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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 1. September 1939 / 2009


Archimedes
03.09.2009, 14:21
Vor siebzig Jahren Schreckliches begann,
Diktator-Gier schlussendlich nichts gewann.
Statt Weltherrschaft millionen Menschen starben,
unendlich Leid, Vertreibung, Hass und Narben.

Zum Jahrestag gabs ein Konzert
in Szczecin von besondrem Wert.
Ein Stück von Brahms wurde gesungen,
das Requiem war sehr gelungen.

Gemeinsam musizierten Polen
mit Deutschen völlig unverholen
für Harmonie, Gemeinsamkeit,
Gedenken an vergangnes Leid.

Kann man ob dieser Qual noch singen?
Wie soll Versöhnung nur gelingen?

Wenn nicht, dann so in dieser Zeit.
Verfeindet Völker sind bereit,
gemeinsam Hass zu überwinden.
Mit ihrem Singen schließlich schwinden

der Schreckensbilder Vorurteil
und die Erkenntnis kommt zuweil,
dass jene Andern auch sich sehnen,
zu freuen an dem Klang von Tönen,

egal von wem sie komponiert.
Wer jetzt so denkt, der hat kapiert,
dass nur auf diese zaghaft Weise,
ganz vorsichtig und auch recht leise,

ein zartes Pflänzchen wird begossen,
indem gemeinsam man genossen,
mit seinem Tun, manch schönen Klang.
Versöhnung geht so seinen Gang.

Elly
12.09.2009, 18:56
Kann man ob dieser Qual noch singen?
Wie soll Versöhnung nur gelingen?

Hallo Archimedes,

das erinnert mich an den Ausspruch von Adorno, dass nach Auschwitz kein Gedicht mehr geschrieben werden dürfe.
Dies ist ihm größtenteils ja als Verdikt ausgelegt worden.. wie gut, dass sich Leute wie Paul Celan und Nelly Sachs nicht daran gehalten haben.

Ich denke auch, dass das Grauen einen Ausdruck bekommen muss, auch wenn man oft meint, es gebe Dinge für die einem die Worte fehlten.

Dann möchte ich dir auch zum Schluss deines Gedichtes kann heftig beipflichten... nur durch Annäherung kann Versöhnung und in Folge dessen Frieden entstehen und bleiben.

vlg
Elly

Archimedes
15.09.2009, 21:58
Hallo Elly, schön, dass du das Gedicht Wert befunden hast, sich damit abzugeben. Zu mal es in meinen Augen eine große Geste der Polen war, uns Deutsche überhaupt an ihrem Gedenktag teilhaben zu lassen.nur durch Annäherung kann Versöhnung und in Folge dessen Frieden entstehen und bleiben.Da hast du den Kern ausgesprochen. Es gibt so wenig Annäherung. Immer haben die Menschen Angst, man nähme ihnen was weg. Dabei ist es manchmal so einfach, so wie hier mit dem gemeinsamen Singen. Man stellt dort fest, dass es außer der Sprache und der bösen Vergangenheit gar keine Unterschiede gibt; man kann nicht einmal erkennen, wer Pole und wer Deutscher ist. Und dann sind da noch die geschürten Vorurteile, mit denen einige Unverbesserliche ihr verbrecherisches Süppchen, haarscharf an der Rassendiskriminierung, kochen.

Leider gibt es zu wenig solcher Begegnungen. Danke, dass du dich eingelassen hast.
Gruß Archimedes ...der sich in diesen versöhnenden Kreisen wohlgefühlt hat