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Galapapa
12.08.2009, 16:22
Wo bist du hin, du Jugendtraum,
die Sehnsucht jener Tage?
Entflohen in den Weltenraum?
Verloren, ohne Frage!

So irrt die Seele mir umher,
ich hab ihn nicht gefunden.
Den Liebeszauber gibt’s nicht mehr,
verloren und verschwunden.

Hast du ein Kerzenlicht gestellt,
in eines deiner Fenster?
Doch wenn die Nacht vom Himmel fällt,
dann seh ich nur Gespenster.

So blick ich auf zum Firmament
mit meinem Wunsch im Herzen,
bis meine Sehnsucht ihn erkennt,
den Schein von tausend Kerzen.

Falderwald
12.08.2009, 21:33
Hallo Galapapa,

ja, so mancher Traum und manche Sehnsucht aus jungen Tagen sind schon dahin, weil man zwischendurch mit der nüchternen Realität konfrontiert wurde, die einem viel von dem jugendlichen Idealismus nimmt.
Mancher ist danach ständig auf der Suche, um Glückseligkeit zu erlangen und verliert selbst den Glauben an die Kraft der Liebe.
Und dennoch ist die alte Sehnsucht vorhanden, denn niemand möchte alleine sein. Doch manche Wunschträume bleiben Gespenster.
Und das bleiben sie so lange, wie dieser innere Widerspruch besteht.
Einerseits der Glaube etwas verloren zu haben, und andererseits das Wissen, daß das so nicht stimmt.
Erst wenn dieser Konflikt beseitigt ist, kann man erkennen, daß auch die einfachen Dinge das Leben schöner und zufriedener machen können.
Und wer dies erkennt, dem leuchten dann auch tausend Kerzen.

So habe ich dein Gedicht verstanden, an dem es auch formal nichts zu meckern gibt.

Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Galapapa
13.08.2009, 08:03
Hallo Falderwald,
für Deinen Kommentar danke ich Dir ganz herzlich!
Deine Bemerkung zum Formalen hat mich auch besonders gefreut, weil ich als Anfänger immer noch am Lernen der Grundregeln bin. Erfahrene Leute, wie Du, haben mir da in der Vergangenheit unheimlich viel geholfen und gegeben, wofür ich auch sehr dankbar bin.
Und ich glaube, ich habe in letzter Zeit schon wieder ein Stück dazugelernt.
Deine Deutung finde ich sehr interessant, weil man die Aussage natürlich auch genau so lesen kann.
Aus meiner Sicht war der Text etwas weniger allgemein und vielmehr auf eine bestimmte Liebesgeschichte bezogen, die irgendwann endete, ohne daß das lyische Ich das wollte.
Solch einschneidende Ereignisse können einen sehr lang, gar bis zum Ende verfolgen. Sie sind wohl nicht mit Zufriedenheit aufzuwiegen.
Deine Interpretation gefällt mir im Nachhinein sogar besser. Sie hat viel mehr Spielraum, im Sinne des Wortes, und ich kann Deine Aussage aus eigener Erfahrung voll und ganz bestätigen.
Nochmals danke und sei herzlich gegrüßt von mir!
Galapapa

ruhelos
13.08.2009, 08:38
hallo galapapa,

dein Gedicht im Kreuzreim gefällt mir gut. Die Sehnsucht des lyr. ichs nach der verlorenen Liebe ist deutlich erkennbar. Nur eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen, die die 3. St. betrifft.

Hast du ein Kerzenlicht gestellt,
in eines deiner Fenster?
Doch wenn die Nacht vom Himmel fällt,
dann seh ich nur Gespenster.

Hierbei stört mich, das Wort doch. Ich würde mit einer zweiten Frage weitermachen. Warum?

Warum seh ich dann jeder Nacht
nur lauter Schreckgespenster?

Allerdings passt es dann mit dem Reim nicht. Es ist ja auch nur eine unausgereifte Idee meinerseits. Vielleicht ist deine Version ja doch besser.

Viele Grüße
ruhelos

Galapapa
13.08.2009, 09:20
Hallo ruhelos,
danke für Deinen lobenden Kommentar!
Ich will versuchen, zu erklären, was in der 3. Strophe gemeint war:
Die Frage "Hast Du ein Kerzenlicht gestellt..." ist eigentlich mehr ein Wunschtraum, im Sinne von "ach, wenn's doch so wäre, aber wenn ich hinschau, seh ich kein Licht, sondern..."
Ich hätte einen Vorschlag, das zu verbessern: Das "doch" durch "stets" zu ersetzen.
Wenn das in Deinem Sinne eine Lösung wäre, dann werd ich's ändern.
Nochmals danke und sei herzlich gegrüßt!
Galapapa

ruhelos
13.08.2009, 09:35
hallo Galapapa,

deine Antwort kam ja wirklich prompt, noch bevor ich meinen neuesten Vorschlag unterbreiten konnte. Ich will ihn dir trotzdem mitteilen, obgleich deine Erklärung schlüssig ist und es demnach wohl besser so stehen bleiben sollte, aber wenn ich schon mal nachgedacht habe, dann muss ich es auch schreiben.

Hast du ein Kerzenlicht gebracht,
an eines deiner Fenster?
Warum seh ich dann in der Nacht
nur lauter Schreckgespenster?

Eine weitere Möglichkeit wäre es villeicht noch um deinen Gedankengang im Gedicht selbst deutlicher werden zu lassen, klar zu machen, dass es sich um einen Wunsch handelt. Im Sinne von: Hättest du doch nur ein Kerzenlicht aufgestellt, dann sähe ich keine Gespenster. Es bleibt natürlich deine Sache und ist nur ein Vorschlag.

