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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Selbstmord-Frage


Chavali
11.11.2009, 10:11
Was muss ein Mensch empfinden, der freiwillig in den Tod geht?
Der sein Leben beendet, weil keine Hoffnung mehr besteht?
Hoffnung - worauf? Auf das Schließen der Wunden, die das Leben ihm riss,
auf das Vernarben.
Ist ein Selbstmord nun mutig oder feige? Ich könnte das nicht.
Bin ich nun mutig, weil ich es nicht tue, oder feige?
Gibt es nicht für alles eine Lösung? Auch, wenn man niemanden hat, mit dem man eine Lösung suchen kann?
Und wenn doch jemand da ist, den man hinterlässt, der sich jetzt Vorwürfe macht, ob er es nicht hätte verhindern können
oder dass er gar daran schuld wäre?
Ist es nicht unverantwortlich, nur an sich zu denken?

Ein Mensch, der sich in vollem Bewusstsein aufhängt, von einer Brücke stürzt oder vor den Zug wirft - weiß er um alle Konsequenzen,
die diese Tat mit sich bringt?
Er muss nicht Herr seiner Sinne sein. Krank. Er weiß nichts davon, was er da tut, er kann es nicht einschätzen.
Hätte er Hilfe gebraucht, vorher? Muss derjenige Mensch, der das nicht erkannt hat, sich Vorwürfe machen?
Nicht? Aber wie dann damit fertig werden? Auch ein Psychiater?
Und so schließt sich der Kreis. Vielleicht.





Gewidmet Robert Enke,
dem großartigen Sportler von Hannover 96 und sensiblen Menschen.

Corazon
11.11.2009, 18:02
Gewidmet Robert Enke,
dem großartigen Sportler von Hannover 96 und sensiblen Menschen.


Hallo Chavali,

ich habe das in den Nachrichten gehört und auch, wenn ich mich für Sport nicht interessiere und ihn nicht kannte, so erschüttert eine solche Meldung einen natürlich.
Du wirfst viele Fragen auf, die sich in so einem Zusammenhang stellen, die richtigen Fragen.
Leider denke ich, dass es die richtigen Antworten nicht gibt, aber das sollte uns nicht daran hindern, die Fragen zu stellen. Immer wieder.

Respekt vor deinem Text.

gurabia aidoru

Chavali
11.11.2009, 20:04
Hallo gurabia aidoru,
Respekt vor deinem Text.Danke. Vielen Dank.
Die Fragen hören nicht auf.
Was muss ein Mensch durchlitten und wovor muss er Angst haben, dass er nur diesen Ausweg
für sich sieht...?
Es gibt, da hast du vollkommen recht, keine Antworten.

Lieben Gruß von
Chavali, noch immer unter Schock stehend

ginTon
11.11.2009, 20:39
liebe chavi,

was soll es da für Fragen geben, es liegt doch alles klar auf der Hand,, die Depression zählt zu den psychischen Krankheiten, welche meistens einen gewissen Auslöser benötigt,, natürlich muss mitunter eine gewisse genetische Sensibilität vorliegen, jedoch und das sind die weitaus größten Fälle kommt dann noch eine Schlüsselsituation hinzu,, dh die Anlage war sozusagen da, die Wahrscheinlichkeit das es sich zu einer Erkarnkung manifestiert braucht wie gesagt einen Schlüssel,, dieser ist mit dem Tod seiner Tochter gegeben...

des weiteren denke ich, das, so wie es sich heraushörte..seine ganze Familie seit diesem Tage litt, dh eine schwere Zeit nicht mehr aufhören wollte...die Hilfe der Angehörigen hat dann meistens eher noch den Effekt des Schlimmermachens, denn antstatt in Ruhe gelassen zu werden, versucht ihn jeder immer mehr zu helfen,, er jedoch sieht mit welchem Kraftaufwand dies geschieht und er sieht wie sehr auch seine Frau darunter leidet, woduch sich die Kettenreaktion eigentlich nur noch verstärkt..

