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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Spätlese


Archimedes
26.03.2009, 23:36
Noch hoch am breiten Berg, mit Fels gehörnt,
krallt sich der späte Winter eisern fest.
Mit dichter, weißer Decke, grobgekörnt,
er so nichts duldet, hier nichts leben lässt.

Dort, wo der Weg vom Schnee geräumt ist nur,
sticht, wie verletzt mit scharfem, blanken Messer
die schwarze Strieme durch die weite Flur.
Das Auge schaut nur klare Schönheit, besser,

wie Wiesendünung sich am Waldrand bricht
und überbordend Tannengischt ergießt
sich schwarz ins weißgeschäumte, grelle Licht,
das, windgesteuert, schattenhaft zerfließt.

Im Tal regt sich schon Frühlingssonne,
so sprießend Grün durchbricht die kalte Krume.
Frohlock Natur! Versprich uns neue Wonne
fürs Auge! Es entdeckt neu Gras und Blume.

Chavali
27.03.2009, 09:21
Lieber Archi,

ich komme in deine Kreise, um mit dir sie Spätlese (des Winters) zu erleben.
Erst dachte ich beim Titel an eine Weinsorte :D

Dein Gedicht gefällt mir insgesamt ausgezeicnet, vor allem von der Stimmung, den Bildern her.
Wie im Detail konnte ich mir vorstellen, was du beschreibst, bis auf die ersten beiden Zeilen in Strophe 2,
sie klingen irgendwie verdreht.
Auch Strophe 4 würde ich ein wenig glattschleifen, was die Satzverdrehung und vielleicht auch die Zeichensetzung betrifft.
Hier passt nämlich wunderbar ein Ausrufezeichen rein.
Im Tal es sich schon regt in Frühlingssonne,
mit sprießend Grün durchbricht’s die kalte Krume.
Frohlock Natur, versprich uns neue Wonne
fürs Auge, das entdeckt neu Gras und Blume.
Mein Vorschlag:

Im Tal regt sich schon Frühlingssonne,
das sprießend Grün durchbricht die kalte Krume.
Frohlock, Natur! Versprich uns neue Wonne!
Mein Auge, das entdeckt schon frische Blume.


Was meinst du?

Lieben Gruß,
katzi

Archimedes
27.03.2009, 22:18
Hallo Supikatzi, das ist schön, dass du bei mir vorbeigeschaut hast. Ich war mir nicht sicher, ob mein Werklein so recht verstanden werden kann. Aber du hast es bestätigt, die Assoziationen zum Meer sind zu verstehen. Deinen Vorschlag für die letzte Strophe habe ich teilweise umgesetzt. Ist auch für mich so besser.

Hier habe ich mal versucht darzustellen, was ich mit den Striemen meinte
http://picasaweb.google.de/ArchimedesLyriker/2009_03_18?authkey=Gv1sRgCK_Csvq59-iQSg#5317980375454542306

Danke fürs Vorbeischauen
Gruß Archimedes ...der mit den schneebedeckten Kreisen

Falderwald
27.03.2009, 23:01
Hallo Archimedes,

das erste Bild konnte ich dir herstellen, beim zweiten jedoch sind nur unvollständige Angaben im Link, deshalb funktioniert das nicht.

Eine schöne Beschreibung eines vielleicht letzten winterlichen Spaziergangs.
Die Bilder in deinem Gedicht verdeutlichen sehr gut das letzte Aufbäumen des Winters, doch der Frühling, und damit das Leben, lässt sich nicht aufhalten.
In Strophe drei sehe ich sogar die Brandung eines Bäumemeeres. Solche Assoziationen bekomme ich auch schon mal, wenn ich einen Wald vor mir sehen und die Baumkronen sich wie Wellen im Wind bewegen.

Ich würde allerdings vorschlagen, die erste Zeile der vierten Strophe noch einmal etwas umzustellen, denn die Inversion ist m.E. weder metrisch, noch aus einem anderen ersichtlichen Grunde notwendig.

