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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Für Phyllis


Dana
16.10.2011, 21:17
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Das Leben ist Begegnung im Vorübergehn,
den Eltern wird befohlen einmal loszulassen,
dort wo die Kinderzeit noch unvergänglich schien,
beginnen Jugend und die Pflicht schon nachzufassen.

Es halten weder Glück noch Trauer ewiglich,
wohl darum heißt es, die Momente auszuleben,
und Augenblicke fest zu halten im Gedicht,
die Phyllis mir auf Hallig Hooge hat gegeben:

Bezeichnend ihre Offenheit, ihr Selbstvertrauen,
erstaunlich, wie sie Dinge aufnahm, sie durchdachte,
und zuversichtlich, nicht kritiklos, vorwärtsschauend
für sich ergriff und stets das Beste daraus machte.

Zum Abschied war es mir Bedürfnis, ihr zu sagen,
dass sie ein tolles Mädchen sei, so aus dem Bauch.
Sie breitete die Arme offen mir entgegen,
in Halligstille und in Vollmondnacht: "Du auch!"

Das Leben ist beständiges Vorübergehen,
sie lief mit ihrem Papa lachend zur Pension,
mit keinem Wort erfragten wir ein Wiedersehen,
weil es nicht wichtig war, doch die Begegnung schon.

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Chavali
17.10.2011, 09:33
Liebe Dana,

was für ein wunderschönes Vermächtnis an einen jungen Menschen!
Ich gehe mal davon aus, dass hier das LI gleichzusetzen ist mit der Verfasserin dieses schönen Textes.

Die kurze Begegnung hat soviel gegenseitige Sympathie entfacht, dass diese Zeilen einfach geschrieben werden mussten,
weil das Herz schon überquoll.

Vielleicht hat diese intensive Begegnung auch dazu gedient, über sich selbst nachzudenken,
Ziele, Wünsche und Gedanken der eigenen Kinder nachzuvollziehen und zu verstehen.


Dieses Gedicht, liebe Dana, sollte das junge Hallig-Hooge-Mädchen bekommen.
Auch sie wird sich mit Sicherheit gern an die Stunden mit dir erinnern, weil auch sie etwas mitgenommen hat
aus den Gesprächen mit dir für ihr weiteres Leben.



Sehr berührt gelesen hat
Chavali, die dir liebe Grüße schickt :)

ginTon
17.10.2011, 17:49
hallo dana,,

Super Gedicht, gefällt mir. Ich dachte erst Phyllis oder so als eine Pflanze
oder ähnlich, eine Frucht, irgendwo hatte ich das schon mal gehört. Das
es ein Mädchen dann war, wie es sich beim Weiteren lesen herausstellte
hat dem Gedicht nichts abgetan. Mir gefällt die letzte Strophe am Besten:

Das Leben ist beständiges Vorübergehen,
sie lief mit ihrem Papa lachend zur Pension,
mit keinem Wort erfragten wir ein Wiedersehen,
weil es nicht wichtig war, doch die Begegnung schon.

schönes Werk :)...LG gin

Stimme der Zeit
17.10.2011, 19:19
Hallo, liebe Dana:),

so ist es. Manchmal begegnet man einem "ganz besonderen" Menschen. Hier handelte es sich um ein junges Mädchen, wobei das nur hier im Gedicht (es ist ja gewidmet) eine Rolle spielt, es könnte sich auch um einen Mann oder eine Frau handeln, unabhängig vom "Alter". Ein sehr berührendes Gedicht.


Das Leben ist Begegnung im Vorübergehn,
den Eltern wird befohlen einmal loszulassen,
dort wo die Kinderzeit noch unvergänglich schien,
beginnen Jugend und die Pflicht schon nachzufassen.

Mhm, das sehe ich auch so. Kinder sind "Geschenke", sind "Leihgaben auf Zeit", denn sie begleiten uns und wir sie auf dem Lebensweg, aber sie "gehören" uns nicht. Nein, nein, liebe Dana. ;):) Es ist kein "Befehl", es ist nur gut und richtig, das "Loslassen". Wenn wir "festhalten", blockieren wir sie. Den eigenen Lebensweg kann jeder Mensch nur selbst finden. Wir können bei unseren Kindern nur für einen "guten Start" sorgen, sie ein Stück weit begleiten - den "restlichen" Weg dürfen wir sie lieben, aber es ist wichtig, dass sie ihn "selbst" gehen. Die "Pflicht ruft", ja. Aber Verantwortung und Pflicht sind im eigentlichen Sinne nichts "Negatives", ich frage mich, warum sie heute so oft in einem negativen Kontext betrachtet werden ...

