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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Danebenleben


Thomas
01.12.2019, 21:31
Danebenleben

Sie griff auf ganz besondre Weise
in ihrem Leben in die Scheiße.
Ihr erster Freund hat ihr beim Küssen
die halbe Zunge abgebissen.
Der Zweite machte sie zur Frau
mit Tripper und mit HIV.
Ihr Dritter schwängerte im Suff
sie nebenbei und ging zum Puff.
Der nächste prügelte sie blau
und ging zurück zu seiner Frau.
Drauf warf sie sich vor einen Bus,
doch statt erhofftem Exitus
liegt sie im Koma auf Station
und wartet auf des Himmels Lohn,
wo Engel sie geschlechtsneutral
erlösen von der Erdenqual.

Erich Kykal
05.12.2019, 21:18
Hi Thomas!

Hat das "U" vor dem Titel eine Bedeutung oder ist das ein Tippfehler?

Es liest sich erst mal sehr lakonisch - so als würde nur ein weiteres unempathisches Mannsbild sich über das Unglück dieses Opfers lustig machen.
Erst beim genaueren Hinhören erkennt man die brüllende Sozialkritik.

Immer noch gibt es sie, die Männer, für die Frauen nur Lust- oder Gebrauchsobjekte sind, soziopathisch, rücksichtslos, egomanisch, gewalttätig - und leider unverdient von manchen Weibern dennoch bevorzugt oder geradezu angebetet!
Leicht könnte man sagen: Selbst schuld, die doofe Tussi! Bedenkt man aber, dass diese vielleicht einen Vater hatte, der ihr ihr Rollenbild von klein auf eingeimpft hat, ob mit Hirnwäsche, Drohung oder Prügel, oder eine Mutter, die ihr devot und hilflos dienend die Rolle vorgelebt hat, der sie sich fügen sollte - dann relativiert sich das Vorurteil von der Dummheit.
Nicht alle haben die Kraft, erfolgreich zu rebellieren und Gemeinschaft und Sicherheit willentlich zu verlieren, nur um selbstbestimmt leben zu können. Viele bleiben, gebunden von Liebe und Respekt, den ihnen aufgedrängten "Werten" verhaftet, ordnen ihre Lebenserfüllung freiwillig unter.
Es muss also nicht unbedingt mit Willensschwäche zu tun haben.
Umso verachtenswerter die Typen, die solche eine soziale Haltung schamlos ausnutzen, machttrunken manipulieren und schwächen, bis ihre Opfer ihnen hörig sind, gebrochen und willenlos.
Arschlöcher eben ...

LG, eKy

Thomas
05.12.2019, 21:32
Lieber Erich,

wie das "U" da hinkam kann ich nicht erklären.

Vielen Dank für deine Gedanken zu dem Gedicht. Derartiges habe ich gehofft anregen zu können. Wie du mir zeigst, nicht umsonst. Das freut mich.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Mich freut auch, dass du wieder mit von der Partie bist.