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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ich steige aus


forelle
16.11.2009, 23:42
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Es war vor langer Zeit
Da gabs nicht viel zu Futtern
Der Hunger trieb uns aus den Schlaf
Die Arbeit war so viel

Tag ein – Tag aus – kaum schaffbar
Stets reduziertes Personal
Für immer mehr zu tun
Für immer weniger Verdienst

Zum Essen – ach herrje
Da fehlt uns heut die Zeit
Tabletten aus Vital und Elementen
Die sollen uns am Leben halten

Selbst für den Apfel ist sie knapp
Den Saft gepresst zur schönen Pille
Bunt eingefärbt – ein Hohn
Soll das so weiter gehen?

Ich steige aus
Ich wette nicht
Nicht für die Obrigkeiten
Nicht für die Unterjäger

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Corazon
16.11.2009, 23:54
Es war vor langer Zeit
Da gabs nicht viel zu Essen
Der Hunger trieb uns aus den Schlaf
Die Arbeit war so viel

Hallo forelle,

die erste Strophe verstehe ich. Mag früher, in schlechten Zeiten, so gewesen sein.

Tag ein – Tag aus – kaum schaffbar
Stets reduziertes Personal
Für immer mehr zu tun
Für immer weniger Verdienst

Ich arbeite öfter in Altenheimen. Fusspflege und kosmetische Sachen.
Das erzählen mir die Altenpflegerinnen und Altenpfleger jeden Tag. Das ist aktuell, nicht Vergangenheit.

Zum Essen – ach herrje
Da fehlt uns heut die Zeit
Tabletten aus Vital und Elementen
Die sollen uns am Leben halten

Selbst für den Apfel ist sie knapp
Den Saft gepresst zur schönen Pille
Bunt eingefärbt – ein Hohn
Soll das so weiter gehen?


Verstehe ich nicht. Der Trend geht doch heute eindeutig zum Natürlichen, Naturbelassenem, zu Bio und frischen Produkten.

Ich steige aus
Ich wette nicht
Nicht für die Obrigkeiten
Nicht für die Unterjäger

Das verstehe ich überhaupt nicht. Wetten auf was?
Was sind Unterjäger?

Mir ist die Aussage deines Gedichtes ziemlich unklar.
Mag sein, dass es an mir liegt.
Vielleicht kannst du Licht in mein Dunkel bringen.

Gruss

gurabia aidoru

forelle
17.11.2009, 00:18
Hallo Gurabia Aidoru

die erste Strophe verstehe ich. Mag früher, in schlechten Zeiten, so gewesen sein.

So ist es ja auch gemeint. Es sollte ein Stück in der Vergangenheit beginnen. Wo genau? Vielleicht nicht ganz so relevant.

Die zweite Strophe nähert sich auch langsam der Gegenwart. Ich weiß, dass diese Erkenntnis nicht neu ist. War wohl schon immer so. Ist nur der Versuch, mich mit einer Entwicklungslinie und Begebenheit auseinanderzusetzen.

Verstehe ich nicht. Der Trend geht doch heute eindeutig zum Natürlichen, Naturbelassenem, zu Bio und frischen Produkten.

Nicht ganz so eindeutig geht der Trend in die schon so gewünschte natürliche Richtung. Es gibt genügend Leute, die sich da noch sträuben. Immer schneller arbeiten sollen, wenig Zeit zum vernünftigen Essen haben. Meine Wahrnehmung halt. Ich persönlich nehme mir Zeit dafür. Nachvollziehen kann ich es deshalb auch nicht so ganz.

Kurz zusammengefasst: Früher gabs kaum Nahrung, viel Arbeit. Viel Arbeit barg die Hoffnung, eines Tages "TischleinDeckDich" spielen zu können. Nun ..... haben wir genug Essen, im Übermaß, dem Schlaraffenland gleich - und keine Zeit mehr dieses Essen vernünftig einzunehmen. Zwar etwas krass und verallgemeinernd dargestellt. Doch, nur so konnte es deutlich werden.

In meinen Gedichten wird manchmal gerne kritisiert ;), dass ich nicht realistisch gewesen bin. Muss alles immer realistisch geschrieben sein? Wo sonst soll man seine Fantasien oder leichte Übertreibungen ausleben? :D



Ich steige aus
Ich wette nicht
Nicht für die Obrigkeiten
Nicht für die Unterjäger


Ich wette nicht:

Ich wetteifere nicht darum, den Tempogebern nachzukommen, ob ich es auch schaffen kann oder ob ich dabei burnoute.

Unterjäger:

Sind eigentlich, die für andere jagenden Obrigkeiten jagen, raffen und schaffen.



Ob es jetzt ein bisschen klarer und heller geworden ist? Ich hoffe. :)

danke dir für deine Auseinandersetzung mit diesem Gedicht
mg forelle

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Corazon
17.11.2009, 00:31
Ob es jetzt ein bisschen klarer und heller geworden ist? Ich hoffe. :)


Hallo forelle,

oh ja, du hast das umfassend erklärt.

Das sind sehr interessante Gedankengänge, über die man lange diskutieren könnte. Und sehr subjektive Empfindungen.
Natürlich gibt es viele Leute, die so viel Stress und Arbeit haben, dass sie kaum noch vernünftig essen (können).
Du schreibst "Heute haben wir genug Essen, aber keine Zeit, es vernünftig zu uns zu nehmen." Ein Hartz4 Empfänger wird wahrscheinlich sagen, Zeit hätte er, bloss kein Essen. Ob das stimmt, das ist wieder ein Thema für sich.
Eine Familie in Burkina Faso würde wahrscheinlich auch Zeit genug haben, und Lust auf ein gesundes Mahl, nur das Essen fehlt halt. Oder sauberes Wasser.

Ich meine damit, dein Gedicht spricht Themen an, die sehr vielschichtig sind und je nachdem, wo jemand lebt, von was er lebt, ganz unterschiedlich beurteilt werden können.

Aber ich finde solche subjektiven Darstellungen bestimmter Zustände wie du sie hier abgibst, durchaus positiv. Sie regen zum nachdenken und diskutieren an - und wieviele Texte können das schon von sich behaupten?

Liebe Grüsse

gurabia aidoru

JimPfeffer
16.11.2023, 19:58
Hallo unpanierte forelle,


Ich befürchte, dass die Forelle auch schon längst nicht mehr in dem Forum liest. Darum geht es aber nicht, sondern immer um die Texte selbst und wann wer was geschrieben hat.
Das Gedicht ist von 2009, und wenn man es liest, ist es hochaktuell. Was sie in ihrem Gedicht beschreibt, ist die aktuelle Situation 2023.
Vielleicht kommt jetzt wieder ein Schlaumeier um die Ecke und behauptet: Alles Schwachsinn! Nee, die Forelle wusste damals schon, wohin die Reise geht.


Hoffe dir geht es gut,

Liebe Grüße Jim