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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sappho klagt


Leier
02.01.2010, 20:05
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Ach, die schlimmen, ersten Falten!
Unablässig bringen sie mir Qual.
Früher konnt auf Haut ich walten,

Lüste wecken Mal zu süßgemaltem Mal...
Eben traf ich, zart, das Mündchen,
Süß versprechend und verlockend,
Bittersschmeckend kurzes Stündchen,
Ob Versprechens spöttisch hockend,
Schamlos. Lippen haben mich getrogen.




Wie sie den Männern gleichen!
Eos wird weinend weichen,
Reiner, meiner Liebe!
Du, die Du mir die Hiebe,
Eitel und nach Lobe schielend,

Eifrig, wie im Fieber stolpernd,
Seidig, fern der Lyra holpernd,

Weich mit Deinem Samte gabst,
Im falschen Auge mich erfühlend,
Ertastend Deine Grenzen:
Du siehst nicht in Deine weichen,
Erschlafften, allzublauen Lenden:
Reifes Walten zeigt Dir Deine Zeit.


Reicht es? Laß Dir sagen:
Entfaltet wird die Ros' nur ausgesogen.
Ich bin gefaltet noch zu jung.
Noch bist Du stolz. Ich übergebe Dich den Wogen.








02.01.2010

Seeräuber-Jenny
03.01.2010, 19:48
Ahoi Leier,

Sappho zählte zu den neun bedeutendsten lyrischen Dichtern der Hellenen. Unbekannt der Name ihrer unerfüllten Liebe, ohne Bedeutung ihr tragischer Tod, von dem uns berichtet wird. Geblieben ist der Ruf ihrer reinen Dichtkunst, die sie auf Lesbos entfaltete. Aye, und selbst gefaltet war sie noch zu jung, wird ewig jung und unsterblich bleiben.

Deinen Versuch, dich in diese große Lyrikerin, ihre Zeit und ihre Gefühle hineinzuversetzen, finde ich sehr gelungen. Ein schönes Akrostichon.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Leier
05.01.2010, 10:11
Liebe Seeräuber-Jenny,


eine bessere und knappere Biographie hättest Du uns nicht bescheren können!
Ja, sie war eine der ganz Großen!
Unvergessen wird sie bleiben.
Das Meiste, was sich seither sapphisch gebärdet, wird Epigonentum bleiben.
Seelenlos.

Hab Dank!
Lieben Gruß
von
cyparis