Viele Grüße
ruhelos

Galapapa
13.08.2009, 10:00
Hallo ruhelos,
ja, ich mach halt im Urlaub was ich am liebsten mach: Ich sitz vor der Kiste und stöbere im Gedichtforum...
Dein Vorschlag ist insofern sehr gut, als er die gewollte Aussage ganz klar ausdrückt. Ich bin aber noch am Überlegen, weil ich meine, dass die neue Strophe irgendwie in der übrigen Gedichtform etwas aneckt. Vielleicht auch nur, weil man merkt, dass zwei verschiedene Autoren zugange waren?
Ich denk nochmal nach und danke Dir für Deine Mühe und Dein Interessen an meinem Text.
Bis hoffentlich bald mit herzlichem Gruß!
Galapapa

Behutsalem
15.08.2009, 08:53
Hallo Galapapa!

Ein bezauberndes Werk.
Zu selten bin ich hier um deine Gedanken zu verfolgen;
Jedoch du weißt, es tanzt sich nicht leicht auf zwei Kirchtagen.

Es ist schon soooo viel schönes über deine Zeilen gesagt worden,
und dem schließe ich mich gerne an.

Mir gefällt dein Werk, wie sollte es anders sein, sehr gut.

Sehr gerne gelesen,
ganz liebe Grüße, Line

Galapapa
16.08.2009, 08:22
Hallo Line,
ich bin hocherfreut und geehrt, wieder von Dir zu hören!
In der Tat habe ich dich schon vermisst und freue mich um so mehr über Dein schönes Lob. Danke!!
Ein wenig abgedroschen, die Kerze im Fenster, aber mich fasziniert dieses Bild immer wieder...
Hoffentlich bis bald mal wieder.
Mit herzlichen Grüßen!
Galapapa

Leier
16.08.2009, 13:27
Lieber Galapapa,

der ganze Schmerz einer unerfüllten Liebe spricht aus diesen Versen!
Es wird einem selbst weh ums Herz, wenn man sie liest, vor allem, wenn man sich darin selbst wiedererkennt -haargenau.
Nein, das läßt nicht los, das schmerzt bis zum Grab.
Wundervoll!
Ich würde nichts ändern.

Lieben Gruß
von
cyparis

Galapapa
17.08.2009, 09:51
Hallo Cyparis,
ja, immer wieder holt einen diese wundervolle Vergangenheit ein. Bitter, wenn's nur weh tut; herrlich, wenn man dann ein wenig in den Erinnerungen schwelgen kann...
Ich danke Dir herzlich für Dein Lob und freue mich, dass ich Dich mit dem Text erreichen konnte.
Mit einem lieben Gruß!
Galapapa

a.c.larin
17.08.2009, 11:11
lieber galapapa,

von verlorener liebe kann ich im augenblick gar nicht gut was hören.
aber dein gedicht find ich auch sehr schön...!
larin

Galapapa
17.08.2009, 23:16
Hallo Larin,
vielleicht hättest Du es gar nicht lesen sollen.
Frische Wunden, die im Heilprozess sind, sollte man nicht aufreißen; sie bluten auch so oft genug nach...
Ich finde es aber echt toll, dass Du mir trotzdem ein so liebes Lob drunter geschrieben hast; danke!
Sei ganz herzlich gegrüßt vo mir!
Galapapa

Dana
29.08.2009, 18:49
Lieber Galapapa,
auch ich habe dein Gedicht eher mit einer "Wendung zum Positiven" gelesen.
Beim Lesen der Kommentare und deiner Antworten habe ich zwei un
terschiedliche Interpretationen vor mir.

Aber diese Strophe

So blick ich auf zum Firmament
mit meinem Wunsch im Herzen,
bis meine Sehnsucht ihn erkennt,
den Schein von tausend Kerzen.

leitet meine Erfahrung doch mehr in die hoffnungsvolle Richtung.

Liebe findet immer einen Weg; sei es in Erfüllung, sei es in Entsagung.
(Ich kann den Autor dieses Spruches nicht benennen. Möchte aber kundtun, dass er nicht von mir stammt)
Für mich hatte er beim ersten Lesen eine große Bedeutung. Wenn der Schmerz vielleicht doch nicht sofort nachließ - ich dachte mir dabei:
Auch wenn ich es lange oder nie erfahre - diese Liebe sollte nicht sein. Vielleicht gerade darum, um im Herzen weiter zu leben, so, wie sie gewesen ist - aber so nicht geblieben wäre.

In deiner Verdichtung gefällt es mir aber sehr.

Liebe Grüße
Dana

Galapapa
26.09.2009, 13:12
Hallo, liebe Dana,
bitte entschuldige, dass es so lange gedauert hat, bis ich Dir antworte. Ich habe eine sehr turbulente Zeit hinter mir. Also, bitte nicht böse sein.
Danke für Deinen Kommentar, der mir sehr gefallen hat! Du liegst mit Deiner Interpretation eigentlich genau richtig. Eine Liebe, die nie sein kann, nie Erfüllung finden wird, findet Trost in der Vorstellung, dass sie auf Gegenseitigkeit beruhte. Die Kerze ist da, sogar viel tausendfach. Damit kann diese Empfindung im Herzen weiterbestehen...
Also, nochmals sorry und vielen Dank!
Mit herzlichem Gruß!
Galapapa