Im Tal regt sich schon Frühlingssonne

Insgesamt sehr schönes Bild.


Gerne gelesen, kommentiert und kurz deine Kreise gestört...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Archimedes
29.03.2009, 21:34
Hallo Falderwald, ich wollte nur ein Bild dazugesellen, habe aber mit den Varianten so lange probiert, bis es geklappt hat.

Auch dir vielen Dank für die anerkennenden Worte. Deinen Vorschlag habe ich übernommen.
Gruß Archimedes ... der mit den aufgetauten Kreisen

Chavali
29.03.2009, 21:52
Lieber Archi,
Hier habe ich mal versucht darzustellen, was ich mit den Striemen meinteDas Bild habe ich mir angesehen und so ähnlich dachte ich es mir schon mit den Striemen,
nur mit dem Unterschied, dass ich mir keine Straße oder einen Weg vorgestellt habe,
sondern einfach von der Sonne weggeschmolzene Teile von Schnee in einem Feld :o

Schönes Foto und der Text dazu passt natürlich und du sprachst ja auch von einem Weg, der freigeräumt wurde von Schnee.
Die Veränderungen in der letzten Strophe haben dein Gedicht auch schlüssiger gemacht.

Liebe Grüße,
katzi

Leier
29.03.2009, 22:57
Lieber Archimedes,

da staunt man.
D a s habe ich an mir vorübergehen lassen?
Ich streue Asche...

Erlaube mir bitte kleinste Anmerkungen!





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Noch hoch am breiten Berg mit Fels gehörnt, (Komma besser vor dem "mit...."?)
krallt sich der späte Winter eisern fest.
Mit dichter, weißer Decke, grobgekörnt,
er so nichts duldet, hier nichts leben lässt. (er nichts mehr duldet...)

Dort, wo der Weg vom Schnee geräumt ist nur,
sticht, wie verletzt mit scharfem, blanken Messer
die schwarze Strieme durch die weite Flur. (schöön!)
Das Auge schaut nur klare Schönheit, besser,

wie Wiesen-Dünung sich am Waldrand bricht (Wiesendünung)
und überbordend Tannengischt ergießt
sich schwarz ins weißgeschäumte, grelle Licht, (weiße statt grelle ?)
das windgesteuert, schattenhaft zerfließt. (nach "das" bitte das delikate Komma!)

Im Tal regt sich schon Frühlingssonne,(Punkt statt Komma?)
so sprießend Grün durchbricht die kalte Krume. (...die Krume!)
Frohlock Natur! Versprich uns neue Wonne
fürs Auge! Es entdeckt neu Gras und Blume. (Aufs Neue...?)

***

Wundervoll.
Was mehr könnte ich schreiben?


Lieben Gruß
von
cyparis

Archimedes
30.03.2009, 12:39
Liebe Supikatzi, Danke für nochmaliges Vorbeischauen und die Anerkennung.

Liebe cyparis, ich hatte eigentlich schon auf dein Kommentar gewartet, denn diese Art von Gedicht musste doch in deinem Sinne sein. Nun aber dieses dicke Lob! Ich fühle mich geehrt. Mit den Komma gebe ich dir Recht, und werde vergessen, dass ich mal gelesen habe, kurze Nebensätze werden nicht mehr in Komma gesetzt.

"weiß statt grell" setze ich nicht um, da schon weißgeschäumte davor steht.
"er nichts mehr duldet" finde ich sprachlich auch schöner. Ich habe nur zwei Bedenken: Der kausale Zusammenhang geht etwas verloren. Zum anderen konnte man meinen, ich habe bei Goethe(oder anderen) abgeschrieben. Das ging mir auch bei dem Vorschlag " Im Tal regt sich schon Frühlingssonne" so.
"aufs Neue" habe ich auch nicht übernommen, da Zeile vorher schon neue Wonne steht.


Vielen Dank und bis Nächstens
Gruß Archimedes ...dessen Kreise schon neu sprießen