Es halten weder Glück noch Trauer ewiglich,
wohl darum heißt es, die Momente auszuleben,
und Augenblicke fest zu halten im Gedicht,
die Phyllis mir auf Hallig Hooge hat gegeben:

Die Gefühle selbst halten nicht ewig an, das ist wohl wahr. Aber, wenn man möchte, kann man sich erinnern. Glück ist etwas Seltenes, Flüchtiges, festhalten kann man es nicht, aber man kann sich die Erinnerung "aufbewahren". Das ist wie ein "Schatzkästchen" im Inneren, aus dem man, bei "Bedarf", etwas "hervorholen" kann, um es noch einmal zu betrachten - und nicht zu vergessen. Wenn wir im "Moment" leben (und das ist richtig), dann können wir in traurigen Momenten auch unsere frohen Erlebnisse "noch einmal erleben", wenn wir es nur möchten.

Bezeichnend ihre Offenheit und Selbstvertrauen,
erstaunlich, wie sie Dinge aufnahm, sie durchdachte,
und zuversichtlich, nicht kritiklos, vorwärtsschauend
für sich ergriff und stets das Beste daraus machte.

Es ist schön, wenn ein Kind sich so verhält. Das lässt darauf schließen, dass ein Kind geliebt wird und daraus die notwendige Stärke beziehen kann, um so offen, sich selbst vertrauend und aufnahmefähig zu sein. Wir alle sollten die sich bietenden Gelegenheiten für uns ergreifen und das Beste aus allem machen. :) (Ich versuche, so zu leben.;))

Zum Abschied war es mir Bedürfnis, ihr zu sagen,
dass sie ein tolles Mädchen sei, so aus dem Bauch.
Sie breitete die Arme offen mir entgegen,
in Halligstille und in Vollmondnacht: "Du auch!"

Es ist einfach etwas Schönes, einem Menschen zu begegnen, den man "toll" finden kann. Phyllis muss wirklich etwas Besonderes sein, denn wie sie das einfach so, ohne nachdenken zu müssen, erwidert, das "malt" mir ein recht deutliches "Vorstellungsbild" ihrer Persönlichkeit.

Das Leben ist beständiges Vorübergehen,
sie lief mit ihrem Papa lachend zur Pension,
mit keinem Wort erfragten wir ein Wiedersehen,
weil es nicht wichtig war, doch die Begegnung schon.

Ja. Das Wiedersehen ist nicht wichtig, denn die Begegnung "bleibt". Es ist doch so: Jeder Mensch, den wir im Herzen "tragen", ist "da", so lange wir leben. Er - oder sie - ist somit nie wirklich "fort".

Du hast ein "Geschenk" von Hallig Hooge mitbekommen - und Phyllis auch. :)

Mir gefällt diese Strophe am allerbesten:

Zum Abschied war es mir Bedürfnis, ihr zu sagen,
dass sie ein tolles Mädchen sei, so aus dem Bauch.
Sie breitete die Arme offen mir entgegen,
in Halligstille und in Vollmondnacht: "Du auch!"

Mich berührt hier die gegenseitige "Offenheit", das "Sich-entgegen-kommen".

Nur eine Winzigkeit: In Strophe 3, Vers 1 fehlt ein Possessivpronomen. Eigentlich "Bezeichnend ihre Offenheit und ihr Selbstvertrauen," Mein Vorschlag wäre, das würde auch sehr gut zu Vers 2 passen: "Bezeichnend ihre Offenheit, ihr Selbstvertrauen,". Das "und" kann gut mittels eines Kommas durch ein "ihr" ersetzt werden.

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße :)

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include/Teufel/smilie_devil_006.gif

Justin
18.10.2011, 13:18
Liebe Dana,

in diesem Gedicht kommt das Vertrauen und die gegenseitige Wertschätzung stark zum Ausdruck. Deshalb gefällt mir auch die 4. Strophe am besten, wo Du der Phyllis ganz spontan Deine Gefühle entgegenbringst und sie diese auf die gleiche Weise erwidert.

