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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dichter ist mein Name


Dana
20.06.2009, 00:41
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Verzeihen Sie, Dichter ist mein Name,
der aus dem Park, erinnern Sie?
Es kamen Leute mit Kamera und Kabel,
um über sie, den Bösen, einen Film zu machen.
Zu suggerieren, dass hinfort
die pure Güte unter Linden wandelt.

Der Zufall wollte, als ich dort saß und schrieb,
dass man für mich sich intressierte.
Ohne zu lesen, voll des Lobes war
und in die Kamera versprach, sich
meiner Werke anzunehmen. Ich komm

zu ihnen, weil ich die Karte habe
und auch Ihr Wort klingt noch in meinem Ohr.
Dass Sie mich lesen wollten. Bitte sehr,
ein Manuskript leg ich in ihre Hand.
Es ist nicht leicht, ich bin zu unbekannt.

Ein Schreiberling, es ist doch nicht zu fassen!
Glauben Sie wirklich an das, was dort geschah?
Die Politik haben sie nicht begriffen!
Es ging um Massen vor dem Fernseher.
Wo wollen Sie, Herr Dichter, mir denn nützen?

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Panzerknacker
20.06.2009, 11:40
Hallo Dana,

genau wie du geschrieben hast, so ist das Leben. Damit wird man fertif.
Mir ist aber folgendes passiert:
Ich habe doch selber ein Buch heraus gebracht, welches ich teilweise verkaufe oder verschenke. Eines von denverschenkten Büchern kam zu Bekannten von uns in die Hände. Jetzt verstarb die Mutter des neuen Besitzers und die Trauer von Ehemann, Sohn und Schwiegertochter war sehr groß. Als die kleine Familie traurig zusammen saß, bekam der Witwer zufällig deas Buch in die Hände und las daraus ein paar Gedichte vor. Die Reaktion war: Danke Michael, endlich konnten wir wieder einmal ein wenig lachen.
Da stellt sich die Frage, wer braucht schon Funk und Fernsehen, wenn er im Bekanntenkreis für Freude sorgt.

Schönes Wochenende, der Knacki

Dana
21.06.2009, 00:43
Lieber Knacki,
du hast mit dem Herzen kommentiert, danke.:)
Die Medien machen nicht glücklich und der gemachte Politiker auch nicht.
Aber, wenn sie den Kleinsten medienwirksam brauchen, dann lassen sie sich medienwirksam herab.
Mir ging es nicht einzig um Schreiben und Schreiber. Es sind die Macharten, wo sie Schicksale betrauern und sich ins Fäustchen lachen.
Deine Geschichte berührt ganz anders - sie ist echt und zeigt auf, worauf es ankommt.
Herzlichen Dank,
liebe Grüße
Dana

forelle
14.07.2009, 20:50
Hallo Dana,


so ist der Homo Sapien Sapien. Heißen wir nicht so?
Durch die Masse kommt das Geld. Zudem kommt noch, das sich selten zeitgenössische Kunst gut verkaufen lässt. Abgesehen von Ausnahmen.
Und das ist die Kunst der Künste; zu erspüren, was die Menschen brauchen könnten. Menschen lesen gern Gedichte, nur, sie wollen sie nicht kaufen. :(

Und leider kommt es auch noch oft darauf an, wer da ein Gedicht schreibt. Käme ein Prominenter damit her, wäre es eine Sensation. ;)

waren so meine Gedanken,
lieber Gruß forelle :)

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Medusa
15.07.2009, 10:58
Guten Morgen Dana,

gerätst Du in ihren Sog, dann musst Du sehr stark sein, um nicht dem Reiz zu erliegen, den die Medien ausstrahlen. Die locken mit Geld, Anerkennung, Prominenz; ihre Lügen verstehen sie so gut zu verschleiern, dass nur wenige Menschen merken, wie sie verheizt werden.

Mir fielen beim Lesen Deines Werkes diejenigen Menschen ein, die vor Fernsehkameras ihr Inneres nach außen kehren und nach der "show" fallen bzw. allein gelassen werden.

Deine Gedichte klingen für mich wie gereimt. Erst am Ende merke ich, dass das gar nicht stimmt. Schön sind Deine Enjambements, die Du überaus gekonnt einsetzt.

Ein sehr eindringlicher Text, der zum Nachdenken einläd.

