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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vom "Zauber der Dichtkunst"


Stimme der Zeit
25.12.2011, 12:07
Auf Anregung von Thomas:

Dem Inhalt der Hymne kann ich nur zustimmen, ich finde mich selbst darin wieder und sehe in ihr eine selbstbewusst-bescheidene Antwort auf Schillers

Dilettant.

Weil ein Vers dir gelingt in einer gebildeten Sprache,
Die für dich dichtet und denkt, glaubst du schon Dichter zu sein?

Deshalb wäre das Gedicht meiner Meinung nach auch ideal als Beitrag für den Virtuellen Schiller-Salon geeignet. Welche lebendigere Art der Diskussion mit dem 'Meister' (vermittelt duch Schiller) könnte es geben!

Ich kann mich an dieser Stelle nur ein weiteres Mal für das große Kompliment bedanken; ich fühle mich wirklich geehrt. :)



Der Schmiedelehrling

Zauber der Dichtkunst, in zeitloser Schönheit fließt du in Worten,
spinnst die Gedanken zu goldenen Fäden, um Kleider zu weben,
die, von Gedichten getragen, das Auge blenden, mit Tränen
füllen, gebannt von der machtvollen Sprache, der Gabe des Dichtens.
Zauber der Dichtkunst, du wandelst das Simple zum Hohen und Edlen,
Schlichtes zum Meisterhaften; gestaltest und schmiedest den Rohling,
bis aus diesem ein Schmuckstück entsteht, das durch strahlendes Leuchten
schlechte Kopien entlarvt: Nichts als Talmi mit dünner Lackierung.
Lasse mich lernen, lasse mich dienen, ich möchte dir folgen
auf den Spuren der Mythen, Geschichten und alten Legenden;
lasse mich Held sein und Feigling, Träumer und nüchterner Denker,
sei mir mein Leitstern der Nächte, meine Sonne der Tage.
Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen:
Du bist der Zauber, der Schmied. Und ich? Nur dein Halter des Werkzeugs.


(Im hexametrischen Versmaß verfasst.)
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