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Stimme der Zeit
27.09.2011, 22:38
Lese Bücher

Erinnerung ist wie ein dickes Buch mit ungezählten Seiten,
geschrieben von dem größten der Autoren, auch bekannt als: Lebenszeit.
Wir lesen wie Ägyptologen in den Hieroglyphen, sind bereit,
durch Suchen und Erforschen heim zu finden. Denn in diesen Weiten

verliert sich leicht das Ziel, das noch vor Kurzem greifbar nahe wirkte,
ganz überraschend, nur beim Lesen, weil uns das Verzeichnis schon verwirrt.
Denn jeder winzigkleine Tintentropfen, der durch unser Dasein schwirrt,
verlangt bereits für sich alleine eine neue Zeile. Bürgte

in früher Kindheit einst das träge Fließen langer, heller Tage
für die Gewissheit, ewig Zeit zu haben, änderte der Fluss
von dunklen Nächten das Gefühl und schenkte als Ersatz Verdruss.
Wir lernten nie, uns mit der unentzifferbaren Plage

des Alterns abzufinden. Manche können ihre Schriften
aus einer jungen Perspektive neu betrachten und dabei
entdecken, dass ein Mensch das Lesen lieben kann, sind deshalb frei,
um lose Blätter zu sortieren. Sie entkommen Giften,

die sie mit Bitterkeit, mit Schmerz und Leid erfüllten.
Auch wenn der Inhalt letzten Endes nicht erhalten bleibt,
da unser Leben irgendwann die letzten Worte schreibt:
Vielleicht erreicht ein Abglanz, ein Fragment aus den zerknüllten,

verlorenen Geschichten doch die junge
Generation, ein kleines Stückchen „Pauspapier“.
Die Bücher unsrer Kinder, sie verweilen hier,
es wäre schön, wenn sie mit frischem Schwunge

das Alte zwar bewahren, aber künftig
aus Fehlern lernen und mit unverbrauchter Kraft
erreichen können, von keinem Alten je geschafft:
Die Welt zu hüten, denkend und vernünftig.

Der Zweck des Buches ist das Lesen,
nur langweilt jeden die Lektüre bald,
liest er allein im eignen Blätterwald.
Weit besser für das Menschenwesen

erwiese sich ein kluges Tauschen.
Sowohl im Geben als im Nehmen kann
mit Leichtigkeit, die Frau, das Kind, der Mann,
durch aufmerksames, waches Lauschen

erreichen, dass das Leben
dann gute Bücher niederschreibt,
das Unrecht auf der Strecke bleibt
und menschliches Erstreben

sich nicht in alten Kreisen
erneut um Macht und Reichtum dreht.
Dafür ist es fast schon zu spät,
es mangelte an Weisen;

zu viele Dumme
beherrschten lange Zeit
die Erde weit und breit,
wodurch die Summe

der Taten leider
ein dickes Minus war.
Es zeigte sich ganz klar,
dass Gier und Neider

stets siegten.
Doch alle sind
verweht im Wind,
bekriegten

vergeblich
Autorenmacht,
die uns verlacht:
Erheblich

krumm
gedacht?
Es macht
stumm,

denn
was bleibt,
das schreibt:
Dumm.