Herzliche Grüße,
Medusa.

Leier
15.07.2009, 13:02
Liebe Dana,

s e h r interessant!
Erinnert mich an einen Dichter, der sich - versehentlich? gewollt? - unter ein Auto warf.

Aber jetzt:


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Verzeihen sie, Dichter ist mein Name, (da wörtliche Anrede: "Verzeihen Sie". )
der aus dem Park, erinnern sie? (Erinnern Sie sich?)

Es kamen Leute mit Kamera und Kabel,
um über sie, den Bösen, einen Film zu machen. (über ihn, den Bösen - über sie, die Böse)
Zu suggerieren, dass hinfort
die pure Güte unter Linden wandelt.

Der Zufall wollte, als ich dort saß und schrieb,
dass man für mich sich intressierte.
Ohne zu lesen, voll des Lobes war
und in die Kamera versprach, sich
meiner Werke anzunehmen. Ich komm

zu ihnen, weil ich die Karte habe (Punkt?)
und auch ihr Wort klingt noch in meinem Ohr.
Dass sie mich lesen wollten. Bitte sehr, (möchten statt wollten?)
ein Manuskript leg ich in ihre Hand.
Es ist nicht leicht, ich bin zu unbekannt.

Ein Schreiberling, es ist doch nicht zu fassen!
Glauben sie wirklich an das, was dort geschah?
Die Politik haben sie nicht begriffen!
Es ging um Massen vor dem Fernseher.
Was wollen sie als Einzelner mir nützen? ( was können ??)

****

Kommt auf den Sender an!


Liebe Dana,

das kommt davon, wenn man sich auf Versprechen einläßt.
Aber schon ein Butterbrot kann verlockend sein.
Oder hab ich Dich mißverstanden?

Lieben Gruß
von
cyparis

Dana
13.08.2009, 21:45
Liebe forelle,
so heißen wir und so sind wir.:)
Du hast meine Zeilen aus der Sicht des "Schreiberlings" stimmig betrachtet.

Aber, liebe Medusa,
du hast die Scheinheiligkeit der Stimmenfänger erkannt. Die Medien verheizen, die Politiker tun interessiert - ihr Ansinnen hat aber mit dem und den Menschen wenig zu tun. Quoten und Egopolitur sind gefragt.

Liebe Cypi,
schau mal, was ich Medusa schrieb. Den Herren Dichter möchte ich in Schutz nehmen. Er hat eigentlich nur das geheuchelte Interesse des Politikers testen wollen. Schon im Park merkte er die medienwirksame Bekundung pro Dichter.
Wenn ihm sein "Test" auch recht gab, der Herr aus der "höheren Ebene" hat so und so nichts gemerkt. Jene sehen den Einzelnen und auch ganze Völker nicht, wenn sie den Herren nicht an die Macht verhelfen.
Deine Vorschläge "überprüfe";) ich noch - aber ich weiß schon, dass ich einige gern übernehme.

Euch allen ganz liebe Grüße und herzlichen Dank,
Dana

ruhelos
04.01.2010, 09:35
hallo dana,

endlich habe ich das Gedicht gefunden, nachdem ich schon lange gesucht habe. Ich wusste, du hast ein Gedicht von dana gelesen, dass du noch unbedingt kommentieren wolltest. Dieses Gedicht hat mich tief berührt. Es liest sich wie ein Reimgedicht, obwohl es eigentlich keines ist, abgesehen von einem zufälig eingestreuten Reim am Ende. Du hast auf einen sehr traurigen Umstand aufmerksam gemacht: Gut ist nur das, was sich auch gut verkaufen lässt. Eine Kleinigkeit würde ich persönlich ändern:

der aus dem Park, erinnern Sie sich?

Gern und zustimmend gelesen.

Viele Grüße
ruhelos

Dana
20.01.2010, 17:11
Liebe ruhelos,
entschuldige - ich hielt es für "untergegangen" - doch dann kam dein "gern und zustimmend". Dafür herzlichen Dank.

Ich möchte gern bei "erinnern sie" bleiben. Für mich fühlt es sich lyrischer an ohne "sich".
Es ist längst überholt, doch habe ich in alten Gedichten relativ oft gelesen:

"Erinnerst du?"

Ich weiß, dass du darauf nicht bestehen wirst.;)

Liebe Grüße
Dana