PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lichthauch


Galapapa
15.04.2012, 10:24
Die Nacht trägt im Tal einen Elfenkleidschleier,
mit Tauperlenband ist die Wiese geschmückt
der Wald scheint im Dunkeln zusammengerückt,
als lauschte er still einer sphärischen Leier.

Der Mond gießt sein Silberlicht über die Welten.
Umgeben von hauchdünnem Eiswolkenkranz
erleuchtet er sacht der Naturwesen Tanz,
zu dem sich die funkelnden Sterne gesellten.

Als spürte man Stille, als hörte man Schweigen,
wie Nordlichterzauber des endlosen Alls
im bläulichen Schimmer des Mondlichtkristalls,
erscheinen die Elfen in orphischem Reigen.

Thomas
15.04.2012, 19:20
Hallo Galapapa,

die Idee und auch die erste Strophe deines Lichthauchs sind super, wie man heute zu sagen pflegt. An der zweiten und dritten könntest du vielleicht noch ein Wenig arbeiten. Die dritte Strophe erscheint mir mit ihrem Wenn-Dann-Charakter etwas zu direkt. Wäre es nicht besser, wenn es für den Hörer in der Schwebe bliebe, ob das in den ersten beiden Strophen gesagte Traum oder Naturbetrachtung ist? In der zweiten Strophe ist die dritte Zeile meiner Meinung nach problematisch. Was du mit 'der Naturwesen Tanz' meinst, ist für den Hörer durch das vorher Gesagte nicht deutlich genug vorbereitet. Ich persönlich denke an Schillers 'Der Tanz', was sehr gut passen würde, aber das ist gar keine notwendige Vorstellung. Das Gedicht drückt eine schöne Idee aus und ist, soweit ich es beurteilen kann, in der Form makellos.

Viele Grüße
Thomas

Galapapa
15.04.2012, 23:04
Hallo Thomas,
danke für Deinen Kommentar!
Mit den Naturwesen wollte ich einen Zusammenhang mit dem Elfenkleidschleier der ersten Strophe herstellen.
Die dritte Strophe, die man auch weglassen könnte, ist vielleicht im Vergleich mit dem restlichen, verträumten Text zu nüchtern. Eigentlich wollte ich damit einen Übergang, zurück in die Wirklichkeit finden.
Gemeint ist Folgendes: Wenn man dieses Schauspiel versäumt, weil man im Bett liegt uns schläft, dann besteht doch die Möglichkeit, dass es einem im Traum begegnet.
Ich habe die Strophe nun doch gestrichen. Damit sie nich nachzuvollziehen ist, gebe ich sie hier nochmal wieder:

Und lässt auch der Schlaf diesen Zauber versäumen,
die Stunden, die zartes Mysterium sind,
zu bald schon zerstoben im Frühsonnenwind,
dann lebt er vielleicht in den nächtlichen Träumen.

Herzliche Grüße!
Galapapa

Timo
16.04.2012, 08:12
Hallo Galapapa,
deine Wortfindungen: Tauperlenband,Eiswolkenkranzgefallen mir gut. Sie zeigen deutlich die Natur in ihrem wunderschönen Schein und Erblühen, auch nachts kann man manche Schönheiten sehen.
Herzlichst
Timo

Sidgrani
17.04.2012, 10:02
Hei Galapapa,

du hast einen schönen Rhythmus in dein Gedicht eingewoben und wunderbare und den Träumen entliehene Bilder mit Worten gemalt.

Das Gedicht gefällt mir gut, ich habe es sehr gern und mit Freude gelesen.

Liebe Grüße
Sidgrani

Galapapa
19.04.2012, 07:29
Hallo Timo,
danke für Deinen lobenden Kommenrtar!
Auch ich mag es, Worte zu kombinieren, um die Sprache zu "verdichten". Manchmal lassen sich damit auch schwierige metrische Probleme eines Textes lösen.
Sie zeigen deutlich die Natur in ihrem wunderschönen Schein und Erblühen
Das nächtliche Mondlicht besitzt dabei einen ganz besonderen Zauber.
Herzliche Grüße!
Galapapa

Hallo Sidgrani,
auch Dir lieben Dank für Dein Lob!
Ich bin zur Zeit öfter mal am Ausprobieren, besonders auch auf dem Gebiet Rhythmus, Takt und Melodie eines lyrischen Textes.
Dem vorliegenden Gedicht habe ich versucht einen Dreivierteltakt zu geben um das Gefühl zu erzeugen, dass ein Tanz beschrieben wird.
Herzliche Grüße!
Galapapa

Ich habe inzwischen eine neue, dritte Strophe hinzugefügt.
Gruß!
Galapapa

Chavali
19.04.2012, 18:06
Die Nacht trägt im Tal einen Elfenkleidschleier,
mit Tauperlenband ist die Wiese geschmückt
der Wald scheint im Dunkeln zusammengerückt,
als lauschte er still einer sphärischen Leier.xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx

