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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Am blauen Ufer


Helene Harding
24.06.2009, 18:10
gelöscht gelöscht

Blaugold
25.06.2009, 00:48
Hallo Helene

Der Aufbau, das graphische Bild deines Gedichtes zeigt filigran Zeilenumbrüche und so was wie Strophen. Vielleicht ist die farbliche Komponente, zwischen den Zeilen zu lesen, gewollt:

blaues Ufer
rote Zweige
(grüner) Frosch
(weiße?) Enten
vielleicht braunes Haar

auch diverse Sinneseindrücke des LI sind (vielleicht) absichtlich eingebaut:

der Stille lauschen
Farben sehen
Geräusche hören
und träumen von Gerüchen

manche Strophen finde ich schlicht und meditativ, manche nicht.

Am blauen Ufer
ruht sich
meine Seele aus

ist poetisch sicher genauso schön wie

Unter blauem Himmel
kommt meine Seele
zur Ruhe

Jene Buche
taucht ihre roten Zweige
in weise Stille

"Jene" als Synonym für z.B. "diese, die ich dort sehe" ist verständlich.
Ich bin versucht, weise Stille wie weiße Stille, also "unschuldig" zu akkomodieren (angleichen, gleichsetzen).
Und das gefällt mir sehr, ist es gewollt. Was ist unbefleckter, als Stille?
Ansonsten gibt es noch die fantasievolle Betrachtung als "eine Weise(Melodie)
die sich (nur scheinbar paradox) als Stille offenbart; die würde mir auch sehr gefallen. ;)

Der Wind spielt
der Trauerweide
ein leises Lied

Das Sinnbild ist klar,
der Wind spielt ... ein leises Lied ist für mich ok,
doch (oh Gott, der schon wieder, höre ich dich denken :cool:)
... der Trauerweide ...[/I]
ist für mich zu märchenhaft. Als Impression (Sinneswahrnehmung) nicht geeignet, als Vorstellung, Fantasie, dass der Wind für die Weide singt ok. Als Naturbeschreibung also fraglich.

ebenso

Ein Frosch
raunt mutig
seiner Liebsten zu

Frösche quaken, können, na gut, auch raunen, als poetischer Ausdruck für ein Balzrufen vielleicht ok, als Objektive Naturwahrnehmung nicht.

Dahingehen ist

Enten ziehen
geruhsam
ihre Bahn

wieder klar und impressionistisch wiedergegeben, gut so.

Als LI seine Augen schloss, nahm es erinnernd wohl wieder einen Duft wahr, nur in der Vorstellung, denn der olfaktorische Reiz (Geruch) ist nicht in der Nähe.

somit denkt LI schlussendlich doch an den geliebten Mensch vielleicht, oder ?

Nochmal oh Gott, der schon wieder:

[I]und dein ferner Duft
ruht ganz sanft
wieder
auf meinem Haar

wie weit ein Duft weg ist, der gerochen wird, kann man allein durch Schnuppern nicht wissen, das kennt keine räumliche Ortung.
Als sanft und mild mag man einen Duft riechen und beurteilen können, ob er sanft auf irgendwelchem Objekt ruhen kann...?

Ich verstehe deine Absichten sehr wohl, ein Werk in poetische Worte zu fassen. Das kannst du auch recht gut. Was aber Sinnbilder, Metapher oder Umschreibungen dabei angeht, finde ich Beliebigkeit absolut unlyrisch. Alles ist natürlich erlaubt, doch ob alles deswegen Angewandte auch zu gelten hat, ist Ansichtssache. Auch meine Kritik ist nur meine Sichtweise bezüglich meinen Begründungen zur Verwendung von Sinnbildern. :)


Blaugold

forelle
25.06.2009, 12:42
Hallo Helene,

ich nehme hier mal nichts auseinander. Lasse es genauso wie es ist. Gerade weil es so ist, wie es ist, ist es zum Augenschließen und genießen.
Wenn alles so friedlich und so still ist, wie hier, dann ist das Balsam für die Seele. Auch die innere Fähigkeit, diesen Moment still in sich aufzunehmen, ist das Bild, dass du beschreibst. So kommt es rüber. :)

liebe Grüße von forelle



.

Helene Harding
25.06.2009, 15:09
@Blaugold
Hallo Blaugold, du hast dir für meine Zeilen sehr viel Zeit genommen, das freut mich sehr.
Die von dir im Einzelnen betrachteten Bilder sind im Ganzen sowohl metaphorisch, als auch auf die natürliche Art der Realität bezogen zu verstehen.
Insbsondere diese Verse sind aus einer romantisch-verklärten Vorstellung entstanden:

und dein ferner Duft
ruht ganz sanft
wieder
auf meinem Haar

Der Duft ist hier allein Sinnbild für Erinnung. So ist es mir, der Autorin, durchaus möglich, Erinnerungen allein durch den Geruch eines bestimmten Parfums in einem angenehm-sinnlichen Bezug zurück zu führen; und diese Geruchs-Assoziationen mit einem entsprechendem Gefühl gelingen sehr oft. Ich denke schon, dass diese Fähigkeit viele Menschen besitzen.
Meine Verse sollten nicht allzu verzerrt bzw. verkryptet daherkommen, es war mir in diesem Falle sogar wichtig, die Bilder in ihrer Klarheit zu offenbaren.
Wenn dir unlyrische Sequenzen den Lesegenuss mindern, ist mir das schade, doch nachvollziehbar und zu respektieren.
Herzlichen Dank für die interpretative Auseinandersetzung.

alles liebe, Helene

@forelle
Hallo forelle, dass du nichts "auseinander" zu nehmen vermags, ist wohl dem nachfolgendem Verständnis geschuldet, dass du, gleich mir, eine innere Fähigkeit, Momente in ihrer Stille und seelischer Balsamkeit, durchaus nachzuvollziehen verstehst.
Das löst in mir einen Wohlklang aus. Dankeschön.

alles liebe, Helene