PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weltreligion


Ibrahim
02.06.2009, 09:47
Wenn Gottessichten sich bekriegen,
Die Hetze Krieg und Mord gebärt,
Wird niemals je die Wahrheit siegen.
Es bleibt ein Krebs, der weiter schwärt.

Propheten, Gurus, Exegeten,
Gebote, Strafen, Endgericht,
In ihrem Sinne nur zu beten,
Versprechen sie den Weg zum Licht.

Ein Glaubensatz, ein Kurzgedanke
Genügte schon für Menschlichkeit.
Erricht’ zum Nächsten keine Schranke,
Erwecke durch dein Tun nie Leid.

Dem Mitgeschöpf belasse Würde,
Vergeude nicht der Erde Gut.
So nehme man die kleine Hürde
Zum Geist, auf dem die Welt beruht.

Blaugold
03.06.2009, 18:07
Hallo Ibrahim

Inhaltlich möchte ich deinem Gedicht allermeistens zustimmen.

Gottessichten (ich denke, da meinst du Ansichten, Vorstellungen über das, was man Gott zuschreibt) sind natürlich von Konfession zu Konfession verschieden, manchmal gar widersprüchlich. Mit diesem Bild "im Glauben" rechtfertigt man alles, was "zu Ehren" dieses Abbildes im Denken getan wird.

Erwecke durch dein Tun nie Leid.

ist wohl ein fundamentaler Satz der Nächstenliebe, der, weil in allen Weltreligionen dies ein Gebot ist, keinen Raum für Gewalt aller Formen freigibt!

Metrisch/rhythmisch ist dein Gedicht gleichförmig zu lesen, die Reime passen.

Weniges fiel mir auf:

Wenn Gottessichten sich bekriegen,
Die Hetze Krieg und Mord gebärt,
da taucht zum 2mal Krieg auf. Alternative z.B:
Die Hetze, Mord und Leid gebärt.
Wird niemals je die Wahrheit siegen.
Es bleibt ein Krebs, der weiter schwärt.

Propheten, Gurus, Exegeten,
Gebote, Strafen, Endgericht,
In ihrem Sinne nur zu beten,
Versprechen sie den Weg zum Licht.

Ein Glaubensatz, ein Kurzgedanke
Genügte schon für Menschlichkeit.
Hier würde ich eine rhetorische Frage daraus machen, um eben nicht zu bestätigen, dass Glaubenssätze allein Menschlichkeit bezeugen:
Genügt das schon für Menschlichkeit?
Erricht’ zum Nächsten keine Schranke,
Erwecke durch dein Tun nie Leid.

Dem Mitgeschöpf belasse Würde,
Vergeude nicht der Erde Gut.
So nehme man die kleine Hürde
Zum Geist, auf dem die Welt beruht.

Eine wichtige Frage ist ja seit den Ursprüngen der menschliches Suche nach etwas "Heiligem", nach etwas, das die archaischen und animalischen Beweggründe des Menschseins übersteigt: Kann ich (der Mensch) einem Geist angehören, der mehr ist als meine kleinlichen Begehren des Ichs?
Kann dieses Konstrukt der Psyche sich tatsächlich an etwas anklinken, das außerhalb meines "Kleingeistes" zu finden ist? Denn das Egozentrum ist ja das, was mich von allem anderen trennt. ;)

Blaugold

Medusa
03.06.2009, 21:33
Ohja,Ibrahim,

DAS isses! Du sprichst mir aus der Seele. Dieses wunderbare Gedicht sollte an jeder Kirchen-, Moscheen- und Synagogentür hängen, in riesigen Lettern in allen Sprachen und für jeden sichtbar!

Traurig, dass daraus nichts wird, grüßt Dich herzlich
Medusa.

Seeräuber-Jenny
04.06.2009, 00:08
Ahoi Eiländer,

Medusa, warum glaubst du, dass daraus nichts wird? Wenn wir versuchen, miteinander friedlich umzugehen, wird es uns auch gelingen. Und gerade von dir kann sich mancher eine Scheibe abschneiden.

Aye, Blaugold, ob wir in der Bibel lesen, im Koran oder im Flug der Vögel: Die heilige Schrift lehrt uns Nächstenliebe, Güte, Gewaltlosigkeit.

Wieso zögern wir noch? Wir sollten uns schnell auf den Weg machen zum Geist, auf dem die Welt beruht.

Ein schönes und wahres Gedicht, Ibrahim.

Liebe Grüße
Seeräuber-Jenny

Klatschmohn
04.06.2009, 04:51
Lieber Ibrahim,
auch ich möchte mich einreihen in die Schar, die Dir in Deinem Gedicht vollens zustimmt und mit einer ungeduldigen Sehnsucht darauf wartet, bis dieser Zustand eintritt. Sicher können wir alle was dafür tun, doch ehrlich gesagt fürchte ich, dass der Mensch gar nicht reif ist dafür.
Immer wieder wird es Menschen geben, die ihre Interessen mit Manipulation und Gewalt durchsetzen wollen - skrupellos.
Immer wieder - man sieht es an so vielen kaputten Beziehungen, werden augenblickliche Interessen höher gestellt als die Nächstenliebe, aber auch der Selbstliebe, mit dem ich im Übrigen nicht den Egoismus meine.

Ein Glaubensatz, ein Kurzgedanke
Genügte schon für Menschlichkeit.
Erricht’ zum Nächsten keine Schranke,
Erwecke durch dein Tun nie Leid.

Dem Mitgeschöpf belasse Würde,
Vergeude nicht der Erde Gut.
So nehme man die kleine Hürde
Zum Geist, auf dem die Welt beruht.

Was für schöne Verse, welch eine Hoffnung.
Wenn wir uns nicht daran halten, werden letztlich alles selbst zerstören.

Was für ein schöner Vers am frühen Morgen.

Liebe Grüße,
Klatschmohn

a.c.larin
12.07.2009, 11:34
lieber ibrahim,

hab nicht mehr viel neues hinzuzufügen, außer:
auch mir gefällt dein gedicht, inhaltlich und auch der form nach.

liebe grüße
larin

Dana
21.11.2009, 23:18
Lieber Ibrahim,
vielleicht ist es nur darum so unmöglich, weil es so einfach wäre.

Unglaublich, was der Mensch im Namen seiner Götter den Anhängern abverlangt. Solang es aber Gefolgschaften gibt, wird es nach wie vor im Sinne der
Propheten, Gurus, Exegeten,
Gebote, Strafen, Endgericht,
In ihrem Sinne nur zu beten,
Versprechen sie den Weg zum Licht.

funktionieren. Die Machtausübung mit der Angst.

Du hast die Weltreligion(en) gut vorgeführt.

Liebe Grüße
Dana