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Same meiner Träume
Als ich die Samenkörner fand,
die an den Wegen lagen,
da griff ich sie mit kleiner Hand
und grub sie in den warmen Sand
in meinen Lebenswagen.
Weil mir mein Herz noch offen stand
mit all den Kinderfragen,
durchstreifte ich mein kleines Land,
auf jeden neuen Weg gespannt -
an milden, hellen Tagen.
Verschlossen ist mein Herz - und alt
geworden mit den Jahren.
Die frohen Lieder sind verhallt,
der Sand im Wagen wurde kalt,
die Räder festgefahren.
Der Same ging nicht auf, er starb
bei zu viel Lebensmühen.
Den Samen, den ich leicht erwarb,
erfror die Zeit und er verdarb,
er durfte nicht erblühen.
Lieber norbert,
da wird man zutiefst melancholisch und zugleich begeistert, ob des imponierenden Reimschemas.
In Kindertagen ist die Welt groß, freundlich und nichts scheint unmöglich.
Nicht umsonst rufen Lieder und Geschichten auf, mit den Augen eines Kindes zu schauen, mit dem Vertrauen eines Kindes zu fühlen.
Ich neige hier dazu, das Kind selbst als den hoffnungsfrohen Samen zu sehen, der im erwachsenen (eher alten) Menschen nicht mehr aufgehen will.
Verschlossen ist mein Herz - und alt
geworden mit den Jahren.
Die frohen Lieder sind verhallt,
der Sand im Wagen wurde kalt,
die Räder festgefahren.
Diese Strophe hat es mir besonders angetan.
Ein gutes und greifendes Werk.
Liebe Grüße
Dana
danke, liebe dana,
ich denke, man darf die kindheit nicht allzu sehr verklären, denn sie beinhaltet oft ja auch große schrecken und ängste, die die erinnerung gnädigerweise meistens verschleiert, zum glück!
sie lässt allerdings auch freiräume für fantasien und zukunftsträume.
lieben dank für deine positive kritik!
altbert
Erich Kykal
16.12.2009, 11:42
Same meiner Träume
Als ich die Samenkörner fand,
da war's mir wie ein Segen, Sand im Lebenswagen? Sehr abstruses Bild!
ich griff sie mit der kleinen Hand Hier ein Alternativvorschlag.
und grub sie in den warmen Sand
auf meinen Lebenswegen.
Weil mir das Herz noch offen stand wegen Wortwiederholung "mein" mit Z3
mit all den Kinderfragen,
durchstreifte ich mein kleines Land,
auf jeden neuen Weg gespannt Bindestrich weg, passt nicht gut dahin.
an milden, hellen Tagen.
Verschlossen ist mein Herz - und alt
geworden mit den Jahren.
Die frohen Lieder sind verhallt,
der Wind an Wegen wurde kalt, Da oben der seltsame "Sandwagen" weg ist, muss hier auch umgeschrieben werden.
wo einst nur Sommer waren.
Der Same ging nicht auf, er starb
bei zu viel Lebensmühen.
Den Samen, den ich leicht erwarb,
gefror die Zeit und er verdarb So leichter verständlich.
und durfte nicht erblühen. Zuviele "er"s! Komma weg in Z4 und "und" kommt besser.
Hi, norb!
Ein wundervolles Gedicht! Super geschrieben, tolle, lyrische Sprache! Meine Beklugscheißereien hab ich gleich in dein Zitat eingebaut. Nimm hin, was dir brauchbar erscheint. Ich bin hingerissen! Von der Sorte kannst du ruhig mehr schreiben! Echt tiefsinnig und in jeder Hinsicht gelungen!
Harmonisch in Klang, Reimschema und Inhalt. Gernst gelesen!
LG, eKy
Same meiner Träume
Der Same ging nicht auf, er starb
bei zu viel Lebensmühen.
Den Samen, den ich leicht erwarb,
erfror die Zeit und er verdarb,
er durfte nicht erblühen.
Lieber Norbert.
Tiefe Traurigkeit erfaßt mein Herz beim lesen deiner Zeilen. Gerade die letzte Strophe hat es mir besonders angetan.
Die Kinderzeit lang ist´s her.
Dein Gedicht ist durchgängig wunderbar, einfühlsam, fast sanft und herrlich ergreifend.
Ein Reimschema, was ich mir nicht besser vorstellen könnte.