Bravo, lieber Galapapa,

du hast einen perfekten Daktylus mit jambischem Auftakt hinbekommen.
Das liest man selten zur Zeit, weil dieses Versmaß auch nicht so ganz einfach ist.
Dass mir dein Gedicht vom Inhalt und vom Rhythmus her sehr gefällt, muss ich nicht extra betonen, oder? ;)

Sehr gern gelesen und bewundert!
Lieben Gruß,
Chavali

a.c.larin
19.04.2012, 19:23
hallo galapapa,
mit der neuen dritten strophe ist die sache jetzt wirklich deutlich runder geworden. :)

ich hätte da auch noch so eine idee:
wenn man vor "nacht" und "mond" den artikel weglässt, bekommen diese worte noch zusätzlich gewicht. ( vor allem, wenn man es sich laut vorspricht)

dir sind wieder einmal sehr zauberhafte wortschöpfungen gelungen!

lg, larin

Galapapa
22.04.2012, 09:40
Liebe Chavali,
danke für Dein Lob und Deinen Kommentar!
Ja, es ist wie ein Dreivierteltakt, besonders auch, wenn man die Verse aneinader reiht; das passt eben deshalb auch gut zum Inhalt;
die Elfen tanzen Walzer.
Herzliche Grüße an Dich!
Galapapa

Kiebe larin,
auch Dir danke ich herzlich für Dein Lob!
Zu Deinem Vorschlag möchte ich sagen: Das Weglassen der Artikel würde den durchgehenden Takt durchbrechen.
Wie ich Chavali oben schon schrieb ergeben die Versen hintereinander einen Walzerrhythmus (Dreivierteltakt), der den geheimnisvoll schwingenden Inhalt herausheben soll.
Deinen Hinweis aber werde ich mir merken: Tatsächlich werden die Substantive ohne ihre Artikel gewichiger.
Schon wieder was gelernt.
Ich bin am Überlegen ob ich meinem Namen jetzt immer einen Artikel hinzufüge um Gewicht zu verlieren.:D
Liebe Grüße!
Der Galapapa

Dana
23.04.2012, 19:19
Lieber Galapapa,

in gespürte Stille und hörbares Schweigen einen lyrischen Tanz (sogar Walzer)
hineinzuweben, kann nur einem Poeten gelingen, der wiedergibt, was er zu sehen vermag.
Dein Lichthauch besteht aus wunderschönen Traumbildern, die sich dem Beobachter der Natur auch real erschließen.
(Sterneknistern z. B. kann man in einer sternklaren Winternacht hören - erlebe ich jedes Mal.;))

Und die Welt ist doch schön!:)

Liebe Grüße
Dana

Galapapa
26.04.2012, 09:30
Liebe Dana,
hab Dank für Dein schönes Lob!
Eigentlich sollte es ein Gedicht über den Mond werden, doch als ich mich auf die Gedankenreise aufmachte an den Waldrand im Mondlicht, da ging die romantische Phantasie mit mir durch.
Der Rhythmus, der entstanden ist, ließ mich dabei in Gedanken etwas erleben, was ich schon Jahrzehnte vermisst habe: Einen Walzer zu tanzen.
Ich danke Dir und grüße Dich herzlich!
Galapapa

Falderwald
27.04.2012, 19:33
Hallo Galapapa,

auch mir gefällt diese kleine lyrische Perle sehr.

Ebenso wie du bin auch ich ein Freund von Wortschöpfungen und eben darum sehr dankbar, daß die deutsche Sprache meine Muttersprache ist, denn sie lässt viel Freiraum für kreative und phantasievolle Kombinationen.
Davon lebt die ganze Lyrik, das sind geflügelte Worte. :)

Ich finde es ganz bezaubernd, wie der Leser durch die ersten beiden beschreibenden Strophen zum zauberhaften Reigentanz der Polarlichter geführt wird.

Der Leser fühlt sich inmitten dieser Szene aus Magie und Fluoreszenz gefangen und wird unwillkürlich in den Bann gezogen.

Das ist ein schönes Gedicht, an dem es auch formal dank des einwandfreien Amphibrachys und des durchgängigen Klammerreimes nichts zu meckern gibt.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Galapapa
29.04.2012, 09:12
Hallo Falderwald,
danke für Deinen lobenden Kommentar!
Ich gebe Dir Recht mit dem, was Du über unsere Muttersprache sagtest.
Für meine schottische Verwandtschaft habe ich auch schon Gedichte in englischer Sprache geschrieben und festgestellt, dass wohl jede Sprache ihre eigenen Reize für die lyrische Ausdruckweise besitzt.
Ich bin immer ein wenig am Experimentieren, zur Zeit mit den Versmaßen.
Im vorliegenden Text sehe ich ein gutes Beispiel, wie Inhalt und Metrum sich gegenseitig ergänzen und zusammenspielen können.
Am spannendsten aber finde ich immer wieder die Sprache der Metaphern. Letztere erlebe ich als unerschöpfliches Feld lyrischer Ausdrucksweisen.
Herzliche Grüße an Dich!
Galapapa