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Erich Kykal
05.11.2019, 09:21
Wer kann sich schon auf wen verlassen?
Wer bleibt durch alle Stürme treu?
Wer trägt die Schuhe, die ihm passen,
in allen Wettern ohne Scheu?

Wir gehen fremd und in die Brüche,
und fühlen kaum, was andern fehlt,
und nennen es ein Spiel der Psyche,
die sich am wahren Leben stählt.

Wer darf sich frei mit wem vergnügen?
Wer scheut den Bruch der Regeln nicht?
Wer hilft den Seelen, die sich fügen,
aus allen Irrungen ins Licht?

Wir folgen brav und einem Glauben,
und beten an, was These bleibt,
und jenen, die den Geist berauben,
ist Starre alles, was sie treibt.

Wer trägt schon gern an andrer Lasten?
Wer wagt zu sagen, was wir sind?
Nur Träumer, Ketzer und Fantasten!
Und was davon wirst du, mein Kind?

Hans Beislschmidt
13.11.2019, 18:56
Hey Erich,
ein existentialistisches Werk, welches Jaspers sicher auch gefallen hätte. Es gibt keinen Angelpunkt, keine feste Achse, außer der Mutterliebe vielleicht, so man sie erfahren durfte.
Gern gelesen. Gruß vom Hans

Erich Kykal
13.12.2019, 23:28
Hi Hans!

Das Gedicht erzählt vom Menschsein, von seinen Unsicherheiten, Zweifeln, Verstellungen, Rollenspielen, von Dogmatismus, gesellschaftlicher Enge, Gefangenschaft in Ritualen, Denkschemata, Vorurteilen - aber auch von der Erlösung, der Befreiung des Geistes und des Herzens, der Sehnsucht nach Wahrheit und Offenheit, ohne sich fürchten zu müssen.

Wer sind die richtigen Vorbilder? Wem eifern wir nach? Den konservativen Selbstbetrügern, den Angepassten, Demagogen und "Realisten" - oder den Träumern, Ketzern und Fantasten?

Ich für meinen Teil kenne für mich die Antwort ... ;)

LG, eKy