Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sonnenuntergang
Sonnenuntergang
Am Rand stehn
Das Zentrum im steten Blick
Ausweichen
Umgehen Anschleichen
Aufgespießt vergehen Vorhaben
Worte vereinsamen
Im Griff haben
Messer keine Schneide
Abgekauft ist
Der Schneid am schnellsten
Mut macht den Scheideweg
Es trennt wer bekennt
Heut bleib ich
Perfekte Randerscheinung
Bis der Sonnenuntergang stirbt
Vor der Nacht
Eingeschwärzt und angeschwärzt
Und Abendrot und tot
Lieber Walther,
das erinnert mich an den tragischen Tod jenes Mannes, der Schülern zu Hilfe kommen wollte und selbst totgetrampelt wurde.
Und die Umstehenden?
"Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um"-Typen. Wegsehen ist leichter.
Aber auch ich wäre feige.
Das war evtl. nicht der Sinn Deines Gedichtes, aber ich habe es so interpretiert.
Vielleicht sprichst Du den Untergang des Abendlandes an?
Lieben Gruß
von
cyparis
Lb. cyparis,
meine Vers libre Gedichte handeln alle von Sprache, von Wortfetzen, Sprichwörtern, Alliterationen, Binnenreimen. Hier spannt sich ein Bogen vom "Am Rand stehen" bis zur "perfekten Randerscheinung", vom Schneid zu Schneide, vom Messergriff zum "Im Griff haben", vom Tod zum Abendrot zum Tod, um nur einige Bögen zu nennen.
Letztlich muß man sich auf die in Strophensenryus gegliederten Strophen einlassen und mit ihnen seinen eigenen Gedankenassoziationen folgen, ganz so, wie Du das jetzt tatst. Der Leser ist eingeladen, sich auf die geschaffenen Räume zwischen den Versen einzulassen.
Du hast also für Dich dieses filigrane "Sprachkunstwerk" erkundet und erschlossen. Dafür danke ich Dir, denn genau das ist die Absicht dieses Gedichts.
Frohes Dichten und Werken.
Lieber Gruß W.
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