PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rabenschwarz


Chavali
13.11.2011, 15:46
Rabenschwarz war letzte Nacht,
mondenfern und sternenleer,
wildes Wort als letzte Macht,
über mir Boreas' Heer.

Wütend pfeifen alle Stürme,
lassen untergehn mein Schiff.
Wellen bauen sich als Türme,
werfen es ans spitze Riff.

Schreie treffen meine Ohren,
Tränen salzig wie das Meer!
Oh, wär ich doch nie geboren,
habe keine Kräfte mehr.

Lasse mich zu Boden sinken,
schließe Aug' und Ohren zu,
weigere mich, Met zu trinken,
über mir ist endlich Ruh.

Schnee und Nebel hüllen ein,
was am Strand unrettbar war.
Übrig bleibt ein kalter Stein,
der erinnert: Trauerjahr.

ginTon
13.11.2011, 16:01
hi chavilein

Auch deinen Text finde ich, wie den zuvor von Stimme gelesenen, super. Er ist
inhaltlich ganz anders umgesetzt worden und trifft im Kern die Vergangenheit
des Jahres. Rabenschwarz gleitet hier somit in den Hintergrund der Trauer und
des Schmerzes. Ich finde den Text super gut geschrieben...Meine Lieblings-
strophe ist diese hier:

Wütend pfeifen alle Stürme,
lassen untergehn mein Schiff.
Wellen bauen sich als Türme,
werfen es ans spitze Riff.

war ne prima Idee,, :) liebe Grüße ginnie

Chavali
13.11.2011, 16:16
hi ginnie,

du warst aber schnell ;)war ne prima Idee,ja, finde ich auch und was für unterschiedliche Sichtweisen da herausgekommen sind - sagenhaft :D

Deine Interpretation zu meinem Text [...]trifft im Kern die Vergangenheit
des Jahres. ist interessant. Weil das letzte Wort Trauerjahr ist gell.
Ich finde den Text super gut geschrieben.Danke! das freut mich :)

Erleuchtete Grüße!
chavi

Stimme der Zeit
13.11.2011, 16:34
Liebe Chavi,

ich finde deinen Text auch wirklich schön geschrieben. Und ich halte es auch für sehr interessant, wie verschieden wir doch schreiben, aber gerade das macht es doch aus, finde ich. :)

Die Metaphern der salzigen Tränen, das gesunkene Schiff, Boreas (der Nordwind) und der Sturm, der durch das Leben des LI "tobte", und dann, am Ende des Gedichts, besonders ausdrucksstark in der Wirkung, der Stein und das Trauerjahr. Wirklich tief berührend, schmerzerfüllt und - ja, du kannst wirklich Traurigkeit vermitteln! (Ich bin nicht neidisch, ich bewundere das. :o)

Ich habe eine "Schwäche" für mythologische Bezüge in Gedichten, daher ist meine persönliche "Lieblingsstrophe" die erste:

Rabenschwarz die letzte Nacht,
mondenfern und sternenleer,
wilder Traum als letzte Macht,
über mir Boreas Heer.

"Mondenfern und sternenleer" - einfach (dunkel)schön! :)

Liebe Grüße

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include/Teufel/smilie_devil_006.gif

Cebrail
13.11.2011, 19:48
Hallo Katzi,
nun habe deine Worte vor mir und wieder eine andere Perspektive vor Augen.
Die anderen Kommentare habe ich mir noch nicht angeschaut, ich will mal unvoreingenommen an dein Gedicht gehen.
Erst mal vorab, ich bin nicht gerade der Meister im Kommetare schreiben, von daher bitte ich um ein wenig Nachsicht ;-).
Irgendwie sehe ich in meinen Gedanken ein Wikingerschiff, obwohl du dein Gedicht ja wahrscheinlich in der griechischen Mythologie, angesiedelt hast.
Dass du Boreas erwähnst gefällt mir besonders, ich bin zwar mehr ein Fan von Zephyros, weil der mehr zu erzählen hat, aber der Nordwind bringt die nötige Kälte in deine Zeilen, passt gut.
Es ist wirklich schön zu sehen was das Wort Rabenschwarz
so auslösen kann und wie es hier umgesetzt wurde.
Gefällt mir.
Mit einer Zeile komme ich nicht klar, kannst du mir da helfen?
Zitat Katzi;
was am Stand unrettbar war.
Ich bin mal gespannt was ich hier noch zu Lesen bekomme.
Einen schönen Gruß
C.

