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norbert
10.11.2009, 21:10
Warmer Tod

Wenn mich die Kraft verlässt und wenn ich wehrlos bin
und alles Fragen, alle Sucht verliert den Sinn,
dann will ich nicht, dass Kälte mich umfasst
als meine allerletzte, strenge Lehrerin -
allein die Wärme sei mein letzter Gast.

Wenn einst die Haft des Lebens sich zum Ende neigt,
der Weg zum Abschied sich zum letzten Male zweigt,
dann möchte ich, dass warme Sonne scheint
und weiche, linde Luft in meine Zimmer steigt,
dass sich mein Tod mit spätem Sommer eint.

Medusa
14.11.2009, 13:11
Lieber Norbert,

ich glaub, es ist völlig wurscht, ob die Sonne scheint oder nicht, Hauptsache ist doch, es tut nicht weh, nicht wahr?
Trübe Gedanken hast Du hier gekonnt und sprachlich schön bedichtet, passend zum düsteren Novemberwetter.

Ich habe zwei Vorschläge:
In Z1 S4 wäre mir die "Meisterin" logischer als eine Lehrerin, denn am Ende gibts nichts mehr zum Lernen, oder doch?
In Z2 Z4 wäre metrisch "ins" passender als der Plural "in meine Zimmer". Schließlich werden wir uns nur in einem Zimmer aufhalten.

Nicht wirklich gern gelesen, wer beschäftigt sich schon gerne mit der Endlichkeit, jedoch mit einem tiefen Kotau vor Deiner Sprachgewalt.

Ich schicke Dir herzliche Wochenendgrüße,
Medusa.

norbert
14.11.2009, 18:48
hm, kälte und düsternis stelle ich mir in der beschriebenen situation schon unangenehm vor...
die "meisterin" gefällt mir auch! mit der "lehrerin" wollte ich zum ausdruck bringen, dass ich von der kälte nicht mehr "belehrt" werden möchte, ich habe mich für die wärme entschieden, im leben habe ich genug "frieren"müssen.
"ins" klappt metrisch nicht, da dann zwei silben fehlen würden.
liebe grüße
heizbert

Falderwald
14.11.2009, 22:21
Lieber Warmbert,

das sind sehr schöne Zeilen, die ums Herz gehen.
Ich verstehe, was du meinst.
Wenn ich jetzt schreibe, das klingt irgendwie nach gemütlich Sterben, dann klingt das wie ein Scherz, aber ich weiß auch nicht, wie das anders ausdrücken soll.
Auch ich würde mir als letzten Eindruck lieber eine solch harmonische Szene wünschen.
Die Wärme als letzter Gast wäre auch schön, dann gibt es auch kein Zurückschauen in Bitterkeit.

Leider werden wir uns das nicht aussuchen können, denn der Gevatter kommt manchmal zu den unmöglichsten Zeiten. Gerade so, wie er will.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

norbert
15.11.2009, 14:29
danke, ralf,
da du ja an anderem ort das igelbild von schopenhauer bemühst, antworte ich mit einem gedanken desselben, einzigartigen denkers:
"einzig das negative ist positiy", wobei "positiv" hier im sinne von "vorhanden" (z.b. "positiver krankheitsbefund") zu verstehen ist.
wir nehmen nur unsre not wahr.
von mir aus kann ich als millionär sterben und es tanzen 20 wunderschöne sarazenische jungfrauen um mein totenbett und corazon reicht mir champagner:
wenn es kalt ist und ich frieren muss, nehme ich dies als letzten eindruck mit...
liebe grüße
schnatterbert

Leier
15.11.2009, 15:30
Lieber norbert,

ich gehe lediglich rein gefühlsmäßig auf Dein Gedicht ein, unphilosophisch, sentimental und von meiner eigenen Empfindung her:


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Warmer Tod

Wenn mich die Kraft verlässt und wenn ich wehrlos bin
und alles Fragen, alle Sucht verliert den Sinn,
dann will ich nicht, dass Kälte mich umfasst
als meine allerletzte, strenge Lehrerin -
allein die Wärme sei mein letzter Gast.

Wenn einst die Haft des Lebens sich zum Ende neigt, (dem?)
der Weg zum Abschied sich zum letzten Male zweigt,
dann möchte ich, dass warme Sonne scheint
und weiche, linde Luft in meine Zimmer steigt, (so empfinde ich auch als Leser)dass sich mein Tod mit spätem Sommer eint. (so möchte ich es auch!)

September mit Wärme und sanften Farben:
Ja, das möchte auch m e i n Ende umfangen und begleiten!
Dein Gedicht ist wunderschön und sehr romantisch - in meinen Sinnen.

Lieben Gruß
von
cyparis

norbert
16.11.2009, 11:27
danke, liebe seelenschwester,
bzgl. "ende neigt" bin ich mir unsicher, muss das "zu" nicht mit anklingen?
liebe grüße
norbert