und dann lautlos liegen bleiben. Weiter unten steht nochmal "ruhig". Mein Vorschlag vermeidet Wortwiederholung und liest sich flüssiger.
Will wie Muscheln zwischen Kieseln
mich mit feinem Sand umrieseln. Der Sand umrieselt, nicht du, und Muscheln tun es schon gar nicht. (zB "Will, dass meine Haut von Kieseln // weiße Sande fein umrieseln")

Will dann nur dem Herzschlag lauschen,
wie er einstimmt in das Rauschen, Komma hier!
ruhig sich zum Himmel wendet,
irgendwo im Nirgends endet.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

Thomas
01.05.2012, 20:28
Liebe larin,

vielen Dank für deine positive Rückmeldung und die Anregung. Ich habe lange über die als-Muschel-Zauberei nachgedacht. Es ist ein sehr verführerischer Vorschlag. Aber ich habe mich doch entschlossen, das 'ich' erst in der letzten Strophe zu erlösen.

Liebe fee,
deine Worte haben mich sehr gefreut, weil die 'ge-zeitenwellen' an die 'meeres-sehnsucht-seele' genau das ausdrücken, was ich mit dem kleinen Ding bewirken möchte.


Hi Erich,

deine konkreten Hinweise und Verbesserungsvorschläge sind für mich immer sehr hilfreich. Die beiden Kommafehler sind verbessert und auch das 'ruhig' habe ich aus der zweiten Strophe entfernt. Den unlogischen Schluss der Strophe möchte ich jedoch unbedingt beibehalten.

Warum das? Für mich ist die (nicht immer logische) Folgerichtigkeit der poetischen Bilder entscheidend, weswegen an dieser Stelle das 'mit Sand umrieseln' aktiv sein muss, denn das Gedicht ist nicht die Zustandsbeschreibung eines ruhig am Meer liegenden Urlaubers, wie du ja richtig bemerkst: ich will, ich will, ich will…

Liebe Grüße an euch alle
Thomas