die Frage ist ob die Entscheidung der Qual ein Ende zu setzen, für sich und alle andern ab diesen Zeitpunkt richtig war...dies kann man sehen wie man will,, einerseits besteht die Möglichkeit, wenn es eine starke Familie und Frau ist, das dies in einigen Jahren verarbeitet ist,, andererseit steht gegenüber, was wäre würde er weiter leben? nun ja das Risiko das er durch den unausgeglichenen Hormon bzw Transmitterhaushalt wieder erkranken könnte ist relativ hoch...wenn er sich also sagt es geht jetzt seit 2003 schon sechs Jahre so und ein Ende ist nicht in Sicht, dann hat er sogar für seine Familie gehandelt...denn ein neues Kind mit einer ungesunden Basis aufzuziehen wäre ja auch verantwortungslos..

vllt betrachte man es heute, als etwas sehr schwerwiegendes und traumatisches für die Familie,, doch wer kann schon in die Zukunft sehen und sagen, was wäre wenn es noch weiter so gegangen wäre...dies ist zwar wieder eine Frage und ich will das ganze jetzt nicht gutheißen,, und natürlich macht es sehr traurig...

ja das hat mich auch sehr traurig gemacht,

Chavali
11.11.2009, 21:57
Lieber basti,

du hast das eindrucksvoll erklärt, richtig professionell.
Dazu muss man auch nichts mehr hinzufügen.
Vielen Dank dir.
Der Text war für mich ein Versuch, mit dem unfassbaren Vorfall fertig zu werden.

Lieben Gruß,
Chavi

ginTon
11.11.2009, 22:16
liebe chavi,,

ja aber warum, also warum musst du damit fertig werden? warum stellst du dir solche Fragen? warum stellt sich ein jeder solche Fragen? was soll das? ich denke seine Frau und seine nähere Umgebung werden sich vllt nicht diese Fragen stellen und mitunter durch die Vorfälle zuvor eine Antwort finden und darüberhinaus die Ruhe und das Leben, welches weiter geht, denkst du nicht es wäre in seinem Sinn das dies der Familie gewährt wird? Trauer zu zeigen ist das eine, ständig Fragen warum weshalb und wiso ist dieser ganzen Sache sicherlich nicht dienlich und was hat es auch einer Öffentlichkeit bitte zu interessieren,, stell dir vor seine Frau liest so etwas immer wieder in den Zeitungen usw..ich finde dies absolut nicht gut und denke das dies der Druck ist den der verstorbene meinte...nur immer reden, warum warum warum...was interessiert das? würde eine Antwort wirklich auf solche Fragen kommen, dann wäre die Reaktion so oder so ein aha seitens des Publikums, denn dies steht doch eigentlich nicht im Vordergrund..es ist eben diese Sensationsgeilheit...ala die Leute wolln das was passiert...

das finde ich eigentlich nur noch tragisch..ein Trauerfaden,, wir gedenken robert enke wäre sicherlich in dem Sinne besser gewesen..

mich interessiert gar nicht warum warum, es tut mir leid das er verstorben ist..

Dana
11.11.2009, 22:34
Liebe Chavali,
mit unseren Fragen und Gedanken drücken wir nur unsere Betroffenheit aus.
Was in diesen Menschen vorgeht, werden wir niemals wirklich erfahren.

Ich habe früher schneller und leichtfertiger "geurteilt" und "verurteilt".
Heute bin ich weit davon entfernt.

Bei solchen "Nachrichten" erfahren wir Umstände und vorausgegangene Schicksale. Wie der einzelne Mensch damit umgeht, wie er es verabeitet und was er zusätzlich durchlebt, wissen wir nicht.

Derjenige, der mit dem Leben abschließt, hat ausgelitten. Die Leidenskette setzt sich aber für die Angehörigen fort. Trotzdem bleibt es unmöglich, solche Entscheidungen in "Richtig und Falsch" einzuordnen.
Uns bleibt nur Respekt und Mitgefühl.

