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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Spuren im Sand


Galapapa
03.11.2010, 11:03
Wir gingen still im nassen Sand,
verliebt umschlungen in Gedanken
und eng verbunden, Hand in Hand,
bis wir verträumt in uns versanken.

Ein salzig frischer Wellenschaum,
den ich am nackten Fuß verspürte,
umspülte jenen zarten Traum,
der meine Seele tief berührte.

Wir gingen weiter, Stück für Stück,
da waren vor uns nur noch Steine,
ich blickte auf den Sand zurück:
Es gab dort eine Spur, nur meine.

Dana
03.11.2010, 18:19
Lieber Galapapa,

nach der 3. Strophe entweicht einem ein "Oh" - (kleine Pause) und dann entstehen Bilder.

(Gib mal in Google "Spuren im Sand" Bilder ein.)

Ein zauberhaftes Gedicht, das besser in die Rubrik nicht passen kann.

Liebe Grüße
Dana


(Ich vertiefe mich in ausgedehnten Wanderungen machmal in Gespräche mit Menschen, die mir wichtig und nah sind. So intensiv, dass es Momente gibt, in denen ich vergesse, dass ich mir jene nur gedacht habe.):o

Galapapa
04.11.2010, 09:52
Hallo liebe Dana,
für Dein Lob danke ich Dir ganz herzlich!
Danke auch für Deinen Hinweis auf die Fotos im Netz! Einige passen sehr gut zum Text.
Was Du bei Deinen Wanderungen erlebst, kenne ich auch. Schade, dass es so selten gelingt, diese Vorstellungen zu reallisieren. Wann immer ich bei meiner Schwester in Schottland bin, mache ich mindestens eine ausgedehnte Wanderung am Strand; es gibt für mich nur wenig Schöneres...
Im Test wollte ich Einsamkeit ausdrücken, Einsamkeit, die dem lyrischen Ich die Wunschbilder schenkt.
Ich grüße Dich herzlich!
Galapapa

a.c.larin
23.11.2010, 07:59
hallo galapapa,
also ich kenne das gut: ich stelle mir jemanden so intensiv vor, dass sich anfange mit ihm (halblaut) gespräche zu führen. manchmal werde ich dabei "erwischt" - dann denken die anderen , ich würde selbstgespräche abhalten!
aber eigentlich sind es gespräche mit einer anderen person - nur , dass diese andere person halt gerade mal nicht anwesend ist....
(die grenze zum wahnsinn liegt dort, wo man nicht mehr weiß, dass diese andere person nicht da ist!)

mir kommt oft vor, dass die innerer realität, die wir uns erschaffen , für uns viel realer ist als das , was uns tatsächlich umgibt.

für das gehirn ist es außerdem egal, ob eine sache real oder nur vorgestellt ist - es reagiert auf beides gleich.

das heißt auch, dass wir auf eingebildete "feinde" genauso reagieren, wie auf reale bedrohungen.
auf diese art und weise kann man sich in krieg und frieden wunderbar selber hinein ( aber auch wieder hinaus)- manövrieren.

im deinem text wolltest du einsamkeit ausdrücken - aber ich denke, wer so viel vorstellungskraft besitzt wie du, der ist wohl nie ganz alleine....:)

gerne gelesen und kommentiert,
larin

Galapapa
23.11.2010, 13:48
Hallo larin,
Du hast absolut Recht: Ich habe einen Garten, den nur ich betreten kann, zu dem nur ich einen Schlüssel habe. Dort kann ich ausruhen, dorhin kann ich fliehen, wenn ich in Bedrängnis bin und dort kann ich mir auch alle Träume erfüllen.
Jeder hat so einen Garten; es ist nur die Frage, wie intensiv sie/er ihn nutzt.
Das lyrische Ich ist am Strand ein Stück weit durch eben diesen, seinen "Garten" gegangen.
Leider (oder Gott sei Dank?) holt einen die Realität stets zu schnell wieder heraus...
Ich danke Dir und grüß Dich ganz herzlich!
Galapapa

Onkie IIV
27.11.2010, 14:10
huhu galapapa,
ein sehr schöne gedicht von dir. :) lediglich die beiden nurs
in der letzten zeile wollen mir nicht ganz gefallen.
die erste strophe ist dir, in meinen augen, ganz besonders gelungen.
gerne gelesen,
onkie

Galapapa
27.11.2010, 16:08
Hallo Onkie IIV,
danke fürs Reinschauen und fürs Lob!
Die beiden "nur" hintereinander geschaltet habe ich bewußt so formuliert. Es war gar nicht so einfach, dieses "meine" überhaupt richtig herauszuheben.
Eine Möglichkeit wäre: "...erblickte eine Spur, nur meine..." oder "...ich sah nur eine Spur, die meine...", doch kommt es mir immer so vor, als neige man dazu, nicht "eine", sondern "Spur" zu betonen. Mit zweimal "nur" besteht die Gefahr zwar auch aber der Fehler wird sofort korrigiert.
Ich werde jetzt aber einmal den Versuch machen mit: "Es gab dort eine Spur, nur meine." Mal sehen, ob jemand stolpert. ;)
Mit einem herzlichen Gruß!
Galapapa

Archimedes
28.11.2010, 21:55
Hallo Galapapa, der Mensch hat die Fähigkeit, sich in Ersatzwelten zu flüchten, wenn es mit der wirklichen nicht so richtig klappt. Das belegt dein schönes Gedicht eindrucksvoll.
Das ist pure Romantik. Ihr Ausgangspunkt ist "die Negation der wirklichen Welt" aus der heraus man eine Kunstwelt schafft als Hort der Erlösung.
Ein Herr Wackenroder hat das 1794 sehr schön beschrieben: "...oh, so schließ ich mein Auge zu vor all dem Kriege der Welt, - und ziehe mich still in das Land der Musik, als in das Land des Glaubens, zurück, wo alle unsre Zweifel und unsere Leiden sich in ein tönendes Meer verlieren,- wo wir alles Gekrächze der Menschen vergessen, wo kein Wort- und Sprachengeschnatter... uns schwindlig macht, sondern alle Angst unsers Herzens durch leise Berührung auf einmal geheilt wird."

Zu dem zweimal "nur" habe ich den Vorschlag:
"Es gab dort eine Spur, die meine."
Gruß Archimedes ...der mit den romantischen Kreisen

Galapapa
28.11.2010, 22:38
Hallo Archimedes,
danke für Deinen lobenden Kommentar und die Anregung.
Den Abstecher zu Herrn Wackenroder fand ich äußerst interessant. Er beschreibt in der Tat etwas, was wohl jeder Mensch nicht nur kennt, sondern auch praktiziert mit berührenden, poetischen Worten. Danke für den Hinweis!
Deinen Vorschlag bezogst Du sicherlich auf das "nur" im zweiten Vers der Strophe. Ursprünglich hatte da gestanden "...es gab nur eine Spur, nur meine." Auf diese beiden "nur" in einem Vers hatte OnkieIIV hingewiesen, doch das habe ich bereits verbessert. Das eine "nur", meine ich, sollte da nicht fehlen.
Mit einem herzlichen Gruß an Dich!
Galapapa