Sehr gerne gelesen
Lena :)
Archimedes
17.12.2009, 16:18
Das Samenkorn in kleiner Hand
wird eifrig festgehalten.
Doch geht die Zeit nun in das Land,
hat man verloren, was man fand,
versäumt es zu gestalten.
Manch Traum schwebt in Erinnerung,
war er doch ungehalten.
Da fehlte es an Mut und Schwung
und meistens an Ermächtigung.
Doch niemals sie veralten.
Lieber Norbert, ich bin da der gleichen Meinung wie Kykal:
"Ein wundervolles Gedicht! Super geschrieben, tolle, lyrische Sprache!"
und bin antsprechend animiert worden.
Gruß Archimedes ...der mit den Lebenswagenkreisen
dank dir, lieber erich,
werde mir deine vorschläge zu gemüte führen - bin momentan zu müde...
danke, liebe lena,
für deine freundlichen worte!!
lieber archimedes,
sehr beeindruckend hast du geantwortet!
ich fürchte, bei mir sind die meisten körner erfroren - zu stark ist der druck des lebens, zu schwer ist die verantwortung für zu viele menschen - und die gesundheit wird nicht besser...
liebe grüße
norbert
hallo lieber norbert
schönes Werk, welches mir sehr gut gefällt, vor allem
bin auch ich dem ungwöhnlichen Reimschema angetan
hier ist wirklich von der ersten bis zur letzten Strophe
alles wunderbar durchdacht, wobei in der letzten Strophe
sogar als Abschluß die strophenübergreifenden Assonanzen
aussetzen um nunmehr auszuklingen,, mir gefällts..
liebe grüße gin
Lieber norbert,
welch eine großartig gestaltete Metapher!
Gerade das Düstere macht Dein Gedicht so wahrhaftig. Ich finde hier keine Verklärung der Kindheit, eher einen Hinweis auf das Trostlose der späteren Zeit.
Seien wir doch ehrlich:
Es gibt so viele Menschen, auf die Dein Gedicht voll und ganz zutrifft - aber will man das immer so wahrhaben?
Ein ganz großer Wurf, in seiner Schönheit beinahe schmerzend.
Lieben Gruß
von
cyparis
danke, ginton, seltener gast,
danke leier,
manchmal ist halt der druck so stark - der winter i.a., hier auch das sterben der mutter, die sorge um die kinder etc., dass man nicht mal mehr die kleinen ruheinseln findet, die erholsamen rückzug ermöglichen...
liebe grüße
norbert
Falderwald
06.02.2010, 11:03
Lieber sambert,
du wunderst dich jetzt sicher, warum ich diesen älteren Text wieder hervor hole.
Nun, das hat zwei Gründe:
Erstens find ich nix mehr Neues von dir und zweitens suche ich jetzt gezielt nach schönen Gedichten, die mir bisher entgangen sind, weil ich jetzt endlich die Zeit dazu habe und hier nicht mehr durch irgendwelche Querelen abgelenkt bin, die vom eigentlichen Zweck eines Forums nur ablenken.
"Same meiner Träume", alleine dieser Titel lässt schon aufhorchen und ich bin vom Text wahrlich nicht enttäuscht worden.
Wie frei und unbeschwert man doch als Kind noch ist.
Man steckt voller Tatendrang und Idealismus, glaubt gar, man könne die Welt noch verändern und alles dreht sich nur um einen selbst.
Wenn man dann jedoch im Laufe des Lebens um viele Erfahrungen reicher geworden ist, präsentiert sich einem die nackte Realität gänzlich anders und viele der Kinder- und Jugendträume zerplatzen wie Seifenblasen.
Beim ersten Lesen spürte ich ein wenig Verbitterung, doch nachher wurde mir klar, daß es sich hier um die Erkenntnisse eines reifen Menschen handelt.
Schade eigentlich, daß man seine Träume nicht alle verwirklichen kann.
Das hast du schön und anschaulich dargestellt, feiner Text.
Gerne gelesen und kommentiert...:)
Liebe Grüße
Bis bald
Falderwald
entschuldige, ralf,
dass ich mich erst so spät zurückmelde, ich musste mich in den letzten wochen mit zu viel anderen dingen beschäftigen, ich bin immer noch sehr im stress...
ich danke dir jedenfalls für deine gewogenen worte!
liebe grüße
norbert
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