Liebe Grüße
Dana

Chavali
12.11.2009, 11:43
Lieber basti,
warum stellst du dir solche Fragen? warum stellt sich ein jeder solche Fragen? was soll das?
als ich mir die Frage nach dem WARUM stellte, war das WARUM noch nicht geklärt (in diesem speziellen Fall).
Außerdem stellte ich die Fragen ganz allgemein.ja aber warum, also warum musst du damit fertig werden?weil mich der Tod des Sportlers sehr berührt hat.
Ich habe noch einiges in der Berichterstattung gesehen und kann jetzt besser damit umgehen.
Das war mein Ziel.
nur immer reden, warum warum warum...was interessiert das?
Warum geht man in die Kirche in so einem Fall, warum macht man Trauerfeiern und Beerdigungen?
Weil man sich mit dem Unabänderlichen auseinandersetzt und besser damit klarkommt.
Ich verstehe deine Aufregung nicht.
Jeder geht doch anders mit solchen Nachrichten oder tragischen Ereignissen um.
Der eine redet, der andere schreibt und wieder ein anderer ist stumm.
ein Trauerfaden,, wir gedenken robert enke wäre sicherlich in dem Sinne besser gewesen..
Nein, einen Trauerfaden lag nicht in meiner Absicht.
Ich hab das Thema für mich nur niedergeschrieben, weiter nichts.


Liebe Dana,mit unseren Fragen und Gedanken drücken wir nur unsere Betroffenheit aus.Genau das ist es. Danke, dass du mich verstehst.Uns bleibt nur Respekt und Mitgefühl.So sehe ich das auch.



Habt beide recht herzlichen Dank für eure Ausführungen!

Liebe Grüße,
Chavali

Falderwald
12.11.2009, 23:00
Liebe Chavali,

als ich deinen Text gestern las, musste ich erst einmal schlucken, weil vor 29 Jahren etwas Ähnliches in meinem Freundeskreis geschah.
Ein eigentlich lebenslustiger junger Mann warf sich im Alter von 17 Jahren vor den Zug und setzte damit seinem Leben ebenfalls ein plötzliches Ende.

Auch wir haben uns damals Fragen über Fragen gestellt.
Antworten gibt es darauf bis heute nicht, höchstens Vermutungen.

Was geht in einem Menschen vor, der sich, zudem auf diese Körper zerstörende Art und Weise, das Leben nimmt?
Warum hat er nicht einen anderen Ausweg gesucht?

Letztlich wird so etwas immer ein Geheimnis bleiben, wenn der Selbstmörder keinen Abschiedstext hinterlässt.
basse hat eine wissenschaftliche Erklärung abgegeben, die sicherlich z.T. richtig ist, doch eine Antwort auf die letzte Frage kann sie auch nicht geben.

Diese Frage aber bleibt den (Über)Lebenden als einziges übrig. Vielleicht weil wir verstehen wollen, was wir nicht verstehen können. Oder aber im engsten Kreis vielleicht, um das eigene Gewissen zu beruhigen. Warum habe ich das nicht kommen gesehen, was habe ich dazu beigetragen oder was hätte ich tun können, konnte ich überhaupt etwas tun?

Ich verstehe deinen Text eigentlich, obwohl er gewidmet ist, stellvertretend für viele solcher Schicksale, denen wir einfach nur machtlos gegenüber stehen.

In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Chavali
15.11.2009, 15:00
Lieber Faldi,

vielen Dank für deinen Beitrag, dem ich nur zustimmen kann.Ich verstehe deinen Text eigentlich, obwohl er gewidmet ist, stellvertretend für viele solcher Schicksale,
denen wir einfach nur machtlos gegenüber stehen.So war er gedacht.
Es war mir ein Bedürfnis - obwohl mein Text viele Lücken aufweist und das Thema eigentlich nur angerissen wurde -
darüber zu schreiben.
Ich bin froh, dass hier einige Kommentare kamen, so dass ich mich damit weiter auseinandersetzen konnte.
Denn dieses Thema gehört ebenfalls zu unser aller Leben, weil es Suizid
schon immer gab und auch weiterhin geben wird.


Lieben Gruß,
Chavali