Chavali
14.11.2011, 16:09
Hallo liebe Stimme,
Und ich halte es auch für sehr interessant, wie verschieden wir doch schreiben, aber gerade das macht es doch aus, finde ich. :)Ja, das war die Idee hinter dem inoffiziellen Wettbewerb (an dem sich jeder noch beteiligen kann):
Gleicher Titel und Anfangszeile und Rubrik und dann schreibt jeder so, wie er das Thema versteht und umsetzen möchte ;)Die Metaphern der salzigen Tränen, das gesunkene Schiff, Boreas (der Nordwind) und der Sturm, der durch das Leben des LI "tobte", und dann, am Ende des Gedichts, besonders ausdrucksstark in der Wirkung, der Stein und das Trauerjahr. Wirklich tief berührend, schmerzerfüllt und - ja, du kannst wirklich Traurigkeit vermitteln! Das freut mich sehr, vielen Dank!
Lieben Gruß, Chavali


Hi Cebrail,Erst mal vorab, ich bin nicht gerade der Meister im Kommetare schreiben, von daher bitte ich um ein wenig Nachsicht ;-).Ich freu mich sehr, dich hier zu finden :) und das ist das Wichtigste.
Dass du Boreas erwähnst gefällt mir besonders, [...] der Nordwind bringt die nötige Kälte in deine Zeilen, passt gut.
Es ist wirklich schön zu sehen was das Wort Rabenschwarz
so auslösen kann und wie es hier umgesetzt wurde.Danke. Die Idee mit dem Wort Rabenschwarz (auch als Titel) kam uns im chat,
und nun haben wir schon insgesamt 5 Stück von der rabenschwarzen Sorte ;)Mit einer Zeile komme ich nicht klar, kannst du mir da helfen?
Zitat Katzi;
was am Stand unrettbar war.Hm, das habe ich schon verbessert, es war ein Tippfehler, ich hatte das r in Strand vergessen :o
Ich denke, nun hat die Zeile Sinn.

Danke auch dir und liebe Grüße,
katzi

Dana
14.11.2011, 17:12
Liebe Chavali,

das muss wirklich schauerlich grauslig gewesen sein - wann verzichtet man schon auf Met. :D

Die Bilder in deinem Gedicht wirken auf mich "balladig" - so wie man Zeichnungen in alten Gedichtebüchern stundenlang anschauen kann.

Sehr schön, was hier so "mit einem Mal" entsteht. :cool:

Liebe Grüße
Dana

a.c.larin
14.11.2011, 22:07
wow, chavali,

du hast die rabenschwärze sogar ernst genommen -
da ist ein feines gedicht draus geworden. wirklich super, sehr stimmungsvoll - düster.


chapeau!
larin

Chavali
15.11.2011, 10:27
Liebe Dana,Die Bilder in deinem Gedicht wirken auf mich "balladig" -
so wie man Zeichnungen in alten Gedichtebüchern stundenlang anschauen kann. Das ist toll. Stelle ich mir fantastisch vor ;)
Danke!



Liebe larin,du hast die rabenschwärze sogar ernst genommen -Ja. Zumindest in dieser Rubrik ;)da ist ein feines gedicht draus geworden. wirklich super, sehr stimmungsvoll - düster.Danke!
Schön, wenn mir das gelungen ist.



Rabenschwarze Grüße an euch zwei,
Chavali

wolo von thurland
15.11.2011, 12:11
hallo chavali
o ja. ein sehr schönes gedicht.
wenn ich schon vorher mehr als das, was beim anpirschen im kleinen fenster erscheint, gelesen hätte, hätte e smir schon früher gefallen. aber dann hätte ich keinesfalls etwas von "Augen und Ohren schliessen in der Nacht" geschrieben. denn das ist in deinem geschichte die schwachstelle: entweder Auge und Ohr (Aug' und Ohr) oder Augen und Ohren. sonst ist es ein Polyphem-Gedicht, oder nicht? man könnte eventuell noch "Aug- und Ohren" schreiben, aber das ist doch wenger der stil hier. ;-)
bei boreas würde ich noch einen genitiv-apostroph setzen.
gruss wolo

Chavali
16.11.2011, 08:53
hallo wolo,ein Polyphem-Gedicht,:confused:
Unterdiesem Begriff habe ich nur

ein Gedicht von Stefan Zweig (1881-1942)

POLYPHEM (1917) und Ähnliches

gefunden. Du willst damit sagen, dass der Protagonist leicht verunstaltet ist.
Nun, diesen Einwand kenne ich - hatte vor Jahren mal eine ähnliche Formulierung benutzt.
Aber ich nehme mir mal die Freiheit raus, es so zu lassen.
Ich hoffe, du bist nicht allzu enttäuscht.
Natürlich hast du recht - sachlich gesehen.bei boreas würde ich noch einen genitiv-apostroph setzen.Nein, wieso? Der personifizierte Nordwind heißt so: Boreas

siehe hier
http://de.wikipedia.org/wiki/BoreasVielen Dank! Ich freu mich, dass du hier warst.

Viele Grüße,

Chavali


P.S.

hab noch mal geschaut:
Du hast recht, hier ist Boreas im Genitiv. Also Apostroph.
Danke!:)