Wer die Verse nur liest, wird sie schön finden. Viel schöner ist es aber noch, wenn man sich eine Melodie dazu ausdenkt. Versuchen wir es mal mit den ersten beiden Zeilen und stellen sie in G-Dur:

Das Leben ist Begegnung im Vorübergehn,
den Eltern wird befohlen einmal loszulassen,

Meine ausgedachte Melodie sieht so aus:

d - h - h - a - h - c - c - h - a - c - h - h,

d - a - a - d - a - c - c - h - a - h - a - g - g


Die 3. Strophe ist analog der ersten und paßt hierzu ebenso. Deshalb erübrigt sich meiner Meinung nach ein "Ihr" und ich denke, Du siehst es nicht anders.

Ich kann Dir in die Seele sehen. :)

Liebe Grüße

Justin

a.c.larin
19.10.2011, 19:06
liebe dana,

mir blieb besonders die conclusio wie ein paukenschlag im gehör hängen:

mit keinem Wort erfragten wir ein Wiedersehen,
weil es nicht wichtig war, doch die Begegnung schon.


vorher läuft das gedicht mal hierhin, mal dahin - doch an dieser letzten stelle
gerinnt gewissermaßen die szenerie in eine art "ewigkeit", wird zum standbild angehalten.

die begegnung schon.

ja, manche begegnungen haben ewigkeitswert.
mitunter teilt sich in solchen augenblicken mit, was jahre des nachdenkens, nachgrübelns nicht bewirken könnten.
es ist fast so, als zeigte hier ein art "himmlischer uhrzeiger" nach etwas ganz wesentlichem.

die begegnung schon.
danach geht wohl die tiefste sehnsucht des menschen: dass ihm die welt begegnen möge in einer gestalt, an der er wachsen und reifen kann, hin zu seinem innersten wesenskern .....

gerne gelesen, belauscht und empfunden,
larin

Falderwald
21.10.2011, 16:53
Liebe Dana,

so manches Leben erscheint nur im Vorübergehen und doch bleiben die Erinnerungen bestehen.

Eine Urlaubsbekanntschaft ist meistens ein Ereigniss, welches sich relativ schnell wieder verflüchtigt, doch manche Begegnung hat etwas Besonderes, aus der man etwas mitnehmen und sogar, wie hier geschehen, zu einem schönen Gedicht inspirieren kann.

So werden die Gedanken an diese Begegnung auf jeden Fall noch eine Weile fortdauern, denn soviel ich weiß, haben sie Phyllis auch erreicht und vielleicht wird sie dieses ihr gewidmete Gedicht eines Tages auch noch einmal mit ganz anderen Augen anschauen.

Mir hat der Text sehr gut gefallen und obwohl die letzte Strophe sicherlich die wichtigste ist, bleibt mein heimlicher Favorit die vorletzte, weil aus dieser eine wunderschöne und freie, gegenseitige Wertschätzung spricht.

So sollte die Toleranz unter den Menschen sein und deshalb befindet sich dieses Gedicht auch mit Fug und Recht in der "hoffnungsvollen" Rubrik und stellt einen wunderschönen Anfang für einen neuen Morgen dar. .. .:)


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Dana
29.10.2011, 19:45
Hallo, ihr Lieben,

ich darf zusammenfassend antworten - niemand hat gekrittelt und alle haben mein Anliegen verstanden.:)

Ich wusste bei Phyllis gleich, dass sie sich mir einprägt - vielleicht für sehr lange Zeit.
(Ich erinnere mich an zwei, drei andere Begegnungen, die unauslöschbar sind.
Vor ca. 30 Jahren eine kleine Emma, 6 Jahre alt, in Laigueglia. Sie sprach italienisch und erzählte uns fast jeden morgen eine Geschichte. Es störte sie nicht, dass wir stets nur mit einem Lächeln geantwortet haben.:)
Sie fällt mir immer wieder ein.)

Liebe Chavali, sie hat das Gedicht erhalten. Vater und Tochter haben sich sehr gefreut.

Liebe Stimme, du erwähnst die 4. Strophe: Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie wir gelacht haben - "zwei tolle Mädchen" umarmten sich.
Schön, dass sie auch bei euch, Justin und Faldi, so angekommen ist.

Lieber Justin, Faldi und ich haben das Gedicht nach deinen Noten gesungen.:)

Ja, liebe Larin und lieber ginTon, die Begegnung selbst bleibt haften.

Ich danke euch für eure Gedanken und bedanke mich hier nochmals bei Phyllis.

Liebe Grüße
Dana