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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Septemberabend


Erich Kykal
02.10.2009, 14:09
Dort, wo im späten Sonnenschein an schweren Dolden
in tiefem Rot die reifen Vogelbeeren glühn,
als wollten sie das blasse Grün ringsum vergolden
nach langdurchreiften Sommers mildem Müdeblühn...

Wo Abendhimmel an den Föhrenwipfeln reiben
und Wolkentropfen bluten in ein Violett,
ins Lodern ihres Sonnenunterganges treiben
wie Wasser wandern will nach eines Stromes Bett...

Dort, wo des Tages heiße Steine nun erkühlen
in weichem Schattenwuchs zum Dunkelsein der Nacht -
dort haben Lust und Furcht und Weh, die in dir wühlen
ein jähes Schweigsamsein - und bangen ihrer Macht.

Leier
02.10.2009, 19:55
Ja, lieber Erich Kykal -


imer wiedr, immer wieder, immer wieder ...
was kann ich denn noch schreiben, damit es nicht langweilig und abgedroschen klingt?

Hier vorm Haus stehen sehr große, alte Ebereschen, die an Dein schönes Gedicht gemahnen, auch die Abendhimmel sind hier gleich und den Steinen, wärmesatt - noch! - begegne ich auf meinen Spaziergängen.

Naturgedicht, zum Bersten mit Stimmung gefüllt.
Schiere Schönheit.

Lieben Gruß
von
cyparis

Erich Kykal
05.10.2009, 08:37
Hi, cypi!

Ja, ein Lob kann zur Herausforderung werden, damit es nicht zur gedroschenen Phrase wird. Mir geht es mitunter so, wenn ich Erebus antworten will: Wie formuliere ich meine Begeisterung, ohne mich ständig zu wiederholen?

"Glücklicherweise" finde ich doch immer auch zumindest ein "Härchen" in der Suppe, mit dem ich meine Lobesarie "würzen" kann.

LG, eKy

a.c.larin
30.10.2010, 20:12
Und dort, wo Dichter ihre sanften Weisen
mit Herzblut schreiben, sei dir eingedenk,
dass wir von Ewigkeit zu Ewigkeit nur reisen,
mit jedem Tag als kleines Gastgeschenk!

Mit jedem guten Wort als Seelennahrung,
das uns geleitet durch den großen Strom,
wird selbst das kleinste Ding zur Offenbarung
der Seele, die da steht, als Dom.

Und wie ein Raunen, noch aus Kindertagen,
erfüllt in ihr sich alte Harmonie
und möcht "Ich liebe Dich!" und "Danke!" sagen,
für all das Schöne in der Poesie.....

Erich Kykal
03.11.2010, 09:17
Und Schönes, ach, es lebt in vielen Dingen,
die uns berühren in des Lebens Gang.
Es zu erkennen will uns kaum gelingen,
doch sind wir stets erfüllt von einem Drang,

es unentwegt zu suchen in den Falten
der Tage, die wir allzu rasch durcheilen,
getrieben von entwurzelten Gewalten
und Wunden, die durch Ewigkeiten heilen.

Und doch, wenn wir nur etwas an uns halten,
streift uns ein sanfter Hauch all jener Fülle,
die uns erhebt zu den erleuchteten Gestalten,
die nie verblassen, wie ein übergroßer Wille!



PS: Nur ein Abglanz deines wunderbaren Antwortgedichts, aber ich hoffe, es kann bestehen. Liebe Grüße,

eKy

a.c.larin
03.11.2010, 16:38
Wenn zwei wie Spiegel in einander Bilder senken,
wie lässt sich wertend dann noch eins vom andern scheiden?
Das Licht der Sonne spiegelt sich in beiden
in reicher Zahl und will nur eins: Verschenken!

Im Glas des andern sieht der jeweils eine
unendlich eingetieft das eigne Sein.
Da mischt das Wahre sich und auch der Schein
wird deutlicher im andern Widerscheine!

Und staunend reift durch die Betrachtung
der Tiefe, die im Dialog entsteht,
Erkenntnis: Dass ein Geist hier weht,
der formt! Gewähre diesem Achtung,

weil du, oh Mensch, nur Teil des Ganzen bist:
Des ew'gen Geistes Kind, der durch die Dinge fließt.....


ich würde es wohl kaum so können, lieber erich, jedoch hinblick auf dichund deine texte ergeben sich immer wieder ganz zauberhafte spiegelungen...

lg, larin

Erich Kykal
04.11.2010, 08:26
Wir fassen rasch, was wir am Wegrand finden,
wie eine Beute, und vergessen doch dabei:
Wenn wir uns selber nicht einmal ergründen,
wie jenes erst, das an uns hängt wie Blei!
Wir fangen jeden Tag wie mit Geschenken an,
schon ahnend wohl, dass wir sie roh zerbrechen,
und dennoch Gnade finden, ewig untertan
dem Leben, das wir heillos blind durchzechen:
Im Anbeginn dem Ende schon versprochen,
in allem, was wir an uns reißen: Abgebrochen.
In allem, was wir schenken: Endlos aufgetan!

a.c.larin
28.11.2010, 08:46
So wohnt dem Morgen wohl ein Zauber inne,
den oft der späte Tag nicht halten kann?
Und dennoch schärft die frühe Stunde Sinne,
kommt, unverbraucht, mit ihrer Botschaft an:

Aus Traum ist alles Menschentun geboren,
aus Traum, der in die Welt mit Händen drängt!
Im Handeln aber geht manch Wunsch verloren,
versiegt die Kraft. Wenn sie nicht neu anfängt,

am nächsten Morgen wieder, unerschüttert,
was nützte uns ihr allerhöchstes Ziel?
Leb deinen Traum und bleibe unverbittert -
gleich, was dir zukommt: wenig oder viel......

Erich Kykal
15.06.2011, 14:40
Ein Morgen ist ein Morgen. Wir beschenken
uns nur damit, wie wir das eigne Dasein sehn!
Wir steuern keine große Welt, wir lenken
nur jene Welt, aus der wir innerlich bestehn!

Du sollst nicht sagen: Schön ist diese Erde!
Sag besser: Ach, wie schön kann sie mir sein!
Ich bin der Augenblick, der ich tagtäglich werde,
und denke selbst mich ewig - oder klein.