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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Über Bäume


wüstenvogel
04.11.2011, 17:43
Nach dem Lesen eines Gedichts von Erich Fried
(Gespräch über Bäume)

Von unserem alten Mirabellenbaum
ist ein großer Ast abgebrochen.
Es hingen wohl zu viele Früchte daran.

In Ostafrika herrscht Dürre.

Unser Hausflur muss neu gestrichen werden.
Er ist zu dunkel und wirkt unfreundlich.

In Ostafrika wohnen die Flüchtlinge in Zelten.

Wir wollen ein Gartenfest feiern.
Wie viel Bier und Wein muss ich einkaufen?

In Ostafrika ist das Trinkwasser verschmutzt.

Was wollen wir essen auf unserem Fest?
Welchen Partyservice sollen wir nehmen?

In Ostafrika hungern die Menschen.

Mein Kind macht mir große Sorgen.
Ich weiß nicht, ob es das Gymnasium schafft.

In Ostafrika sterben die Kinder zuerst.


Was soll das?
Wir sind nicht in Ostafrika.
Man muss nicht immer an das Elend denken.
Nein, nicht immer.
Doch wir leben alle in einer Welt.

Auch in diesen Zeiten
liebe ich es
über Bäume zu sprechen
über den Frieden, den sie uns zeigen
ohne das Unrecht zu verschweigen
und die vielen Verbrechen.

Dana
04.11.2011, 18:53
Hallo wüstenvogel,

so sind die Realtionen - trotz einer gemeinsamen Welt.

Du hast diese sehr gut aufgezeigt - E. Fried wäre bestimmt einverstanden, dass seine Idee bis heute inspiriert.

Man liest deine Gedanken, stimmt zu und findet sich selbst darin vertreten.

Nachdenklich bleibt man zurück. Bäume geben ein gutes Beispiel.

Liebe Grüße
Dana

wüstenvogel
05.11.2011, 22:27
Hallo, Dana

Es gibt keine 1. 2. 3. 4. 5. Welt - es gibt nur eine einzige, einzigartige!
Das sollten wir bedenken - wenigstens von Zeit zu Zeit.
Ich lasse mich gern von anderen Dichtern inspirieren, und Fried hat es mir besonders angetan. Trotzdem ist es irgendwie traurig, dass sein Gedicht so leicht auf unsere Zeit zu übertragen ist.

Vielen Dank für deinen Kommentar,

wüstenvogel